Beeinträchtigung – na und?
„Allen zeigen, dass auch wir Fußball spielen können“: So tickt das Passauer Team Bananenflanke

21.03.2024 | Stand 21.03.2024, 6:00 Uhr
Max Nagel

Team Bananenflanke bei der Passauer Stadtmeisterschaft: Große Bühne der Inklusion. Seit 2011 gibt es das Bananenflanken-Konzept für beeinträchtigte Menschen. − Fotos: C.Z.

Lachen, Geschrei und Jubel dringen aus der kleinen Sporthalle im Haus der Jugend. Wenn sich das Team Bananenflanke Passau hier am Oberhaus zum Fußballspielen trifft, wird eines schnell klar: Alle haben Spaß. So auch Janine Schellenberger, die mit ihren 26 Jahren zu den erfahreneren Spielern zählt. Sie berichtet von Fußballglück und coolen Auftritten.

„Die offizielle Altersspanne von 7 bis 27 ist nur eine grobe Orientierung. Egal ob Kind, Jugendlicher oder Erwachsener. Hier darf jeder mitmachen“, stellt sie klar. „Es gab sogar schon einen Rollstuhlfahrer, der mitgemacht hat. Wenn er einfach nur den Ball einrollen durfte, war er schon der glücklichste Spieler auf dem Platz“, erinnert sie sich zurück. Kleine Erlebnisse und Anekdoten wie diese zeigen, worum es beim Team Bananenflanke geht: „Beeinträchtigte Menschen haben hier die Möglichkeit, in einem Fußballverein zu spielen und positive Erlebnisse zu sammeln.“ Für Schellenberger ist klar: „Es geht sowohl um die Freude am Fußballspiel als auch das soziale Miteinander. Gerade dieses Gemeinschaftsgefühl gibt den Kindern und Jugendlichen einen Schub an Selbstvertrauen.“ Auch an sich selbst konnte sie diese Beobachtung machen: „Ich habe hier wirklich viele Freunde gefunden und auch mein Selbstbewusstsein wurde durch das Erleben dieser Gemeinschaft enorm gestärkt.“

Seit 2011 gibt es das Fußballprojekt mittlerweile und hat sich an 20 Standorten in ganz Deutschland etabliert. Das Team Bananenflanke gibt speziell geistig beeinträchtigten Menschen die Chance, den Fußballsport auszuüben. Die Persönlichkeitsentwicklung und soziale Kompetenz von Kindern lassen sich hier unkompliziert und spielend entwickeln.

Auch wenn es hier um mehr als nur Fußball geht, darf man eines nicht außer Acht lassen: Die Spielerinnen und Spieler beim Team Bananenflanke genießen nicht nur die Gemeinschaft, sondern sind vor allem fußballbegeistert. Für Schellenberger, die in der Caritas-Werkstatt in Pocking arbeitet, wäre ein Leben ohne das runde Leder nur schwer vorstellbar: „Ich spiele Fußball seit ich drei Jahre alt bin. Er ist quasi mein Leben.“ Zum Team Bananenflanke ist die glühende Anhängerin des FC Bayern dann über Teamkollege Florian gekommen. „Erst bin ich im Internet darauf aufmerksam geworden. Flo spielt hier schon länger und hat mir immer nur Gutes berichtet“, erinnert sie sich zurück und fügt an: „Ich habe die Entscheidung in keinem Moment bereut.“

Die Gründe, warum man Teil des Team Bananenflanke wird, sind dabei so vielfältig wie die Spielerinnen und Spieler selbst. „Jeder hier hat seine eigene Geschichte“, sagt sie. Die 26-Jährige hatte keine einfache Kindheit und verschiedene Traumata. Ihre Mitspielerinnen und Mitspieler haben Autismus oder auch das Down-Syndrom. Gemeinsam stehen sie hier auf dem Platz. „Es ist insgesamt sehr vielschichtig und individuell. Trotzdem vereint sich alles an diesem Ort“, hebt sie die verbindende Kraft des Sports hervor.

Es sind Geschichten, die Mut machen, aber oftmals abseits vieler Augen der Öffentlichkeit stattfinden. Genau deshalb nimmt sich das Projekt auch fest vor, die Menschen wieder in die Mitte der Gesellschaft zu holen. Und dabei handelt es sich nicht um eine Floskel. „In der Landshuter Fußgängerzone haben wir mal auf einem Fußballcourt gespielt. Viele Menschen haben angehalten und zugeschaut“, lächelt Schellenberger. Die Resonanz bei solchen Aktionen fiel sehr positiv aus und sorgen bei allen Beteiligten für einprägsame Erlebnisse. Doch nicht nur damit wird Sichtbarkeit für das Team Bananenflanke geschaffen. Oft sind sie im Kollektiv unterwegs. „Wir unternehmen viel gemeinsam und gehen zum Beispiel zusammen ins Stadion“, weiß sie um die vielen Aktivitäten, die den Mitgliedern der Bananenflanken-Teams geboten werden. Das nächste Highlight wirft bereits seine Schatten voraus. Am 21. April wird das Team Bananenflanke am 22. Passauer Domlauf teilnehmen.

Auf die Frage nach dem bisher schönsten Erlebnis muss Schellenberger nicht lange überlegen. Es hat nämlich erst vor wenigen Monaten stattgefunden. „Um ehrlich zu sein, waren es sogar zwei Highlights“, stellt sie fest. „Sowohl beim Sonnenland-Cup als auch bei den Passauer Stadtmeisterschaften waren wir mit dabei.“ Im Rahmen eines Inklusionsspiels durfte das Team Bananenflanke Passau vor großer Kulisse sein Können zeigen.

Schellenberger gerät beim Gedanken daran immer noch ins Schwärmen: „Für uns alle war das eine große Bühne. Wir bekamen die Chance, allen anderen Menschen zu zeigen, dass auch wir Fußball spielen können.“ Möglich gemacht hat dies die DJK Passau-West. Seit vergangenem Jahr besteht eine Kooperation, dank welcher die Bananenflanke-Fußballerinnen und -Fußballer auf deren Plätzen spielen dürfen. „Eine richtig gute Sache. Ich bin froh, dass uns ein Verein so zur Seite steht“, zeigt sie sich dankbar. Eine solche Zusammenarbeit mit einem anderen Verein kann neue Energien freisetzen. Beim Gedanken daran muss Schellenberger auch sofort an das Motto ihres Teams denken. Denn egal, wie viele Widerstände es gibt und geben wird, kann sie sich auf eines immer verlassen: Der Fußball kennt keine Grenzen.