„Spieler werden immer teurer“
Eisbären gegen Crimmitschau: Das Halbfinal-Duell der Überraschungsteams

27.03.2024 | Stand 28.03.2024, 10:24 Uhr

Jubelpose vor vollbesetzten Rängen: Die Erfolgsgeschichte von Trainer Max Kaltenhauser in dieser Saison ist noch nicht beendet. Am Gründonnerstag und Ostermontag warten noch zwei Heimspiele – mindestens. Foto: Andreas Nickl

Es wäre schade gewesen, wenn eine so genussreiche Saison „schon“ im Playoff-Viertelfinale ihr Ende gefunden hätte. Hat sie nicht. Die Eisbären gehören zu jenen vier Glücklichen aus den Viertelfinals, die in der zweiten Eishockey-Liga munter im Zwei-Tages-Rhythmus weitermachen dürfen.

Fix sind als Osterprogramm erst einmal zwei Heimspiele am Gründonnerstag (20Uhr) und Ostermontag (17Uhr) in der Donau-Arena gegen die Eispiraten aus Crimmitschau sowie am Karsamstag und 3.April (jeweils 19.30 Uhr) zwei Auswärtsspiele in Sachsen.

„Egal, was passiert: Es wird ein rauschendes Abschlussfest geben“, sagt Trainer Max Kaltenhauser, der nie vergisst, nach unten zu schauen. „Wir haben im oberen Tableau Feste vor uns, im unteren ist das Überlebenskampf. Und das hätte jeden treffen können.“

Auch wenn von den aufstiegsberechtigten Mannschaften jetzt nur noch Topfavorit Kassel mühevoll im Rennen blieb, gilt für Kaltenhausers Team: „Wir bleiben hungrig. Und wir haben jetzt auch in den Playoffs bewiesen, dass wir eine gute Mannschaft sind.“

Doch Vorteile gibt‘s auch jetzt wieder keine: Die Bilanz nach den vier Hauptrundenduellen steht bei 2:2. Die Eisbären gewannen ihre zwei Heimspiel (2:0 am 3. Oktober, 3:2 nach Verlängerung am 7. Januar) genauso wie die Eispiraten ihre (zweimal 4:1 am 17. November und 4. Februar).

Mehr Adrenalin geht kaum

Und auch die Euphorie ist kein Faktor: Crimmitschau musste zwar zunächst erst nach einer 3:0-Siegführung den 3:3-Ausgleich gegen Krefeld hinnehmen, glich aber die entscheidende siebte Partie mit zwei Treffern in den letzten fünf erst aus und kickte das zweite aufstiegsberechtigte Team in der 88. Minute raus – mehr Adrenalin geht kaum!

Dass Regensburg und Crimmitschau sich jetzt in einem Halbfinale messen, ist gegen alle Saisonprognosen. Während Max Kaltenhauser die Sachsen schon im Sommer auf der Rechnung hatte, galten die Eispiraten allgemein auch eher als Playdown-Kandidat. „Das ist eine individuell sehr starke und sehr abgebrühte Mannschaft“, stuft der Eisbären-Coach die Truppe von Trainer Jussi Tuores, den „Torwart des Jahres“ Oleg Shilin und die Paradereihe Tobias Lindberg/Colin Smith/Henri Kanninen ein. Dazu kommt mit dem Deutsch-Kanadier Max Balinson noch ein offensivgewaltiger Verteidiger (21 Saisontore).

Unter dem Strich sind Regensburg und Crimmitschau die beiden bestverbesserten Teams in einer superengen DEL2, die das mit der einmaligen Konstellation von vier siebten Spielen im Viertelfinale noch unterstrich. Nicht nur der enttäuschte Ravensburger Trainer Gergely Majoross nannte das „verrückt“ und resümierte nach dem Aus seiner Towerstars die Enge der DEL2 mit Schmunzeln: „Das ist des Trainers Albtraum, aber gut für die Liga, gut fürs Eishockey. So müssen sich alle immer weiter verbessern.“

Verbessert haben die Eisbären jetzt, als es darauf ankam, auch ihre Spezialteams. „Unser Unterzahl war richtig gut, das Powerplay hat zur rechten Zeit ein bissl geholfen. Wobei mir die Statistiken wurscht sind. Die einzige, die zählt, sind die Tore,die am Ende auf der Anzeigetafel stehen“, sagte auch Max Kaltenhauser.

Einer, der zu den Powerplay-erfolgen beitrug, war Kevin Slezak. Der 23-Jährige gehört auch zur Fraktion der Rookies in den Playoffs der DEL2 – und in siebten Spielen: In den beiden letzten Partien traf er dazu zweimal in Überzahl. „Wobei ich mich bei den Kollegen bedanken muss. Ich musste die Scheibe bloß über die Linie schieben“, spielte er sein 3:2 vom Dienstagabend herunter.. „Ich bin stolz, wie wir uns zurückgekämpft haben.“ Laut Slezak war das schon beim 0:4 in Ravensburg zu spüren. „Da war irgendwie so viel Energie, dass ich wusste: Es ist noch nicht vorbei.“ Jetzt bestimmt die Vorfreude Slezaks Gefühlswelt: „Wir sind heiß und wollen den nächsten Gegner weghauen.“

Auch David Booth strahlte nach seinen drei Treffern von einem Ohr zum anderen. „Was für ein Comeback in der Serie! Das zeigt viel über den Charakter des Teams.“ Er liebe Playoffs, hatte der 535-fache NHL-Profi vor der K.o.-Runde gesagt. „Jetzt weißt du auch, warum. Es macht soviel Spaß. Ich habe zwar NHL gespielt, aber jetzt ist die Zeit, in der ich Hockey am meisten in meiner Karriere genieße.“ Und Regensburg dazu. „Unsere Erfahrungen haben die Erwartungen um einiges übertroffen.“ Vielleicht mag der 39-Jährige ja bleiben? „Das liegt am Management“, sagt er. „Wir lieben die Zeit hier“, sagt der zweifache Papa.

„Bald Kredit aufnehmen“

Freilich weiß auch Max Kaltenhauser, dass die Erfolge Auswirkungen haben. „Es bedeutet vor allem, dass unsere Spieler teurer werden und wir bald Kredite aufnehmen müssen, bei dem, was von manchen Agenten aufgerufen wird“, sagte er schon in der Pressekonferenz. „Aber die Jungs haben es sich auch verdient. Wir schauen, was zu machen ist. Aber hoffentlich haben wir erstmal noch viel Eishockey vor uns.“ Und vielleicht werden die Spieler noch einmal teurer.