Brandbrief an die Politik

"Ganze Sportart geht am Krückstock": Eishockey-Obmann macht seinem Ärger Luft

07.12.2020 | Stand 18.09.2023, 22:18 Uhr

−Foto: Symbolbild / Imago Images

Kein Training, kein Spiel, kein Sport – die Eishockeyamateure haben schwierige Zeiten hinter sich und blicken auf eine ungewisse Zukunft. Das Corona-Virus wirbelt die Spielzeit kräftig durcheinander − mit noch nicht abschätzbaren Folgen. Weil Eishallen geschlossen bleiben (beim EHC Mitterteich) oder zum Impfzentrum umfunktioniert werden (beim ERC Regen) mussten Vereine bereits ihre Teams vom Spielbetrieb abmelden. Für Eishockey-Obmann Frank Butz Anlass genug, um die Politik auf die schwierige Lage der Eis-Sportler aufmerksam zu machen. In einem Brandbrief macht der Funktionär des Bayerischen Eissport-Verbands (BEV) seinem Ärger Luft und fordert die Rückkehr in den Trainingsbetrieb.

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"Eine ganze Sportart geht am Krückstock", schreibt Butz in dem am Freitag veröffentlichten Schreiben, das in den sozialen Netzwerken mehrfach geteilt wurde. Laut Butz haben sich Verband und Vereine mit dem Lockdown und in der Folge mit der Unterbrechung des Spielbetriebs abgefunden. Und das, obwohl das Eishockey nicht als "Virenschleuder" auszumachen sei. Dass aber auch der Trainingsbetrieb bis auf weiteres ruht, stößt beim BEV-Mann auf Unverständnis.

"Spieler aus 410 Mannschaften in Bayern sitzen seit Anfang November buchstäblich auf dem Trockenen. Es gibt keinen Verein, der nicht mit der gebotenen Vorsicht auf die schlimme Pandemie reagiert hat. Für die Eisstadien und für den Trainings- und Spielbetrieb wurden Hygienekonzepte erstellt, an die sich alle ausnahmslos gehalten haben", argumentiert Butz.

Viel Kreativität hätten die Vereine in der Zwangspause bewiesen, mit Online-Videos und Trainingsprogrammen versucht, den Nachwuchs zu motivieren. "Dies alles ersetzt aber nicht den realen Trainingsalltag und Ablauf. An Wettkampfspiele oder Meisterschaftsspiele ist derzeit sowieso nicht zu denken, aber für unseren Nachwuchs brauchen wir dringend die Rückkehr in das Mannschaftstraining und in sich geschlossene Trainingsgruppen."

Dass Schulsport und Leistungssport weiterhin stattfinden, auf Amateur-Ebene das Training in Kleingruppen aber untersagt ist, ist für den Obmann kaum vermittelbar. "Wie muss diese Entscheidung bei den Kindern und Jugendlichen ankommen, die nicht das Talent dieses erlauchten Kreis haben? Wie erklären das die Vereine und die Eltern den jungen Spielern, die mit derselben Leidenschaft ihren Sport ausüben?"

Butz betont, er sei sich im Klaren darüber, dass der erhoffte Rückgang der Infektionszahlen in den vergangenen vier Wochen ausgeblieben ist, Covid 19 bezeichnet er als "gefährliches Virus, für das es jegliche Art von Vorsicht benötigt". Jedoch könne das Eishockey nicht für diesen Zustand verantwortlich gemacht werden.

Vielmehr sieht Butz mehr denn je die Politik in der Pflicht. Zumal die Folgen einer noch längeren Unterbrechung für ihn auf der Hand liegen: "Wenn wir nicht zurück in einen Trainingsbetrieb dürfen, werden eine große Anzahl von Eisstadien den Betrieb für diese Saison komplett einstellen. Was das für die ortsansässigen Vereine bedeutet, muss ich nicht genauer skizzieren."

Man müsse erkennen, dass die 82 am Spielbetrieb teilnehmenden Mitgliedsvereine und ihre 410 Mannschaften einen "nicht unerheblichen Beitrag am gesellschaftlichen Leben leisten" und ihrer "sozialen Aufgabe mehr als gerecht" werden. Ob sein Appell auch wirklich die Politik erreicht, das bezweifelt Butz jedoch. Eines sei klar: "Die getroffenen Maßnahmen sind der beste Weg, eine Sportart und deren Entwicklung um Jahre zurückzuwerfen."

− red

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