Biathlon-Weltcup
Johannes Kühn aus Tüßling visiert wieder die "Top 10 bis 15" an – Geburtstagskind mit Vorfreude

19.11.2020 | Stand 25.10.2023, 10:37 Uhr

Das Stehendschießen ist seine Wackeldisziplin: Der laufstarke Johannes Kühn (29) startet in Kontiolahti am nächsten Wochenende (28./29. November) in die neue Weltcup-Saison und hofft, dass diese von Corona nicht allzu sehr beeinträchtigt wird. −Foto: Martin Schutt/dpa

"Ich freue mich auf die neue Saison. Man hat das ganze Jahr dafür trainiert und jetzt hoffe ich, dass möglichst viele Rennen stattfinden." Biathlet Johannes Kühn ist wieder fix für den Weltcup gesetzt und fiebert dem Auftakt in Kontiolahti (Finnland) entgegen. Hier stehen am 28. und 29. November ein Einzel über 20km und ein 10-km-Sprint auf dem Programm.

Es ist für den Tüßlinger der Startschuss zur vierten kompletten Runde – wenn alles gut geht – in der Elite-Liga dieses Sports. Die vorhergehenden hat er in der Gesamtwertung auf den Plätzen 28, 27 und zuletzt 13 abgeschlossen.

Wie bei den meisten Sportarten hat der Corona-Virus auch die Skijäger fest im Griff. Veranstaltungen wie das Heimrennen in Ruhpolding wurden bereits abgesagt oder an andere Orte vergeben. Was und wenn ja in welcher Form wirklich stattfindet, bleibt abzuwarten. "Man muss versuchen, sich auf die veränderten Bedingungen einzustellen", versucht Kühn die Ruhe zu bewahren, "keiner weiß wie es genau wird".

Der Sportler vom WSV Reit im Winkl – der am heutigen Donnerstag seinen 29. Geburtstag feiert – hat trotz aller Widrigkeiten durch die Pandemie versucht, sich so gewissenhaft wie immer vorzubereiten. Das Training am Stützpunkt Ruhpolding lief beinahe wie gewohnt, bei den Lehrgängen war dagegen immer wieder mal Improvisation gefragt. So musste beispielsweise in Oberhof wegen geschlossener Unterkünfte in einer Kaserne geschlafen werden. Mehr gehandicapt haben Kühn da schon zwei Verletzungen. Kurz vor der Deutschen Meisterschaft im Sommerbiathlon kam er auf Skirollern zu Sturz und hatte dabei Glück im Unglück. Zwar zog er sich einige Schürfwunden und Prellungen sowie eine Zerrung an der bereits zweimal operierten Schulter zu, blieb aber von Knochenbrüchen verschont. Schlimmer als die Blessur war für ihn, dass er dadurch die Titelkämpfe in Altenberg sausen lassen musste und so keine seiner vier Medaillen aus dem Vorjahr verteidigen konnte: "Das ärgert mich schon sehr. Ich habe – wenn überhaupt – schon sehr lange keine DM mehr verpasst.

Am Ende des Sommers ist das immer eine gute Standortbestimmung und eben ein Vergleich mit anderen unter Wettkampfbedingungen. Das ist mir schon immer wichtig, leider fehlt mir das heuer." Doch damit nicht genug: Mitte Oktober knickte das Mitglied des Zoll-Skiteams mit Dienstgrad "Erster Zollhauptwachtmeister" beim Joggen um und zog sich eine Außenbandverletzung im Knöchel zu. "Das war natürlich kein guter Zeitpunkt. Ich musste etwas pausieren und bin daher aktuell nicht ganz sicher, wie meine Form ist", so der Mann aus dem Landkreis Altötting, der sich mit dem Heilungsprozess zufrieden zeigt. Mittlerweile kann er den Fuß auch auf Langlaufski wieder einigermaßen normal belasten, nun hofft er, dank der guten Basisarbeit im Sommer sein Leistungsniveau bis zum ersten Rennen wieder erreichen zu können.

Einen besonderen Schwerpunkt habe er in der Vorbereitung nicht gesetzt, verrät Kühn: "Unser Sport ist sehr komplex und wir dürfen uns nicht nur auf eine Disziplin konzentrieren. Natürlich habe ich versucht, besonders am Stehendschießen zu arbeiten. Aber man darf natürlich Kondition, Lauftechnik und Liegendschießen deshalb nicht vernachlässigen, sonst hat man am Ende nichts gewonnen."

Etwas Zeit, am Feinschliff zu arbeiten, bleibt noch, denn seit Samstag befindet sich der laufstarke Tüßlinger zusammen mit seinen Kollegen bereits in Finnland. Die DSV-Abordnung hatte sich letzte Woche mehrfach einem Corona-Test unterzogen und konnte somit die Reise nach Muonio antreten. Zwar seien die Verhältnisse nicht optimal, weil es selbst im hohen Norden zu warm und kein Naturschnee vorhanden ist. Aber es gibt zumindest eine 5km lange Kunstschneerunde, "das ist schon mal nicht schlecht". Zudem soll es am Wochenende kälter werden, so dass die Sportler noch eine Verbesserung der äußeren Bedingungen erwarten. Da die ersten beiden Weltcup-Wochenenden ebenfalls in Finnland angesetzt sind, "gehen wir mal davon aus, dass das auch so stattfinden wird", erhofft sich Kühn einen planmäßigen Start.

Für Kontiolahti hat er sich noch nicht viel vorgenommen. "Erstmal trainieren, die Schneetage sind nicht mehr viele bis dahin", so der ehemalige vierfache Junioren-Weltmeister vor dem Aufgalopp. Deutlich größere Ziele hat er sich für den weiteren Winter gesetzt, der als Höhepunkt vom 9. bis 21. Februar die WM in Pokljuka (Slowenien) bereit hält: "Ich will wieder die Top 10 bis 15 im Gesamtweltcup anpeilen. Meine Vorgaben unterscheiden sich nicht groß vom letzten Jahr, wobei ich eben das eine oder andere Schießen gerne noch besser hinbekommen möchte."