„Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren“
Dauerläufer Mat Bodie will mit dem ERC Ingolstadt am Freitag in der Finalserie gegen München ausgleichen

20.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:19 Uhr

Er läuft und läuft und läuft: Verteidiger Mat Bodie hat in den Play-offs bereits 80,26 Kilometer abgespult. Foto: Red Bull München/City-Press GmbH

Mit einem Heimsieg kann der ERC Ingolstadt an diesem Freitag (19.30 Uhr) die Finalserie gegen München ausgleichen und damit einen weiteren Schritt Richtung Meistertitel machen. Die Panther wollen an den 4:3-Sieg am vergangenen Dienstag anknüpfen und in der ausverkauften Saturn-Arena die Emotionen besser im Griff haben. Verteidiger Mat Bodie ist fest davon überzeugt, dass seine Mannschaft aus der 1:7-Pleite im ersten Heimspiel gegen den EHC gelernt hat.



Herr Bodie, Torhüter Jonas Stettmer wollte sich am Dienstag in die Eistonne setzen und durchmassieren lassen. Sie sind der Dauerläufer der Panther und waren wohl ähnlich geschafft nach dem aufopferungsvoll erkämpften 4:3-Sieg. Haben Sie sich auch durchkneten lassen?

Mat Bodie: Nein! (lacht) Jonas war großartig. Er sprang ein, machte ein richtig starkes Spiel und sorgte damit auch dafür, dass wir weiter alle Chancen in dieser Finalserie haben. Es ist wirklich toll, dass er die Riesenherausforderung so gut gemeistert hat. Wir hatten ihm vor dem Spiel geraten, dass er einfach versuchen soll, die Partie zu genießen. Am Ende ist es auch nur ein Eishockey-Spiel. Und das hat er definitiv gemacht, er war überglücklich danach.

Sie und Ihre Teamkollegen mussten noch ein wenig mehr Einsatz leisten, um den jungen Goalie so gut wie möglich abzuschirmen von den offensivstarken Münchnern.

Bodie: Das stimmt, wir mussten unsere Körper noch ein wenig mehr opfern. Aber das zeichnet uns schon die ganze Saison über aus, wir sind ziemlich gut darin, Schüsse zu blocken. Am Dienstag hat jeder noch einmal eine Schippe draufgelegt – am Ende hat es sich ausgezahlt.

Sie standen dabei mehr als eine halbe Stunde auf dem Eis und haben mit 6:21 Stunden die meiste Eiszeit aller Panther in den Play-offs, obwohl Sie eine Partie gesperrt waren. Wie halten Sie das durch?

Bodie: Ich versuche einfach kurz durchzuschnaufen, wenn ich auf der Bank sitze, und wenn ich auf dem Eis bin, nicht zu viel darüber nachzudenken. Außerdem bin ich natürlich nicht immer am Puck, da kann ich auch Energie sparen. Allgemein ist es vor allem eine mentale Herausforderung, um die ganze Zeit über konzentriert zu bleiben.

Ist die mentale Herausforderung also größer als die physische?

Bodie: Mental ist es am besten, man spielt einfach, ohne groß darüber nachzudenken. Der Körper tut in den Play-offs natürlich etwas mehr weh, aber während des Spiels ist das Adrenalin so hoch, dass man das gar nicht so merkt. Die blauen Flecken und Prellungen spürt man erst, wenn man am nächsten Tag aufwacht. Aber jeder gibt im Moment alles, deshalb steckt man das gerne weg.

Im Schnitt absolvieren Sie 38 Wechsel pro Partie und stehen dabei 45 Sekunden lang auf dem Eis. Ist es hilfreich, dass Ihre Einsätze nicht so lang sind?

Bodie: Ja, wir haben zwar mehr Wechsel als gewohnt, bleiben durch den kürzeren Einsatz aber frisch. Wenn du mehr als eine Minute draußen warst, kannst du dich nicht so schnell erholen, bevor du wieder auf das Eis musst. Deshalb ist es besser, dass unsere Wechsel sehr kurz gehalten werden.



Am vergangenen Dienstag liefen Sie 6,5 Kilometer über das Eis, insgesamt haben Sie in den Play-offs bereits 80,26 Kilometer abgespult. Auch das ist Bestwert in Ihrer Mannschaft. Wie regenerieren Sie zwischen den Spielen?


Bodie: Ruhe und Flüssigkeitszufuhr sind ohne Zweifel die zwei wichtigsten Dinge. Es ist wichtig, dass man acht Stunden schläft, vielleicht hier und da noch ein Nickerchen einlegt und so viel wie möglich über den Tag trinkt. Außerdem muss man darauf achten, dass man genügend Kalorien zu sich nimmt, um den Energiespeicher wieder aufzufüllen.

Können Sie während der Play-off-Serie auch mal runterfahren und entspannen?

Bodie: Mit dem freien Tag am Mittwoch konnten wir kurz abschalten und mal nicht an Eishockey denken. Das war wichtig, um unsere Batterien wieder aufzufüllen. Ich bin früh ins Bett, um mich zu erholen, das war herrlich. (lacht) Jetzt sind wir bereit für das Heimspiel. Aber wenn man jeden zweiten Tag spielt, heißt es einfach weiter, immer weiter.

Der erste Versuch in der eigenen Halle ging am vergangenen Sonntag gehörig schief. Trainer Mark French sah die Ursache für die 1:7-Niederlage vor allem darin, dass das Team vor eigenem Publikum anfangs zu nervös war. Wie wollen Sie am Freitag mit den Emotionen umgehen?

Bodie: Ja, vor allem in den ersten fünf bis zehn Minuten waren die Emotionen in der Halle sehr hoch. Wir lieben unser Publikum und die Energie, die uns die Fans verleihen. Aber zugleich müssen wir diese Emotionen auch kontrollieren. Nachdem wir das jetzt schon mal erlebt haben, gehe ich allerdings fest davon aus, dass wir am Freitag darauf vorbereitet sind.

Auswärts dagegen läuft es – in sieben Play-off-Partien hat der ERC nur eine Niederlage kassiert. Wieso tun Sie sich zu Hause schwerer?

Bodie: Ich denke nicht, dass es für uns zu Hause schwieriger ist. Wir haben schon die ganze Saison auswärts gut gespielt, darauf sind wir auch stolz. Aber natürlich wollen wir auch zu Hause stark sein, deshalb liegt es jetzt auch an uns, dass wir im vierten Spiel in unserer eigenen Halle siegen.

Nach einer kleinen Offensivflaute hat der ERC am Dienstag viermal getroffen. Sie sind mit zehn Assists der derzeit beste Vorlagengeber der Panther.

Bodie: Es ist vor allem immens wichtig für uns, dass wir schon früh in der Partie treffen. Wenn wir nur einfach immer die Scheibe zum Tor bringen, ist das schon mal die halbe Miete. So waren wir auch am Dienstag erfolgreich. Zugleich müssen wir aber aufpassen, dass wir den Münchnern keine Möglichkeiten zum Kontern geben. Denn sie haben einen der besten Forechecks der Liga und nutzen das natürlich gnadenlos aus.

Was stimmt Sie zuversichtlich, auch am Freitag als Sieger vom Eis zu gehen und die Serie gegen den EHC auszugleichen?

Bodie: Wir haben im dritten Spiel so hart gekämpft, darauf müssen wir einfach aufbauen und den Lauf fortsetzen. Wir lagen auch im Halbfinale gegen Mannheim 1:2 zurück und haben die Serie noch gewonnen, daran sollten wir uns erinnern. Am Ende braucht man vier Siege, deshalb müssen wir einen kühlen Kopf bewahren, egal ob wir führen oder zurückliegen in der Serie.

DK