Grauer Pandemie-Alltag
Die Politik muss sich bewegen: Kommentar zur Zwangspause im Amateursport

21.03.2021 | Stand 18.09.2023, 20:37 Uhr

−Symbolfoto: dpa

Von ersten Lockerungsschritten im Amateursport profitieren bislang nur wenige, weil Niederbayern fast flächendeckend Inzidenzwerte jenseits der 100er-Marke aufweist. Nur die Landkreise Rottal-Inn und Regen liegen aktuell konstant darunter und deshalb dürfen dort Kinder unter 14 Jahren kontaktlos trainieren. Darum muss sich die Politik bewegen, fordert PNP-Redakteur Andreas Lakota in seinem Kommentar zum Thema.

Große Begeisterung. Gewaltige Freude. Extrem viel Spaß. Überall dort, wo in diesen Tagen die Tore der Sportanlagen geöffnet wurden, sind die gleichen Stimmen zu hören. Endlich wieder ein bisschen mehr Lebensfreude, endlich ein kleiner Lichtblick im grauen Pandemie-Alltag vieler Kinder, die von den Maßnahmen in der Corona-Politik ohnehin besonders betroffen sind. Schade nur, dass Nachwuchssportler in weiten Teilen Niederbayerns nach fast fünf Monaten Lockdown weiter in die Röhre schauen – im wahrsten Sinne des Wortes. Doch auch dem Rest des Freistaats droht ein kurzes Trainings-Gastspiel. Die Zahlen steigen, bald schon wird es wieder dunkel werden auf den Plätzen – wenn die Politik nicht endlich dauerhaft das Flutlicht anknipst. Und dafür wird es höchste Zeit, wenn Nutzen und Risiko abgewogen werden.

Schon lange warnen Wissenschaftler vor den Folgen von Isolation und Bewegungsmangel, die Kinder ihr Leben lang beeinflussen können. Gebetsmühlenartig betonen Experten die zentrale Rolle des Sports für die physische und psychische Entwicklung der Heranwachsenden. Seit Wochen bitten Verbände und Vereine um die Freigabe des Trainingsbetriebs, verweisen auf funktionierende Hygienekonzepte. Alles ohne Erfolg. Warum? Weil die Politik die gesellschaftliche und gesundheitsfördernde Funktion des Breiten- und Nachwuchssports gravierend unterschätzt. Und diesen leider weiter als Teil des Problems – und nicht wie erhofft dessen Lösung begreift.

Für eine breit angelegte Öffnungsoffensive mag die Zeit noch nicht reif sein. Aber Kindern ein kontaktfreies Training an der frischen Luft zu verbieten, während sich zeitgleich tausende Rentner in die Sonderflieger nach Mallorca quetschen? Es wird höchste Zeit, dass sich die Politik in Sachen Sport bewegt und die Freigabe des Trainingsbetriebs auch bei Inzidenzahlen jenseits der 100 ermöglicht. Die Ansteckungsgefahr, auch das belegen Studien, geht bei Outdoor-Sport beinahe gegen Null, noch dazu wenn er kontaktlos betrieben wird und Kabinen und Duschen geschlossen bleiben. Hält die Regierung an ihrer aktuellen Regelungen fest, droht dem Vereinssport ein Lockdown bis in den Sommer hinein. Mit fatalen Folgen. Vor allem für die Kinder.

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