Es steht viel auf dem Spiel
Alarmstufe Rot bei den Bayern: Warum Trainer Nagelsmann so gereizt ist

12.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:16 Uhr

Wirkt extrem angespannt: Bayern-Coach Julian Nagelsmann. −Foto: afp

Als Julian Nagelsmann die Arena sichtlich angefressen verließ, herrschte beim FC Bayern längst Alarmstufe rot.

Der gereizte Münchner Trainer und seine angeschlagenen Stars befanden sich trotz erfolgreicher Generalprobe vor dem mit Spannung erwarteten Achtelfinal-Gipfel in der Champions League bei Paris St. Germain im Krisenmodus.

„Wir haben keinen super Flow. Wenn wir am Dienstag so spielen, wird es nicht reichen, um weiterzukommen“, sagte Nagelsmann nach dem zähen 3:0 (1:0) gegen Abstiegskandidat VfL Bochum mit finsterer Miene. Auch Leon Goretzka machte sich mit Blick auf Weltmeister Lionel Messi, Kylian Mbappe und Neymar am Dienstag (21.00 Uhr/Prime Video) erhebliche Sorgen: „Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, reicht nicht. Wir müssen unbedingt eine Schippe drauflegen.“

Da interessierte es die Münchner auch nicht, dass PSG vor dem Kracher - oder ist es eher ein Krisengipfel? - selbst gehörige Probleme hat. Ob Messi und/oder Mbappe im Hinspiel mitwirken können? Damit, unterstrich Goretzka, „beschäftigen wir uns nicht“. Mit den eigenen Unzulänglichkeiten hat der deutsche Rekordmeister genug zu tun.

Hier lesen Sie: Pausenansprache dauerte nur 90 Sekunden: Nagelsmanns Warnung mit Kabinen-Knaller.

„Wir bekommen die Energie nicht auf den Platz“, monierte Goretzka. Man bekomme es nicht mehr hin, „dass wir in wichtigen Spielen von 0 auf 100 kommen.“ Nagelsmann schimpfte über „zu wenig Bewegung und Geradlinigkeit“. Schnippisch fügte der genervte Coach an: „Ich hoffe mal, dass der Reiz des Wettbewerbs Frische in den Kopf bringt.“

Der FC Bayern habe, ergänzte Thomas Müller, „irgendwo in uns drin doch mehr Anspruch. Es könnte erfrischender laufen.“ Dass er Legende Gerd Müller mit seinem 428. Spiel als Rekord-Feldspieler der Bayern abgelöst hatte? Nebensache! Müller forderte wieder viel mehr Mia san mia vor dem Duell im Prinzenpark: „Da müssen wir da sein, da kommt es darauf an.“

Es bleibt in diesem Jahr schwierig bei den Bayern: zum Start eine Ergebniskrise, dann der Wirbel um „Gucci-Gnabry“ - und zuletzt auch noch das Theater um Kapitän Manuel Neuer. Dass der Vorsprung an der Tabellenspitze auf Union Berlin und Borussia Dortmund inzwischen äußerst knapp ist, trägt nicht zur Beruhigung der Lage bei.

Sportvorstand Hasan Salihamidzic verzichtete deshalb am Samstag auf einen Kommentar - doch seine Miene sprach Bände. Nagelsmann wirkt zunehmend gereizt. Ein erneut frühes Aus in der Königsklasse kann er sich kaum leisten - schon gar nicht, die Meisterschaft zu verpassen.

Die Bosse wollen jetzt Erfolge sehen

Entsprechend sauer war er über den schwachen Auftritt gegen Bochum. Seine Halbzeitansprache dauerte nur „intensive“ 90 Sekunden. Er habe nicht das Gefühl gehabt, „dass es sinnvoll ist, Szenen zu zeigen. Wir haben ein paar andere Dinge besprochen, das war aber in 1:30 Minuten abgetan“, sagte Nagelsmann bei Sky. Er hockte sich wenig später alleine auf die Trainerbank und schaute sich „ein paar Szenen“ auf dem iPad an. Ob er da noch wichtige Erkenntnisse vor der Reise an diesem Montag in Frankreichs Hauptstadt gewann?

Nagelsmanns Anspannung unterstreicht jedenfalls die Bedeutung des PSG-Gipfels – auch für ihn persönlich. Ein Jahr nach dem schockierenden Königsklassen-K.o. gegen den krassen Außenseiter FC Villarreal muss der Coach für eine zufriedenstellende Saisonnote ein Achtelfinal-Aus abwenden. Durch die Umgestaltung in seinem Betreuerstab mit der Verpflichtung von Torwarttrainer Michael Rechner als Nachfolger von Neuer-Intimus Toni Tapalovic wurde Nagelsmann ein Wunsch erfüllt. Die Bosse wollen jetzt erst recht Erfolge sehen.

„Es gibt Trainer, die bringen acht, neun Leute mit zu einem Club. Das hat auch einen Sinn. Je größer der Club, umso mehr Haie schwimme um dich rum. Und da ist es nicht schlecht, wenn du im Schwarm in der Mitte bist und außen sind noch ein paar Pufferfische“, hatte Nagelsmann vor dem Bochum-Match gesagt. Ihm selbst droht im Falle eines krachenden Achtelfinal-Aus gegen Frankreichs Serienmeister garantiert Haialarm.

− sid/dpa/red