Deutsche Mannschaft vor dem WM-Start
Schmaus’sche Geburtstagstorte für Moukoko und Basketball-Training

20.11.2022 | Stand 19.09.2023, 4:41 Uhr

Start-Vorbereitungen (von links): Antonio Rüdiger, Niklas Süle, Youssoufa Moukoko und Joshua Kimmich. −Foto: Federico Gambarini/dpa

Schweißtreibende Einheiten, taktische Schulungen und eine immer größer werdende Anspannung - trotz des unaufhaltsam tickenden Countdowns durften die DFB-Stars den WM-Auftakt gegen Japan für einen Augenblick ausblenden. In ihrer „roten Burg“ von Al-Shamal stand am Sonntagabend ein Training mit 20 Fußballerinnen aus Katar an. „Es ist immer schön, wenn man die Freude am Fußball mit anderen teilen kann“, sagte Serge Gnabry.

Ein echtes Freudenfest soll auch der mit großen Hoffnungen verknüpfte Start gegen den viermaligen Asienmeister am Mittwoch (14.00 Uhr MEZ/ARD und MagentaTV) werden. „Es geht ums Ganze“, beschrieb Gnabry die prickelnde Stimmung in der DFB-Wüstenoase am nördlichsten Zipfel Katars. „Das wichtigste Spiel ist das erste“, unterstrich Kapitän Manuel Neuer, „wir müssen alles reinhauen, um in einen Flow zu kommen.“

Daher hat Hansi Flick die Zügel merklich angezogen und war bei den intensiven Übungseinheiten mit den zuvor verletzten Thomas Müller und Antonio Rüdiger im roten Glutofen richtig „on fire“. „Mehr Tempo“, forderte der Bundestrainer lautstark für die Passübungen von seinen „Wüstensöhnen“ und trieb sie mit seinem „Komm, komm, komm“ immer wieder an. Seine Spieler sollen schließlich „bereit sein“.

Der viermalige Weltmeister hat endgültig in den Turniermodus geschaltet, der Kampf um die noch drei, vier offenen Plätze in der Startelf spitzt sich zu. „Alle“, betonte Gnabry, „wollen spielen“ - auch Niclas Füllkrug. Der Torjäger mischte am Sonntag nach seinem grippalen Infekt wieder mit.

Die Banden mit der frei übersetzten Aufschrift „Jetzt gilt es“ („Now is all“) im burgähnlichen Stadion des Erstligisten Al-Shamal SC gaben das Motto vor. Flick ließ Über- und Unterzahlsituationen in verschiedenen Spielformen üben, zudem stand die erste Taktikbesprechung an. „Fußballerisch versiert, technisch gute Spieler“, lautete das Urteil von Thilo Kehrer über die Japaner.

Doch die DFB-Auswahl will sich nicht nach dem Gegner richten. Man habe schließlich „völliges Vertrauen in unsere Stärken“, erklärte Kehrer. Der Defensivspieler wurde bei seinen Ausführungen in der zum Pressezentrum umfunktionierten geteilten Turnhalle von den nebenan Basketball spielenden Teamkollegen gestört, nahm dies aber mit Humor. „Die Lautsprecher funktionieren leider nicht auf der anderen Seite“, sagte der 26-Jährige, „sonst würde ich denen eine Ansage machen.“

Die Stimmung im luxuriösen Zulal Wellness Resort ist bestens, dazu trug auch die „kalorienarme“ Torte von „Meisterkoch“ Anton Schmaus und das Ständchen für Geburtstagskind Youssoufa Moukoko (18) bei. Dessen bescheidener Wunsch zur Volljährigkeit: „Drei Punkte gegen Japan.“

Die Umstellung auf die neue Klima- und Zeitzone soll kein Hindernis sein. „Wir versuchen, so viel Zeit wie möglich draußen zu verbringen, um uns zu akklimatisieren“, sagte Kehrer. So wollten die DFB-Stars auch das Eröffnungsspiel am Sonntagabend auf der großen Leinwand im Basecamp unter freiem Himmel verfolgen.

Kleine Sorgen bereitet Füllkrug. Der einzige Torschütze bei der dürftigen Generalprobe im Oman hat sich einen grippalen Infekt eingefangen. „Ich denke, die Zeit reicht, dass er zum Spieltag bereit ist“, gab DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff leichte Entwarnung. Im Gespräch mit Teamarzt Tim Meyer „hörte es sich nicht so dramatisch an“.

Müller und Rüdiger hingegen mischten am Wochenende wieder planmäßig mit. Das Duo hat dabei aus Sicht von Kapitän Neuer „einen guten Eindruck hinterlassen“. Auch das nährt die Hoffnung auf den so sehr erwünschten perfekten Auftakt. Es sei einfach wichtig, „gut zu starten“, sagte Neuer vor seiner vierten WM, „das Gegenbeispiel haben wir 2018 gegen Mexiko erlebt.“

Um einen erneuten Fehlstart zu verhindern, wurde der Ablaufplan noch einmal angepasst. Die Nacht vor der Japan-Partie wird das Flick-Team in einem Hotel in Doha verbringen, um angesichts der frühen Anstoßzeit nicht am Spieltag noch über eine Stunde im Bus zu verbringen.

„Es ist nicht immer ein Wunschkonzert. Man muss sehen, welche Möglichkeiten man in dem Land hat“, sagte Bierhoff und gab sich optimistisch: „Wenn wir gut starten, ist mit der Mannschaft alles möglich.“