Serie "Unser Spiel der Spiele"
Vor 11.500 Fans: Löwen-Gastspiel als Fußball-Volksfest beim FC Vilshofen

05.02.2022 | Stand 19.09.2023, 3:09 Uhr

Rappelvolle Rennbahn: Die beeindruckende Kulisse beim Bayernliga-Klassiker zwischen dem FC Vilshofen und dem TSV 1860 München war ganz nach dem Geschmack des damaligen FCV-Trainers und Paradiesvogels Adi Pinter (rechts im Vordergrund). −Foto: FCV

Stolze 103 Jahre wird der FC Vilshofen heuer alt. Natürlich, so sagt der bereits seit 2000 als 1. Vorstand aktive Edi Kurz, sei das "Traumspiel" von 2019 gegen die Stars des FC Bayern München vor 6500 Zuschauern ein absoluter Höhepunkt der Klub-Historie gewesen. Insgesamt blieb nach Ansicht der Vereinsverantwortlichen aber das Bayernliga-Gastspiel des TSV 1860 München vom 4. September 1982 den meisten Fußball-Fans in der Vilsstadt in Erinnerung.

"In der jüngeren Geschichte des FCV war das Duell gegen die Bayern sicher das bedeutendste Ereignis. Zumal hier auch unser neues Stadion eingeweiht wurde und der Namensgeber Klaus Augenthaler mit von der Partie war. Aber das Punktspiel damals gegen die Löwen war schon noch außergewöhnlicher. 11500 Zuschauer im Rennbahn-Stadion – das war absoluter Rekord, da hat es richtig gewurlt. Und mit dem 1:1 hat sich der FC Vilshofen auch noch ganz hervorragend verkauft", erinnert sich Kurz, der damals noch nicht beim Verein engagiert, sondern einfach als Fußball-Fan vor Ort war.

Tatsächlich kannte der Hype um den TSV 1860 München nach dessen Lizenzentzug und Zwangsabstieg in die Bayernliga seinerzeit keine Grenzen. Obwohl der Klub aus finanziellen Gründen vor der Saison 1982/83 neben Stars wie Rudi Völler oder Herbert Waas zwölf weitere Profis abgeben musste und mit einer ganz jungen Truppe ins Rennen ging, machten die eingefleischten Löwen-Anhänger jeden Auftritt zum Volksfest. Beim ersten Saison-Heimspiel gegen Landshut kamen gleich 14000 Fans, gegen den späteren Meister Spvgg Unterhaching waren sogar sensationelle 28000 im "Grünwalder".

Großes Polizeiaufgebot hat einiges zu tun

Auch das Vilshofener Rennbahn-Stadion platzte beim Besuch der Sechziger aus allen Nähten. Schon am Morgen waren die ersten Fans der "Blauen" per Zug aus der Landeshauptstadt eingetroffen. Die vom FCV gestellten 75 Ordner sowie ein stattliches Polizeiaufgebot hatten alle Hände voll zu tun, um die Massen auf die Tribünen rund um die für Zuschauer gesperrte Sandbahn zu dirigieren und deren zwischenzeitliche emotionale Ausbrüche mit laut Polizeibericht "vereinzelten Schlägereien" unter Kontrolle zu halten. Überschattet wurde dieses sportliche Großereignis von einem tragischen Zwischenfall: Ein 33-jähriger Zuschauer aus Waldkirchen erlitt noch vor dem Anstoß einen Herzinfarkt und verstarb wenig später im Vilshofener Krankenhaus.

Die Vilshofener Fußballer um ihren als Paradiesvogel bekannten Trainer Adi Pinter zeigten wenig Respekt vor dem Traditionsklub und hatten im ersten Abschnitt einige gute Chancen zur Führung. Bernhard Robl und Joe Huber scheiterten am starken Keeper Gerald Hillringhaus, Armin Paulik setzte die Kugel kurz vor der Pause im Nachschuss knapp drüber. In der 61. Minute gingen die Niederbayern dann etwas glücklich, aber durchaus verdient in Führung. Nach Hereingabe von Günther Stockinger lenkte Münchens Joachim Goldstein die Kugel zum 1:0 ins eigene Netz. Aber nur vier Minuten danach schlugen die Löwen zurück. Nach einer Paulus-Flanke drückte Hans-Peter Alt zum Ausgleich an Torhüter Franz Bruckdorfer vorbei ein. Die 1860-Hardcorefans, die zuvor schon versucht hatten, die Bande niederzureißen, waren besänftigt. Es blieb beim gerechten 1:1.
Teil 1 der Serie: 8500 Fans, ein Traumtor und viele Kuriositäten: Das Spiel der Spiele des 1.FC Passau
Adi Pinter, der seine Jungs schon damals mit Psychotricks wie aggressiver Musik aus Kopfhörern in der Kabine extra heiß gemacht hatte, bemängelte bei seiner Truppe "Schwächen im Abschluss", Löwen-Coach Bernd Schumm vermisste einen Spielgestalter in seinen Reihen.

Am Ende dieser Saison reihte sich der TSV 1860, der das Rückspiel daheim vor 4500 Fans locker mit 6:0 gewann, auf Platz 6 ein, der FC Vilshofen erreichte als Neunter sicher das Klassenziel. Der Rekordbesuch hatte der FCV-Kasse von Schatzmeister Georg Zillinger einen willkommenen warmen Regen beschert.

Der Text ist am Mittwoch, 3. Februar, im Sportteil der PNP erschienen. Als registrierter Abonnent können Sie hier den ganzen Text lesen.