Adrian Straubinger (19) hatte seinen Traum vom DFB-Pokal-Finale schon abgehakt. Der eingefleischte Bayern-Fan wollte unbedingt dabei sein beim möglichen Double-Gewinn seines Vereins heute gegen RB Leipzig. Doch Straubingers Fanklub hatte keine Karten bekommen. "Ich habe mir gedacht: Dann schaue ich halt daheim mit Freunden. Auch nicht so schlimm", erzählt er. Sagt sich jetzt natürlich leicht, denn: Straubinger darf doch nach Berlin. Und er nimmt nicht nur seinen Freund Julian Trautwein (17) mit, sondern spielt sogar heute mit ihm im Berliner Olympiastadion. Nicht auf dem Rasen, aber immerhin vor der Konsole. Zwei Vilshofener im Vorprogramm des DFB-Pokalfinales.
Ende April: Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) veranstaltet online ein FIFA-Turnier – Spieler aus ganz Bayern messen sich im Fußballsimulationsspiel. Julian und Adrian melden sich als Zweier-Team für den FC Vilshofen an – und haben gleich bei der Auslosung Glück: Ihnen wird ein professioneller FIFA-Spieler zur Seite gestellt. Lukas "Badeschlappen" Hösch vom 1. FC Nürnberg begleitet sie mit Tipps und einer Kamera. Im Internet können E-Sport-Fans den beiden Vilshofenern beim Spielen zusehen. Und die halten dem Druck stand. Erst im Finale scheitern sie an Benedikt Bauer (aus Drachselsried im Landkreis Regen, spielt für den VfL Wolfsburg) und Dylan Neuhausen – beides FIFA-Profis. Für Adrian und Julian ein riesiger Erfolg: "Dass wir es bis ins Finale geschafft haben, hat uns schon überrascht", sagt der 19-jährige Straubinger.
Die Belohnung: Sie vertreten nun den BFV beim Duell gegen zwei E-Sport-Profis von RB Leipzig im Innenraum des Berliner Olympiastadions. Als "David gegen Goliath" wird das Aufeinandertreffen angekündigt. Die Niederbayern sind der David. "Wir sind schon aufgeregt, das wird eine einmalige Erfahrung." Erst spielen die beiden einzeln gegen einen der beiden Profis – Straubinger trifft dabei auf Cihan Yasarlar, einen Star der Szene. Anschließend spielen die Kumpels dann gemeinsam gegen die RB-Profis. Und geht da was? "Im Fußball gibt es immer wieder Überraschungen", sagt Straubinger. Und wer weiß: Vielleicht ist der Auftritt der beiden in Berlin ja auch der Beginn der eigenen Profi-Karriere im E-Sport? "Das wäre ein Traum, wenn das hinhauen würde. Julian und ich spielen beide leidenschaftlich gerne." Drei- bis viermal pro Woche treffen sich die beiden. An der Konsole verstehen sie sich also blind. Überraschung also nicht ausgeschlossen.
Und selbst wenn sie verlieren sollten, könnten sie das sicher verschmerzen. In der VIP-Lounge dürfen Julian Trautwein und Adrian Straubinger danach das DFB-Pokal-Finale verfolgen – und schon mal den FC Bayern scouten. Am 26. August kommt der Rekordmeister nach Vilshofen – zum100. Vereinsjubiläum des FC.
