Stürmer drängt auf Abschied
"Meine Geschichte beim FC Bayern ist vorbei": Jetzt geht Lewandowski in die Wechsel-Offensive

30.05.2022 | Stand 19.09.2023, 3:18 Uhr

Sie zieht es weg aus München: Robert Lewandowski und seine Ehefrau Anna, hier auf dem 75. Filmfestival von Cannes. −Foto: dpa

Weltfußballer Robert Lewandowski will weg vom FC Bayern München - sofort.

Auf das "Basta" von Bayerns Vorstandsboss Oliver Kahn, der zuletzt auf die Einhaltung von Lewandowskis Vertrag bis Sommer 2023 gepocht hatte, antwortete der Pole nun mit seiner eigenen Basta-Version. "Meine Geschichte beim FC Bayern ist vorbei. Mir ist klar, dass der Transfer die beste Lösung für beide Seiten ist", sagte der Torjäger am Montag in Warschau.

Sein zuletzt noch höflich formulierter Wunsch, die Münchner schon in diesem Sommer verlassen zu wollen, gleicht mittlerweile einer unmissverständlichen Forderung. "Nach allem, was in den letzten Monaten geschehen ist, kann ich mir eine weitere gute Zusammenarbeit nicht vorstellen", sagte der 33 Jahre alte Bundesliga-Torschützenkönig.

Zuvor hatte Lewandowski, dessen Vertrag bis 2023 läuft, bereits mit einem Wechsel zum FC Barcelona kokettiert. "Spanien ist großartig", schwärmte der Starspieler am Rande des Formel-1-Rennens in Monaco beim polnischen TV-Sender Eleven Sports PL.

"Wir haben ein Haus auf Mallorca", erzählte Lewandowski weiter, "das Gefühl für Spanien ist da, und ich finde es einen wirklich guten Ort - nicht nur, um dort Urlaub zu machen." Sondern auch, um dort möglichst schon ab Sommer Fußball zu spielen.

Der Transferpoker hatte sich zuletzt zugespitzt. Das Tauziehen um den Polen mündete in eine regelrechte Schlammschlacht. Mittendrin: Die Münchner Vorstandsriege, Lewandowski und dessen Berater Pini Zahavi. Aussagen Lewandowskis und seines Spieleragenten, kein Angebot über eine Vertragsverlängerung in München bekommen zu haben, hatten Sportvorstand Hasan Salihamidzic und Vorstandsboss Oliver Kahn entschieden widersprochen.

Lewandowski selbst hatte nach dem letzten Liga-Saisonspiel verkündet, den deutschen Rekordmeister verlassen zu wollen. Seitdem wird er mit dem FC Barcelona, der bereits ein Millionen-Angebot gemacht haben soll, in Verbindung gebracht. "Bayern ist ein seriöser Club. Ich hoffe, dass er mich nicht nur deshalb festhalten wird, weil er es kann", sagte Lewandowski am Montag.

Am Vorabend hatte er im polnischen TV-Sender Eleven Sports gesagt, dass ein möglicher Wechsel von vielen Faktoren abhänge. Aber seine Situation sei klar: "Also braucht man hier nicht weiter Mitleid zu erregen und mehr über dieses Thema zu reden."

Ändern die Bayern nun ihre Marschroute in der Causa Lewandowski? Im Wettbuhlen um Liverpools Sadio Mané, der Medienberichten zufolge den Champions-League-Finalisten von Trainer Jürgen Klopp verlassen will, sollen die Münchner die Pole Position haben. Ein Transfer des Senegalesen könnte den Abschied Lewandowskis beschleunigen. Laut Sky wollen die Bayern Mané einen Dreijahresvertrag bis 2025 anbieten. Demnach ist eine Ablösesumme von 30 Millionen Euro nebst möglicher Zusatzzahlungen von bis zu zehn Millionen Euro im Gespräch.

"Merci, Coco!": Tolisso verlässt den FC Bayern - Kommt Gravenberch?

Der FC Bayern München plant für die Zukunft ohne Mittelfeldspieler Corentin Tolisso. Während im undurchsichtigen Transferpoker um Torjäger Robert Lewandowski weiterhin Ungewissheit herrscht, schaffen die Münchner beim französischen Weltmeister Klarheit. Nach fünf Jahren endet Tolissos Zeit an der Säbener Straße. Der im Sommer auslaufende Vertrag mit dem 27 Jahre alten Nationalspieler wird nicht verlängert, wie der FCB am Montag in einer "Merci, Coco"-Abschiedsmitteilung verkündete.

Der Abgang Tolissos hatte sich seit Monaten angedeutet. Vor allem das stetige Bayern-Interesse an Ajax-Amsterdam-Spieler Ryan Gravenberch, der unmittelbar vor einer Unterschrift in München stehen soll und zum Tolisso-Ersatz im Mittelfeld avancieren könnte, hatte die Spekulationen um einen Wechsel befeuert. Nun werde "eine neue Seite aufgeschlagen", schrieb Tolisso auf Instagram.

Münchens Vorstandsboss Oliver Kahn dankte dem Franzosen für seine Leistungen und seinen Einsatz. "Corentin Tolisso war fünf Jahre Teil unseres Teams, das unter anderem mit der Sechs-Titel-Saison 2020 Geschichte geschrieben hat", äußerte der frühere Nationaltorwart laut Vereinsmitteilung.

Als ablösefreier Spieler im besten Fußballeralter dürften Tolisso die Türen bei einigen europäischen Top-Clubs offen stehen. Einzig seine Verletzungsanfälligkeit, die ihn auch beim FC Bayern immer wieder ausgebremst hatte, könnte den ein oder anderen Verein abschrecken. Zuletzt war über einen Wechsel zum FC Sevilla spekuliert worden. Auch eine Rückkehr zu seinem Jugendclub Olympique Lyon, von dem er 2017 für eine Ablöse von 41,5 Millionen Euro an die Säbener Straße gekommen war, steht im Raum.

Vor allem Tolissos Verletzungen hinderten den einstigen Münchner Rekordeinkauf daran, zum absoluten Leistungsträger zu avancieren. Zuletzt warf ihn ein Muskelfaserriss wieder einmal zurück. So richtig konnte sich der Franzose nie für einen neuen Kontrakt empfehlen. Von Sportvorstand Hasan Salihamidzic gab es dennoch lobende Worte zum Abschied. "Er hat sich auch in schwierigen Phasen nie aus der Bahn werfen lassen und immer alles für den FC Bayern gegeben. Wir wünschen ihm auf seinem weiteren Weg viel Erfolg", sagte der 45-Jährige.

Tolisso feierte mit den Münchnern die größten Erfolge in seiner Karriere. In 118 Pflichtspielen im FCB-Trikot erzielte der Rechtsfuß 21 Tore. Er gewann mit den Bayern fünfmal die Deutsche Meisterschaft, zweimal den DFB-Pokal und einmal die Champions League. "Ein großes DANKESCHÖN für diese 5 schönen Jahre, die mir sportlich und menschlich so viel gebracht haben", schrieb Tolisso.

− sid/dpa/red