"Danke, Gott! Noch 45 Minuten, dann nie wieder!": Wieso der FC Bayern ein Shopping-Problem hat

03.07.2019 | Stand 19.09.2023, 1:07 Uhr

Große Abgänge, große Lücken: Dem Kader des FC Bayern fehlt es nach den Abgängen von unter anderem Arjen Robben (3.v.l.), Rafinha (3.v.r.) und Franck Ribery (r.) vor allem an Breite. −Foto: Hoppe/dpa

Es sieht meistens ganz witzig aus, wenn sich die Spieler des FC Bayern München im September ihre Lederhose anziehen und sich mit Bierglas auf dem Oktoberfest zuprosten. Die Spieler, die man sonst in Fußballtrikots oder Designerklamotten sieht, fremdeln oft etwas mit der bayrischen Kluft. Wenn ein Südamerikaner dabei ist, der zum ersten Mal Tracht trägt: Umso besser.

Natürlich gehören diese Bilder zur Vermarktungsstrategie des Rekordmeisters. Beim FC Bayern arbeiten Spezialisten. Kein Foto außerhalb des Platzes wird dem Zufall überlassen. Auf dem Aushängeschild des deutschen Fußballs prangt fett "Mia san mia". Und trotzdem hat der FC Bayern ein Imageproblem.

Die Topstars von morgen meiden den FC Bayern

Am Wochenende verpflichtete der FC Schalke 04 das 19-jährige Stuttgarter Abwehrtalent Ozan Kabak, an dem der FC Bayern auch Interesse hatte. Auch Dortmunds Wunderkind Jadon Sancho wollten die Bayern, bevor Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc ihn in den Ruhrpott lockte. Borussia Dortmunds Neuzugang Mateu Morey (19) vom FC Barcelona, der am Montag bekannt gegeben wurde, hätte der FC Bayern laut "Bild" ebenfalls gerne verpflichtet. Der ablösefreie Morey sagte: "Borussia Dortmund (...) setzt stark auf die Jugend. Ich glaube, dass ich meine Stärken in diesem Team perspektivisch sehr gut einbringen kann."

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Bayerns Problem: Morey scheint nicht zu glauben, dass er seine Fähigkeiten in München perspektivisch einbringen kann. Und damit ist er nicht alleine. Sicherlich wären auch die Dortmunder Schnäppchen Julian Brandt (Marktwert 50 Millionen Euro) und Thorgan Hazard (Marktwert 38 Millionen), die der BVB für insgesamt 50 Millionen Euro kaufte, etwas für den Rekordmeister gewesen. Nur: Die spielen jetzt beim BVB. Dazu hat der größte Konkurrent der Bayern in der Bundesliga Mats Hummels aus München für 38 Millionen und Nico Schulz von der TSG Hoffenheim für 27 Millionen Euro geholt.

Dass Bayern-Präsident Uli Hoeneß schon vor Saisonbeginn gegen Dortmund stichelt ("Der BVB hat viele Spieler gekauft. Ob er sich verstärkt hat, sehen wir im Laufe der Saison."), könnte ein Indiz für die Münchner Nervosität sein. Ein Wechsel von Leroy Sané von Manchester City scheint immer unwahrscheinlicher zu werden. Die Verpflichtung von Timo Werner klingt längst nicht mehr so sicher, wie vor ein paar Monaten. Dazu kommen die Abgänge von Arjen Robben, Franck Ribéry (der die Bayern in einem Interview zum "Nachrüsten" auffordert), Rafinha, Mats Hummels, und wahrscheinlich auch James, Jerome Boateng und Renato Sanches.

Mahnmal für talentierte Fußballer, nicht zum FC Bayern zu gehen, ist Dortmunds Mario Götze, der nach seiner Rückkehr zum BVB nur allmählich zu alter Form findet. Oder der 21-jährige Portugiese Renato Sanches, der laut "Bild"-Zeitung beim letzten Freundschaftsspiel am 29. Mai in der Kabine gerufen haben soll: "Danke Gott, noch 45 Minuten FC Bayern, dann Urlaub und dann nie, nie wieder!"

− sid



Wie der FC Bayern die Lücken im Kader schließen will, lesen Sie am Mittwoch, 3. Juli, im Sportteil der Passauer Neuen Presse und ihren Heimatausgaben.