Vor Duell gegen Frankfurt
Daniel Pietta vom ERC Ingolstadt: „Wir können in den Play-offs gefährlich werden“

29.02.2024 | Stand 29.02.2024, 19:11 Uhr

Ließ sich von den gut 4000 Panther-Fans feiern: ERC-Stürmer Daniel Pietta nach seinem verwandelten Penalty beim 3:2 am Dienstag gegen Bremerhaven. Foto: Traub

Fünf der vergangenen sechs Spiele in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gingen für den ERC Ingolstadt über mehr als 60 Minuten − und vier davon entschieden die nervenstarken Panther für sich. „Solche Erfolgserlebnisse speichert man ab, und wenn man wieder in eine ähnlich knappe Situation kommt, kann das helfen“, sagt Trainer Mark French.



Das drittletzte Hauptrundenspiel gegen die Löwen Frankfurt an diesem Freitag (19.30 Uhr/ Saturn-Arena) würde der ERC freilich gerne früher für sich entscheiden, um weiter Selbstvertrauen aufzubauen. Topscorer Daniel Pietta traut seinem Team noch einiges zu – auch über den Umweg Pre-Play-offs.

Herr Pietta, am Freitag ist der 1. März. März bedeutet Frühling, und Frühling ist die Lieblingsjahreszeit der Eishockey-Profis, weil die Play-offs beginnen. Entwickeln Sie schon Frühlingsgefühle, kribbelt es schon?

Daniel Pietta: Ja. Man weiß, dass die Saison langsam dem Ende zugeht. Man merkt es auch in den Spielen, die umkämpfter werden. Es geht für alle Mannschaften noch um etwas. Man spielt die Hauptrunde, um in den Play-offs dabei zu sein.

Pietta: Iserlohn-Sieg als Initialzündung

Der ERC hat in den vergangenen sechs Partien immer gepunktet – eine solche Serie gab es zuvor nur Ende November/Anfang Dezember. Ist die Mannschaft nach der Länderspielpause im Februar genau rechtzeitig in Form gekommen?

Pietta: Böse Zungen würden jetzt behaupten, dass wir immer eine Pause brauchen, um gut zu spielen (auch nach der Deutschland-Cup-Pause im November folgte ein Aufschwung, d. Red.). Nein, ich glaube einfach, dass wir es mal gebraucht haben, einen Sieg so einzufahren wie in Iserlohn kurz vor der Pause (3:2 nach Penaltyschießen, d. Red.). Einen 0:2-Rückstand aufzuholen und kämpfen zu müssen ist oft mehr wert als ein 6:0-Sieg. In Iserlohn zu gewinnen ist sowieso nicht einfach, zumal die Roosters auf dem aufsteigenden Ast waren und sind. Das war eine Initialzündung dafür, dass wir wieder mehr an uns geglaubt haben. Weniger Spieler sind mit sich selbst beschäftigt, weil jeder zuletzt ein Erfolgserlebnis hatte. Das schlägt sich aufs Selbstvertrauen nieder.

Ohne Selbstvertrauen wäre das 3:2 am Dienstag gegen Bremerhaven – mit dem Ausgleichstor in der Schlussminute und dem anschließenden Sieg im Penaltyschießen – nicht möglich gewesen. So eine Partie hätten Sie in der schlechten Phase im Januar wohl nicht mehr gewonnen.

Pietta: Wahrscheinlich nicht, nein. Wenn du auf einer guten Welle bist, geht öfter mal einer rein. In der vergangenen Saison haben wir das häufiger hingekriegt. In diesem Jahr war es glaube ich das erste Mal, dass wir bei Sechs-gegen-Fünf ein Tor geschossen haben. Auch nach Rückschlägen gewinnen wir gerade die engen Spiele, etwa gegen Düsseldorf (4:3 n. V. nach spätem 3:3-Ausgleich der DEG) oder in Berlin (3:2 n. P. nach spätem 2:2-Ausgleich der Eisbären, d. Red.). Auch so etwas stärkt das Selbstvertrauen.

Der Team-Senior ist auch der Topscorer

French hat in dieser Saison unheimlich viele Reihenkombinationen ausprobiert. Sie scheinen nun mit Philipp Krauß und Brandon Kozun Ihre Partner gefunden zu haben.

Pietta: Ob es so bleibt, weiß ich nicht, das kann im nächsten Spiel wieder anders sein. Ich spiele mit denen, die der Trainer zu mir stellt, und versuche, sie irgendwie besser zu machen und ihnen defensiv den Rücken freizuhalten. Bis jetzt hat das eigentlich ganz gut geklappt.

Sie sind mit 34 Punkten Topscorer der Panther – als Team-Senior mit 37 Jahren.

Pietta: (grinst) So sehe ich mich ja nicht.

Mit Recht. Aber was sagt das über die Mannschaft aus?

Pietta: Dass wir unkonstant gespielt haben über weite Strecken der Saison. Viele Spieler haben mit sich selbst und ihrem Torabschluss gehadert. Das hat sich jetzt ein bisschen gelöst, man spielt wieder selbstbewusster. Ich kann egal mit wem und in welcher Rolle meine Punkte machen. Aber wichtig ist, dass wir gewinnen. Mir wäre es lieber, wenn wir weiter vorne stehen würden.

1000 Spiele? Noch in dieser Saison

Ihr Teamkollege Casey Bailey sagte, dass er nicht gut genug in Mathe sei, um sich auszurechnen, welche Abschlussplatzierung für den ERC noch drin ist. Können Sie lösen?

Pietta: Wenn Augsburg am Mittwoch gegen Mannheim gewonnen hätte, hätte ich gesagt, dass wir mit drei Siegen die Top Sechs noch schaffen würden. So wird’s jetzt schwierig.

Aber theoretisch möglich ist es.

Pietta: Wir wollen unsere letzten drei Spiele gewinnen, wenn möglich mit drei Punkten. Dann schauen wir, was noch drin ist. Durch die schlechten Phasen am Anfang der Saison und im Januar ist es schwieriger geworden, das direkte Ticket für das Play-off-Viertelfinale noch zu erreichen. Aber wenn wir so spielen, wie wir es in den vergangenen sechs Partien getan haben, wenn wir dieses Niveau halten können, können wir in den Play-offs gefährlich werden.

Sie haben 992 DEL-Partien bestritten. Damit es mit der 1000 in dieser Saison noch klappt, müsste es für die Panther mindestens bis ins Viertelfinale gehen. Wie zuversichtlich sind Sie, dass Sie Ihr Jubiläum in diesem Frühjahr feiern können?

Pietta: Ich bin mir ziemlich sicher, dass es passiert.

Personal: Die Angreifer Enrico Henriquez und Andrew Rowe fehlen Ingolstadt weiterhin verletzt, dafür ist Travis St. Denis nach seiner zweiten Sperre der Saison wieder einsatzberechtigt. Der Kanadier lehnte am Donnerstag eine Gesprächsanfrage unserer Zeitung ab. Weil nur neun der zehn fitten Importspieler auflaufen dürfen, muss einer auf der Tribüne Platz nehmen. Wer das sein wird, wollte Mark French noch nicht verraten.

Gegner: Franz Fritzmeiers Frankfurter sind Tabellenzwölfter, haben sechs ihrer jüngsten acht Partien verloren und den Klassenerhalt noch nicht sicher. „Wir erwarten einen hungrigen Gegner“, sagt ERC-Coach French. Zwei der drei bisherigen Saisonduelle mit den Panthern gewannen die Löwen. Bester Torschütze (18 Treffer) und Topscorer (41 Punkte) ist Verteidiger Maksim Matushkin. Verlass ist vor allem auf die Top-Reihe um Carter Rowney, Julian Napravnik und Dominik Bokk.

Bier gegen Spende: ERC-Sponsor Nordbräu schenkt heute ab 16.30 Uhr vor der Saturn-Arena Uhr 600 Liter Helles gegen eine Spende in selbst gewählter Höhe zugunsten des Panther-Nachwuchses aus.