Ab Freitag gegen den Ex-Klub
Eisbär Corey Trivino und sein besonderes Finale: „Dieses Jahr ist ein unvergessliches“

10.04.2024 | Stand 10.04.2024, 16:00 Uhr

Teil einer Eisbären-Traumreihe und immer gefährlich vor dem Tor (hier in den Playoffs gegen Ravensburg): Corey Trivino Foto: Nickl

Für Corey Trivino sind Duelle mit Kassel immer besondere Spiele. Egal, wie es ausgeht: Der 34-jährige Kanadier wird von den Huskies-Fans immer noch nach jedem Spiel gefeiert. Darüber und über die Chancen der Eisbären Regensburg in der am Freitag in Kassel beginnenden Finalserie der DEL2 spricht er im Interview.

Reden wir über Kassel und wie die Fans Sie da feiern.
Corey Trivino: „Wie ich schon immer gesagt habe: Meine Familie und ich haben großartige Erinnerungen an Kassel: Die Chance, die sie mir dort gegeben haben, wir waren ja viereinhalb Jahre da und haben da geheiratet. Ich kenne zwar nur noch eine Handvoll Leute dort, aber ich habe gute Beziehungen geknüpft, die Fans waren immer gut zu mir. Wenn ich über Kassel rede, ist es nur positiv.

Es ist schon besonders, wie Sie die Kassel-Fans feiern – selbst, wenn die Huskies verlieren.
Trivino: Ja, ich war auch überrascht. Es ist ein besonderes Gefühl. Aber Kassel hat erstklassige Fans und es bedeutet mir viel, dass sie mich immer noch so schätzen.

Es ist das bestmögliche Finale für Sie, oder?
Trivino: Wenn mir das einer zu Beginn der Saison gesagt hätte, hätte ich ihn wahrscheinlich ausgelacht. Aber jetzt sind wir da. Das ist superaufregend. Ich freue mich schon.

Es sind unterschiedliche Voraussetzungen: Kassel muss aufsteigen, die Eisbären surfen auf der Erfolgswelle. Ist es wichtig, dass ein Team Druck, Druck, Druck hat, und das andere befreit aufspielen kann?
Trivino: Der Druck kann schon kommen. Als ich dort war, erinnere ich mich an das Finale gegen Bietigheim: Da haben wir 2:0 geführt (2020/21, bei best of five, d. Red.) und haben es nicht geschafft, den Sack zuzumachen. Man mag sagen, das lag am Druck. Aber auf dem Eis, finde ich, spürst du den Druck fünf, zehn Minuten, dann das nicht mehr und du bist im Rhythmus.

Was ist denn der größte Unterschied zwischen Regensburg und Kassel?
Trivino: Ich denke, wir spielen einen unterschiedlichen Stil. Offensichtlich hat Kassel ein gutes Team, aufgebaut für die Meisterschaft. Aber wir haben offensichtlich ja auch gute Spieler. (lacht) Das sollte interessant werden und Spaß machen.

Und im Drumherum: Fehlt da in Regensburg im Vergleich zu Kassel etwas?
Trivino: Es ist vielleicht die Mentalität. Ich denke, diese Saison war ein großer Schritt für uns. Wir haben gezeigt, dass wir es ins Finale schaffen können. Das könnte den Weg in die nächsten Jahre gewiesen haben. Die Erwartung sollte sein, dass wir es gut machen, aber die Vorhersagen waren, dass wir Letzter werden. Was Management oder Teamstaff angeht, steht Regensburg sicher niemandem nach. Wie sie auf und neben dem Eis die Geschäfte führen – da ist kein Unterschied, das ist großartig. Vielleicht verdienen wir uns nach dieser Saison ja schon bessere Vorhersagen (lacht).

Die Geschichten sind manchmal verrückt: Vor zwei Jahren hatte ein Trivino mit Regensburg nichts im Sinn, jetzt läuft es blendend und Sie scheinen sich auch wohlzufühlen.
Trivino: Es war ein Sprung hierher, ja. Ich war mit Regensburg nicht vertraut. Die Schritte, die hier gemacht worden sind, sind unglaublich. Ich habe ja nächste Saison Vertrag. Mal schauen, ob wir das dann genauso gut machen können.

Gab es den Punkt, an dem Sie gesehen haben: Hier geht mehr, als nur um den Klassenerhalt zu spielen?
Trivino: Wir haben schon gesehen, dass wir ein anständiges Team haben. Und niemand hat etwas erwartet von uns. Wenn wir zusammenhalten, war klar: Vielleicht erreichen wir was Spezielles. Nach der Zehn-Siege-Serie dachten wir: Ist das jetzt Dusel? Aber nein, wir sind ein spezielles Team und hoffentlich kommen wir so weit wie möglich in den Playoffs.

Jeder spricht über Eure Reihe: Yogan, Trivino, Girduckis. Gibt‘s da ein Geheimnis?
Trivino: Ich weiß nicht, ob‘s ein Geheimnis ist. Wir spielen gut, wir kommen gut klar: Aber mit Abbott und Andrew zu spielen, ist gewiss nicht hart: Das sind tolle Spieler für die entscheidenden Momente. Immer, wenn die Zwei große Ziele bekommen, kommen sie raus und performen einfach. Ich hoffe, wir können so weitermachen, konsequent bleiben und die Serie wieder interessant gestalten.

Waren sie schon mal in so einer Situation in so einer Reihe?
Trivino: Das ist einzigartig, drei Topskorer in einer Reihe zu haben. Es macht nur Spaß, zusammen zu spielen. Das Jahr ist ein unvergessliches.

Gibt‘s einen Schlüssel, um ein, zwei, drei, vier Siege gegen Kassel zu holen? Oder geht’s nur Spiel für Spiel?
Trivino: Spiel für Spiel ist immer gut: Du musst immer erst einmal gewinnen, bevor du an den zweiten Sieg denkst. Wir haben eine Chance, wenn wir spielen, wie wir das können. Wenn wir vom Spielplan weggehen, wird es so wie beim 4:9.

Das war Euer Horrorspiel am 26.Dezember.
Trivino: Danach begann unsere Siegesserie. Es ist gegen jedes Team schwierig, wenn du nicht spielst, wie du sollst. Wenn wir das tun, haben wir eine Chance. Und in Playoffs kann immer alles passieren.

Hätten wir das Interview denn schon auf Deutsch führen können? Sie lernen ja fleißig.
Trivino: Ich versuche es. Es ist ein bisschen schwierig. Ich lerne jetzt Wörter und komme dann vielleicht erst wieder zurück zur Grammatik. Bei ein paar Dingen kann ich mich aber schon verständigen.

Ist Deutsch lernen nur Interesse oder hat es einen speziellen Hintergrund?
Trivino: Mehr Interesse. Ich hatte immer nur Einjahresverträge. Jetzt wusste ich zum ersten Mal, dass ich auf alle Fälle zwei Jahre da bin. Da dachte ich, es ist Zeit, ein bisschen Deutsch zu lernen. Und es ist ja immer gut, eine Sprache zu lernen.

Corey Trivino und seine zwei Deutschland-Stationen

Kassel: Im November 2018 stieß Corey Trivino zu den Huskies und trug auch dort schon die Nummer 86. In Nordhessen galt er mehr als Vorbereiter denn als Torjäger und kam bis 2022 in den vier Spielzeiten auf 177 Skorerpunkte (51 Tore und 126 Vorlagen) in 156 Spielen bei 70 Strafminuten.

Regensburg: Auch zu den Eisbären kam der 34-Jährige nach Saisonstart in den Kader: Der Kanadier wurde Ende September 2022 für den verletzten Kyle Osterberg nachverpflichtet, schlug ein, wurde „Spieler der Saison“. In jetzt 113 Spielen kam er auf 65 Tore bei 69 Vorlagen (134 Skorerpunkte,) mit nur 24 Strafminuten.