DSC: Martell entschuldigt sich – Rätsel um gekürztes Tölzer Interview gelöst

16.02.2017 | Stand 18.09.2023, 21:53 Uhr

Jetzt spricht er: Travis Martell (l.) im Gespräch mit DSC-Stadionsprecher Andreas Miedl. − Foto: Roland Rappel

Drei Tage nach der meistdiskutierten Szene des Eishockey Oberliga-Wochenendes meldete sich der betroffene Spieler: DSC-Verteidiger Travis Martell hat am Mittwochabend kurz vor 23 Uhr eine Stellungnahme (am Ende des Artikels in voller Länge) auf der Facebookseite der Deggendorfer veröffentlichen lassen. Darin spricht Martell davon, gerne ungeschehen zu machen, was er getan habe und sagt: "Es war niemals meine Absicht, den Spieler von Bad Tölz zu verletzen." Und: "Ich möchte mich für meine Tat bei allen Fans meines Vereins und den Fans des Eishockeysports entschuldigen. Es war egoistisch und nicht fair."

Der 33-Jährige hatte am Sonntag bei der 1:2-Heimniederlage gegen den EC Bad Tölz (mehr dazu) Aufsehen erregt: Das Spiel war in den letzten Zügen, es waren nur mehr wenige Sekunden zu spielen. Martell kämpfte um den Puck und traf den Tölzer Stefan Reiter (20) kurz vor Ende der Partie heftig mit einem wuchtigen Stockschlag an einer ungeschützten Stelle des Arms. Reiter ging sofort zu Boden und blieb mehrere Minuten lang liegen. Martell erhielt eine Matchstrafe. Wie lange der Kanadier mit deutschem Pass vom Deutschen Eishockey-Bund gesperrt wird, steht noch aus (Stand 16. Februar, 12.45 Uhr).

Der 20-jährige Reiter ist auf dem Weg der Besserung und kann am Freitagabend im Heimspiel gegen die Blue Devils Weiden wohl wieder auflaufen. Der befürchtete Armbruch blieb aus, stattdessen diagnostizierten die Ärzte im Donau-Isar-Klinikum direkt nach dem Spiel eine schwere Prellung. Dennoch erwägt der Tölzer eine Anzeige.

Ein Video, welches das Foul zeigt, stellten die Tölzer am Montag auf Facebook; ebenso ein Interview mit Reiter, der darin unter anderem davon sprach, den Stockschlag wie eine "Axt in den Arm" empfunden zu haben (mehr dazu). In der "Vollversion" des Interviews auf der Homepage des EC spricht Reiter allerdings auch davon, dass ihm einige Deggendorfer Spieler gute Besserung gewünscht hatten. "Das fand ich sehr fair", fügte Reiter an. Auf Facebook, dem wohl deutlich stärker frequentierten Medium im Gegensatz zur EC-Homepage, war davon nichts zu lesen. Es war die einzige Frage, die dort nicht veröffentlicht wurde.

In dieser ohnehin hitzig geführten Debatte interpretieren Fans gut gemeinte Umsicht schnell als böse Absicht. EC-Pressesprecherin Melina Staar hatte das Interview geführt und erklärt, warum die Frage fehlt: "Ursprünglich hatte ich Stefan Reiter gefragt, ob Travis Martell sich bei ihm entschuldigt hat. Er sagte dann: ‘Nein, noch nicht, aber ein paar Deggendorfer haben mir gute Besserung gewünscht.’ Da ich den Fokus nicht noch stärker auf Martell legen wollte, habe ich die Frage auf Facebook ganz rausgelassen. Dort geht’s ja schnell drunter und drüber: Der teilt dies, der kommentiert das. Das Thema ist sowieso sehr emotional diskutiert worden. Es war natürlich nicht meine Absicht, die Deggendorfer Besserungs-Wünsche außen vor zu lassen. Aber wenn Nachfragen gekommen wären, hätte ich wahrheitsgemäß antworten müssen", sagte Staar am Donnerstagmittag auf Nachfrage der heimatsport.de-Redaktion.

Hunderte User hatten in Folge der Facebook-Veröffentlichungen ihrem Unmut über Martell im sozialen Netzwerk Luft gemacht und den Familienvater teils heftig beschimpft. DSC-Vorstand Artur Frank stellte sich schützend hinter seinen Spieler, ohne die Szene zu verharmlosen (mehr dazu).

Am Mittwoch und damit zwei Tage vor dem Heimspiel (Freitag, 20 Uhr) gegen Selb hatte Martell sich nun selbst gemeldet. Die Ironie dabei: Ausgerechnet die Deggendorfer könnten dem EC Bad Tölz mit seinem Sieg über Selb auf Platz 1 verhelfen. Martell wird dann nicht dabei sein.

Die Stellungnahme von Travis Martell im Wortlaut:

Am Sonntag, den 12. Februar 2017, wenige Sekunden vor Ende unseres Spiels gegen die Tölzer Löwen, habe ich etwas getan, was ich gern ungeschehen machen würde. Leider ist dies nicht möglich und ich werde mit den Konsequenzen und Strafen leben müssen und sie akzeptieren.
Ich möchte jedoch eines ganz klar zum Ausdruck bringen: es war niemals meine Absicht den Spieler von Bad Tölz zu verletzen. Ich habe versucht seinen Schläger zu treffen, im Bruchteil einer Sekunde jedoch hat der Spieler seinen Arm bewegt, um seinen Schläger vor meinem zu schützen, damit er den Puck nicht verliert.
Ich bin sehr froh und erleichtert, dass Stefan Reiter am Freitag wieder spielen kann und sein Arm nicht schwer verletzt ist.
Ich möchte mich für meine Tat bei allen Fans meines Vereins und den Fans des Eishockeysports entschuldigen. Es war egoistisch und nicht fair.
Die Liga hat entschieden mich sehr hart zu bestrafen. Ich werde diese Strafe akzeptieren und nach vorn blicken und versuchen aus meinen Fehlern zu lernen.
Eines möchte ich jedoch allen Eishockeybegeisterten versichern, ich nehme meinen Beruf als Spieler sehr ernst, ich versuche in jedem Spiel mein Bestes zu geben, ich lebe für den Sport, den ich betreibe. Mein Wille ist es, jedes Spiel zu gewinnen und meiner Mannschaft zu dienen. Ich gehe niemals mit der Absicht aufs Eis, jemanden zu verletzen.
Ich möchte allen Fans, die sich mir zugewandt haben für die Unterstützung und Aufmunterung danken. Es bedeutet mir sehr viel.
Travis Martell