In neuer Wahlheimat USA
Starker Re-Start bringt gleich WM-Ticket für Triathletin Julia Rohracker aus Burgkirchen

10.05.2021 | Stand 10.05.2021, 18:17 Uhr

Bei der WM im Ironman 70.3 am 17. September in St. George im US-Bundesstaat Utah wird auch Julia Rohracker starten. Die Qualifikation dazu hat sie nach zwei Jahren Pause geschafft. −Foto: Schiavoni

Nach fast zwei Jahren Pause hat Julia Rohracker einen starken Re-Start hingelegt. Die Triathletin aus Burgkirchen belegte beim Ironman 70.3 (1,9km Schwimmen/90km Radfahren/21,1km Laufen) in ihrer neuen Wahlheimat USA den 14. Platz der Altersklasse W30 bis 34 und qualifizierte sich damit für die Weltmeisterschaft.

Diesen Erfolg feierte die zierliche Sportlerin von der Alz nach zwei für sie äußerst herausfordernden Jahren. Im Frühjahr 2019 beschloss sie mit Michael Rundio aus Köln als Trainer an ihren Zielen zu arbeiten. Kurz darauf schaffte sie in Porec (Kroatien) über die olympische Distanz (1,5/40/10) bei der W25 bis 29 als Drittplatzierte den Sprung aufs Treppchen. Beim Ironman 70.3 in Rapperswill-Jona (Schweiz) gelang Rang11 ihrer AK.

Im September folgte dann das einschneidende Ereignis mit dem Umzug nach Amerika. Vom Hauptstandort der Fa. adidas in Herzogenaurach ging es für die mittlerweile 29-Jährige nach Portland (Bundesstaat Oregon), um dort am amerikanischen Hauptsitz des Sportartikel-Herstellers zu arbeiten. Hier ist sie weiterhin im Marketing tätig, allerdings nunmehr spezialisiert auf Nord- und Südamerika. Als "sehr anstrengend und aufregend" bezeichnet Rohracker den Weg nach Übersee. Das sei auch der Grund gewesen, warum sie 2019 keinen Wettkampf mehr bestritt. Zudem zog sie sich eine Verletzung zu, konnte fast fünf Monate lang wegen extremer Schmerzen im Schienbein nur bedingt laufen. "Letztendlich haben die Physios und Osteopathen herausgefunden, dass meine Hüftrotation beim Laufen eine Fehlstellung verursacht, die sich übers Knie bis runter in den Fuß auswirkt. Seitdem bin ich schmerzfrei und habe das gut im Griff", erzählt sie von ihrem langen Leidensweg.

Kaum war Rohracker wieder fit, durchkreuzte Corona ihre Pläne. Der geplante Start beim Ironman Arizona (3,8/180/42,195) fiel ebenso ins Wasser wie zwei 70.3-Rennen in Nordamerika. Letztlich sorgte das Virus dafür, dass 2020 kein einziger Wettkampf ausgetragen werden konnte. Stattdessen arbeitete die junge Deutsche in den USA fleißig an ihren persönlichen Bestzeiten – beispielsweise im 10-km-Lauf – oder an den Wattwerten auf dem Fahrrad. Und: "Wenigstens konnte ich ab September wieder regelmäßig schwimmen, da hatte ich echt Glück und bin dankbar." Das konsequente Training machte sich nun beim 70.3 in St. George (Utah), der gleichzeitig als nordamerikanische Meisterschaft gewertet wurde, bezahlt. Julia Rohracker, mittlerweile in der nächsten Altersklasse angekommen, fühlte sich bei dieser Veranstaltung unter einem strengen Hygiene-Konzept stets sicher. "Ich bin schon zweifach geimpft, wie ein großer Teil der Amerikaner. Somit war das Covid-Risiko sehr gering", berichtet die 29-Jährige, die zu Jahresbeginn nach Kalifornien umgezogen ist und nach Palm Springs, San Diego und San Francicso aktuell in Los Angeles weilt. Im Golden State lobt sie die hervorragenden Trainingsbedingungen und hat als Ausgleich zum Triathlon und Arbeitsalltag das Surfen für sich entdeckt.

Das Schwimmen im 16 Grad kalten Stausee Sand Hollow Reservoir vor Western-Kulisse und bei bester Wasserqualität spulte die Sportlerin aus Oberbayern beim Comeback in 32 Minuten ab, womit sie "ganz zufrieden" war. Das änderte sich auf der "traumhaften Radstrecke, die fast keinen flachen Abschnitt aufwies". Hier wäre aufgrund ihrer "Trainingsdaten, die vielversprechend waren, mehr drin gewesen", verrät Julia. "Ich hätte mich mehr pushen müssen, bin einfach mit angezogener Handbremse gefahren", sagt sie angesichts eines defekten Kurbellagers an ihrem Rad, das sich nicht mehr rechtzeitig reparieren ließ. Nach 2:52 Stunden war aber auch dieser anspruchsvolle und nervenaufreibende Abschnitt mit mehr als 1000 Höhenmetern durch den Snow Canyon State Park geschafft.

Den Abschluss bildete "der brutalste Halbmarathon, den ich bisher gelaufen bin", so die Burgkirchnerin über das ständig wechselnde Auf und Ab des Kurses mit seinen 300 Höhenmetern, den sie dank einer starken zweiten Streckenhälfte noch in 1:41 meisterte. Am Ende bedeutete die Gesamtzeit von 5:13:30 Stunden Rang14 ihrer Alterskategorie, 73 bei den Frauen und 406 im Gesamtklassement von 2779 Finishern. Aber noch viel wichtiger: Da in ihrer Klasse 15 Plätze für die WM zur Verfügung standen, löste Julia Rohracker das Ticket für die Titelkämpfe am 17. September an gleicher Stelle.

− fa

Mehr über Julia Rohracker lesen Sie in den PNP-Printausgaben, zum Beispiel im Alt-Neuöttinger Anzeiger und im Trostberger Tagblatt.