Präzedenzfall EHC Mitterteich? Stadionschließungen bedrohen Klubs in ihrer Existenz

28.10.2020 | Stand 18.09.2023, 22:16 Uhr

Während die Eishalle in Regen am Donnerstag wieder öffnet und der ERC Regen (um Sebastian Ebner, Mitte) wieder ins Training zurückkehren kann, stehen die Spieler des EHC Mitterteich (weiße Trikots) vor einer ungewissen Zukunft. Nach einem Beschluss der Stadt wird die Spielstätte des EHC in dieser Saison geschlossen bleiben. Eine Entscheidung, die den Verein vor existenzielle Probleme stellt. −Foto: Christian Göstl

Weil die Eishalle die ganze Saison über geschlossen bleibt, muss der EHC Mitterteich seine Mannschaft aus dem Spielbetrieb nehmen. Ein Problem, das auch auf andere Klubs zukommen könnte.

Der Sport ist erlaubt, der Spielbetrieb startet – doch dann sperrt die Stadt die Eishalle zu. Genau das ist in dieser Woche in Mitterteich passiert. Nach einem Beschluss der Kommune bleibt die Eishalle in dem 6500-Einwohner-Ort in der Oberpfalz die ganze Saison über geschlossen. Eine Entscheidung, die den dortigen Bezirksligisten, die "Mitterteicher Dragons", bis ins Mark trifft. Mehr noch: Für den EHC geht es jetzt um die Existenz.

"Das ist ein herber Schlag. Wir wissen nicht wie es weitergeht und müssen mit dem Schlimmsten rechnen", sagt Benjamin Martin, der beim EHC Mitterteich für Sponsoring und Marketing zuständig ist. Mangels Alternativen muss der Verein seine Mannschaft vom Spielbetrieb abmelden. Kein Wunder, dass man beim EHC die Entscheidung der Stadt äußerst kritisch sieht."Einerseits ist es verständlich, weil Mitterteich bereits ein Corona-Hotspot war. Aber dass wir jetzt gar nicht spielen dürfen, verstehe ich nicht, da wir ja ein Hygienekonzept ausgearbeitet haben, ohne Zuschauer gespielt hätten und darüber hinaus auch andernorts Eishockey gespielt wird."

In den kommenden Tagen will der EHC das weitere Vorgehen besprechen und Konzepte erarbeiten. "Wir haben versucht, in andere Hallen auszuweichen, aber die sind alle belegt", berichtet Martin. Neben dem sportlichen Aus rechnet der EHC mit weiteren, zum Teil noch nicht abschätzbaren Konsequenzen. Schon jetzt kalkuliert der Klub mit Einbußen in Höhe von 10000 Euro, da Sponsoren ihr Engagement wohl reduzieren und sogar einstellen werden. Auch die Jugendarbeit wird wohl unter der Hallenschließung leiden.

Während die Drachen in Mitterteich also vor ungewissen Zeiten stehen, herrscht beim Namensvetter im Bayerwald, den Regener Red Dragons, seit Montag verhaltener Jubel. Zwar wurde die Franz-Zwiebel-Eishalle noch am Freitag auf unbestimmte Zeit geschlossen, doch nur drei Tage später folgte die überraschende Kehrtwende: An diesem Donnerstag wird die Halle wieder öffnen. "Nachdem sich die Ende letzter Woche befürchtete starke Erhöhung des 7-Tage-Inzidenzwertes glücklicherweise nicht eingestellt hat, ist dieser Schritt nun möglich", begründen das Landratsamt Regen und der Hallenbetreiber, die Arberland Betriebs gGmbH, diesen Schritt.

Eine Entscheidung, die beim ERC Regen mit Freude zur Kenntnis genommen wird, wie Alexander Simon betont. Der zweite Vorsitzende des ERC sieht die Situation aber auch nach wie vor kritisch. "Das Problem ist, dass die klare Linie fehlt und es in ein paar Wochen wieder ganz anders aussehen kann. Für uns Verantwortliche entsteht dadurch ein erheblicher Organisationsaufwand." Simon verweist auf das erste Heimspiel des ERC gegen den ESV Gebensbach, das am Sonntag hätte stattfinden sollen, aber kurzfristig verschoben werden musste.

Zumindest in dieser Woche können die Dragons aber den Trainingsbetrieb wieder aufnehmen. "Da wir am Wochenende eigentlich spielfrei haben, bemühen wir uns jetzt, dass wir noch eine Partie kurzfristig verlegen können", berichtet Simon. Klar ist jedenfalls: Trotz der mäßigen, teilweise chaotischen Vorbereitung sind die Drachen konkurrenzfähig. Das stellte die Mannschaft von Trainer Philipp Weinzierl am Freitag eindrucksvoll unter Beweis, als man beim EHC Straubing einen 7:3-Sieg und die ersten Saisonpunkte holte.