Harald Leuthard: Einst trainierte der Hauzenberger die Stars, jetzt kümmert er sich ums Tennis dahoam

30.04.2021 | Stand 17.09.2023, 22:07 Uhr

Spielt jetzt in der Heimat Bälle ein: Tennistrainer Harald Leuthard (55) aus Hauzenberg. −Fotos: privat

Man kann diesen Satz, den Harald Leuthard (55) am Ende eines langen Gesprächs sagt, als bewusste Untertreibung verstehen: "Schlechter ist bei mir noch keiner geworden." Er muss selbst kurz lachen, als er sich seinen Ausspruch noch einmal durch den Kopf gehen lässt. Wer Leuthard kennt, weiß: Nicht schlechter zu werden, ist kein Maßstab, mit dem er sich zufrieden gibt.

Der Hauzenberger (Lkr. Passau) hat viele heutige Tennis-Stars in ihrer Jugend trainiert. Kevin Krawietz, zweifacher French-Open-Sieger im Doppel. Laura Siegemund, die einst als nächste Steffi Graf gefeiert wurde, dann aber von vielen Verletzungen zurückgeworfen wurde. "Ein extrem helles Köpfchen mit 1,0-Abitur", sagt Leuthard, der seit einigen Wochen zurück ist in seiner niederbayerischen Heimat. In den Vereinen der Umgebung will er nun regionale Tennis-Talente besser machen. Ums Besser-Machen, darum geht es Leuthard, nicht ums Nicht-schlechter-werden. Aber nicht nur darum.

"Ich arbeite schon sehr leistungsorientiert, was sich ja auch in meinen Erfolgen widerspiegelt", sagt er. Und ein bisschen liegt ihm diese Philosophie ja im Blut. Sein Bruder, der Athletiktrainer Werner Leuthard (59), galt lange als der eigentliche Schleifer im Team des ehemaligen Fußball-Bundesliga-Trainers Felix "Quälix" Magath. Ein bisschen Werner steckt auch in Harald, das gibt er selbst zu. Der jüngere Bruder des Magath-Vertrauten war einst Gebirgsjäger-Offizier bei der Bundeswehr in Bad Reichenhall.

Doch die Liebe zum Tennis ließ Leuthard nie los, mit den Herren 30 des TC Altenfurt spielte er einst in der Regionalliga. Als er seine aktive Karriere beendet, bekommt er die Möglichkeit, ins Trainergeschäft einzusteigen – als Coach beim amerikanischen Tennislehrerverband (USPTA) in dessen europäischer Außenstelle in Meran (Südtirol). "Ich bin dazu wie die Jungfrau zum Kinde gekommen und wurde sogar gleich zum Ausbilder erkoren", erinnert sich Leuthard. Es beginnt ein steiler Aufstieg.

Er absolviert eine Ausbildung als staatlich geprüfter Tennislehrer, macht sein Sportmanagement-Diplom und die B-Trainerlizenz des Deutschen Tennis-Bundes (DTB).

In Deutschland arbeitet er dann zunächst als Trainer bei größeren regionalen Vereinen wie dem TC Mainburg (Lkr. Kelheim). 1992 dann der Durchbruch: Harald Leuthard bekommt das Angebot, als Cheftrainer in die Akademie des damaligen Damen-Bundestrainers Klaus Hofsäss (72) zu wechseln. Er nimmt die Stelle an und bleibt dort bis 1996.

Später arbeitet er auf Honorarbasis für die Tennistrainer-Legende Niki Pilic (81), in dessen Akademie viele spätere Tennis-Stars den Grundstein für ihre Karrieren legten – wie eben auch Krawietz und Siegemund.

Über seine Arbeit als Tennistrainer lernte Harald Leuthard auch seine spätere Ehefrau Claudia Porwick kennen. Mit der ehemaligen Nummer 29 der Welt betrieb der Niederbayer in Fürth lange eine Tennisschule – bis die Ehe in die Brüche ging.

Nun ist Leuthard zurück – dort, wo er einst das Tennisspielen erlernte – in Hauzenberg. "Es war klar, dass ich irgendwann wieder nach Hause kommen will", sagt er. Beim TC Kropfmühl und TC Bad Griesbach hat er bereits erste Trainings abgehalten. Und welche Ziele verfolgt er dabei?

Natürlich sollen auch dort seine Schützlinge bessere Tennisspieler werden, sagt er. Aber eines sei derzeit noch viel wichtiger: "Wir müssen der Bewegungsarmut der Kinder und Jugendlichen entgegenwirken, die die Corona-Pandemie verursacht hat." Tennis könne dabei eine große Rolle spielen: "Man kann Kinder nach wie vor begeistern für den Tennissport. Er hat unwahrscheinlich viel Charakter, sowohl als Einzel- als auch als Teamsportart."

Was dem deutschen Tennis für einen erneuten Boom weiter fehle, seien die großen Vorbilder – trotz großer Erfolge von Angelique Kerber oder Alexander Zverev. "Wir haben keine richtige Frontperson", moniert Leuthard. Dass der DTB, der mit rund 1,4 Millionen Mitgliedern größte Verband im Welt-Tennis in der Breite immer noch hinterher hinkt, sei "unbefriedigend".

Seine Aufgabe ist die Lösung dieses Problems freilich nicht mehr, er will nun dafür sorgen, dass Kinder und Jugendliche in der Region wieder Spaß an der Bewegung finden – Tennis hat als Einzelsportart in der Corona-Pandemie einen großen Vorteil. Und trotzdem merkt auch Leuthard die Auswirkungen des Lockdowns auf die Fitness der Heranwachsenden. Er will seinen Teil zur Besserung beitragen. Sehr viel schlechter kann die Situation ja eh nicht mehr werden. Aber einfach nur nicht schlechter werden, das ist ja eh nicht Leuthards Anspruch.