Emotionales Ende
„Alle flennen“: Stimmen zum Straubinger Playoff-Aus und Analyse der Halbfinal-Serie

11.04.2024 | Stand 11.04.2024, 12:12 Uhr

Der Moment der Entscheidung: Die Tigers-Profis nach der Niederlage in Spiel 5 in der Berliner Uber-Arena. − Foto: imago images

Fünf Spiele, nur eines endete mit zwei Toren Unterschied. Allein die Ergebnisse des Halbfinals zwischen den Straubing Tigers und den Eisbären Berlin bestätigen, dass es eine ganz enge best-of-7-Serie zwischen dem größten und dem kleinsten DEL-Standort war – die Tigers waren auf Augenhöhe mit dem Rekordmeister und dementsprechend traurig über das Playoff-Aus.



„Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden“, sagte Kapitän Sandro Schönberger nach dem Berliner Overtime-Sieg (3:2) im fünften Spiel im Interview mit MagentaSport. Schönberger bestritt am Mittwochabend sein letztes DEL-Spiel, nach 15 Jahren im Tigers-Trikot. Dementsprechend ergriffen trat der 38-Jährige in der Berliner Uber-Arena vor die Kamera. Schönberger hatte bereits Tränen in den Augen, als er zum Mikrofon griff und rang nach Worten. „Ich kann niemanden einen Vorwurf machen, wir haben so viel Herz in dieser Serie gelassen und so viel Charakter gezeigt. Ich hätte mir meine letzte Saison nicht besser ausmalen können“, kommentierte der Stürmer, der nach 2012 zum zweiten Mal mit Straubing im DEL-Halbfinale stand – beide Male scheiterten die Tigers an den Eisbären Berlin.

Dennoch meinte Schönberger, man könne „erhobenen Hauptes“ in die Sommerpause gehen, auch wenn im Moment des Ausscheidens „jeder am flennen“ ist. Die „Eishockey-Stadt Straubing ist einfach nur der Wahnsinn, ich habe mich mit meiner Familie immer wohl gefühlt“, erzählte der „Capitano“ rückblickend und prognostiziert der Gäubodenstadt eine schöne Eishockey-Zukunft. In der nächste Saison spielen die Tigers neben ihrer 19. DEL-Saison zum zweiten Mal in der Champions Hockey League (CHL) und erstmals beim renommierten Spengler Cup des HC Davos (26. bis 31. Dezember).

Berlin macht im Powerplay den Unterschied



Die erste Analyse der Halbfinal-Serie gegen Berlin dürfte sich bei Schönberger, Trainer Tom Pokel und vielen Fans nicht allzugroß unterscheiden. „Wenn wir eines der ersten drei Spiele gewonnen hätten, wäre es richtig eng geworden“, bilanzierte Schönberger. In diesen Partien hatten die Tigers jeweils mehr Torschüsse, waren überwiegend spielbestimmend, am Ende jubelten jedoch die Eisbären (3:1, 4:3 n.V., 3:2). Daher sieht auch Pokel im Gespräch mit MagentaSport einen entscheidenden Vorteil für den Gegner: „Gegen ein Topteam wie Berlin musst du solche Topchancen, wie wir sie hatten, nutzen. Machst du das nicht, haben sie die nötige Klasse und den Spielwitz, Spiele für sich zu entscheiden.“

Ausschlaggebend dafür war wahrscheinlich, dass die Tigers im Halbfinale nicht ihre gewohnten Stärken im Powerplay bzw. Unterzahl-Spiel abrufen konnten. Berlin erzielte fünf Überzahl-Treffer, die Tigers lediglich eines, blieben sogar zweimal doppelte Überzahlen torlos. Dennoch war Tom Pokel nach dem ersten Halbfinaleinzug unter seiner Regie und der ersten gewonnenen Playoff-Serie (4:3 im Viertelfinale gegen die Schwenninger Wild Wings) stolz auf sein Team: „Jedes Spiel im Halbfinale war eng, wir haben insgesamt 14 Spiele in 26 Tagen gespielt, das hat natürlich Substanz gekostet“, gestand der US-Amerikaner, der den Verein womöglich nach sechseinhalb Jahren verlässt. Pokel richtete daher ein „großes Kompliment an unser Team“. Es habe die „Opferbereitschaft“ gezeigt, sei ein wahres „Energieteam“ und mitten in einem „hervorragenden Lernprozess“.