Podest zum Saisonauftakt
Ein Schnitzel zur Belohnung: Bayerwäldler Andreas Seidl feiert F1-Traumstart mit McLaren

09.07.2020 | Stand 17.09.2023, 22:04 Uhr

Perfekter Saisonstart für Teamchef Andreas Seidl und McLaren in der Formel 1. −Foto: dpa

Das Schmankerl für Lando Norris & Co. nach dem Formel-1-Raketenstart von McLaren bestimmte Teamchef Andreas Seidl. "Wir werden uns dafür ein paar Wiener Schnitzel gönnen", kündigte der Hinterschmidinger (Lkr. Freyung-Grafenau) nach dem Coup des englischen Traditionsrennstalls beim ersten Grand Prix nach der Corona-Zwangspause im österreichischen Spielberg an.

Rang drei für den Engländer Norris und Rang fünf für Carlos Sainz aus Spanien, der Sebastian Vettel im kommenden Jahr bei Ferrari ablöst, vertrieben die finanziellen Sorgen der vergangenen Monate mit einem Schlag. Die Wiederbelebung des einst ruhmreichen McLaren-Teams unter Seidl läuft auf Hochtouren. "Wir haben noch viel vor uns in den nächsten Monaten", versicherte er.

Achtmal wurde das Team in seiner glorreichen Vergangenheit Konstrukteursweltmeister, zwölfmal holte ein McLaren-Pilot die Fahrerweltmeisterschaft. Darunter Ikonen wie Niki Lauda, Alain Prost und Ayrton Senna. Seit der bislang letzten WM-Krönung mit Lewis Hamilton 2008 jagt der einst von Motorsport-Legende Bruce McLaren gegründete Rennstall höchsten Ansprüchen aber hinterher.

Seidl: "Einfach super, eine Riesenfreude"

"Wir haben schon ein bisschen Zweifel gehabt, hätten damit nicht gerechnet", meinte Seidl in Österreich nach dem überraschenden Podest-Coup. "Es ist eine super Bestätigung für die Arbeit des Teams. Einfach super, eine Riesenfreude."

Seidl hatte seinen neuen Job am 1. Mai 2019 angetreten, nachdem er zuvor mit Porsche dreimal den Langstreckenklassiker in Le Mans gewonnen hatte. Nicht zuletzt aus seiner Zeit beim Formel-1-Projekt von BMW von 2000 bis 2009 sagte man ihm das Talent nach, Organisationen auf- und umbauen zu können sowie die richtigen Leute auf den richtigen Posten sich entfalten zu lassen.

Die Corona-Krise traf dann aber auch McLaren mit voller Wucht. Nach dem Lockdown brachen die Verkäufe der Straßensportwagen ein – die Kosten liefen jedoch weiter. Die Zahlungsunfähigkeit drohte. Im futuristischen McLaren-Firmensitz in Woking mussten Projekte wie der neue Windkanal und Simulator eingefroren werden, sogar Entlassungen waren nötig. 1200 Mitarbeiter im gesamten Konzern, 70 davon in der Formel-1-Sparte.

Erst eine Geldspritze vom Persischen Golf sicherte das Überleben. Der Mumtalakat-Staatsfonds von Bahrain, dem fast 63 Prozent an der McLaren-Gruppe gehören, organisierte bei der heimischen Nationalbank ein Darlehen von 150 Millionen Pfund (rund 165 Millionen Euro).

Umso wichtiger ist es für McLaren, dass die Formel 1 den Notbetrieb aufgenommen hat. Dadurch kann sich die Königsklasse des Motorsports die nötigen TV-Gelder sichern – und Seidls Team bei entsprechenden Ergebnissen die millionenschweren Preisgelder am Saisonende.

Schon am Sonntag gibt‘s die nächste Podestchance

"Es kommt auf harte Arbeit an", sagte Norris, der sich in einer furiosen Schlussphase seinen ersten Podestplatz in der Formel 1 sicherte. Der 20-Jährige ist sogar der drittjüngste Fahrer, dem das gelungen ist. "Er hat einen super Schritt gemacht über den Winter", lobte Seidl dessen Entwicklung. "Er ist deutlich gefestigter als Persönlichkeit, mit ihm können wir noch viel Spaß haben."

Für McLaren war es ein Glück, dass Norris auf das Podium raste. Schließlich steht der junge Mann aus Somerset im Südwesten Englands für die Zukunft des Rennstalls. "Mein erstes Podium ist nicht mein einziges Ziel in der Formel 1", stellte Norris klar. "Ich will Rennen gewinnen." Bei der zweiten Auflage in Spielberg an diesem Sonntag kann er den nächsten Versuch unternehmen.

− dpa