Über Karriere, Ausraster und seine Pläne
Von Wimbledon nach Pfarrkirchen: Tennis-Star Marcos Baghdatis im Interview

28.08.2020 | Stand 18.09.2023, 20:35 Uhr

Gab seine Erfahrungen in Pfarrkirchen weiter: Die ehemalige Nummer acht der Tenniswelt Marcos Baghdatis. Nach einem langen Trainingstag nahm er sich dann noch Zeit für ein ausführliches Interview mit PNP-Sportredakteur Alexander Augustin (kleines Foto). −Fotos: Georg Gerleigner

Er war die Nummer acht der Welt, stand im Finale der Australian Open – und bereichert nun das niederbayerische Tennis: Marcos Baghdatis (35). Beim TC Pfarrkirchen, für dessen Herren 30 er bald in der Regionalliga aufschlagen will, gab der Zyprer zuletzt Trainerstunden. Gelegenheit für ein Gespräch über seine Karriere, Ausraster und seine Pläne beim TCP.

Herr Baghdatis, wie gefällt Ihnen Pfarrkirchen?
Marcos Baghdatis: Ich mag die Stadt. Mir gefallen ruhige Orte. In Zypern lebe ich auf einem Berg in einem kleinen Dorf – sehr entspannt und ohne großen Lärm. Das ist hier ähnlich.

Wie ist der Kontakt zum TC Pfarrkirchen eigentlich zustande gekommen?
Baghdatis: Felix (Riedel, Sportwart und Kapitän der Herren 30, Anm. d. Red.) hat mich über Facebook angeschrieben – zwei Wochen, nachdem ich 2019 in Wimbledon meine Karriere beendet hatte. Er wollte, dass ich in der Regionalliga-Mannschaft spiele. Ich habe sofort zugesagt, weil ich im Wettkampf-Tennis bleiben wollte. Ich habe 16 Jahre auf der Tour gespielt und wollte nicht von heute auf morgen komplett aufhören. Ich glaube, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Die Leute hier sind so entspannt, es macht viel Spaß. Ich habe viele Menschen mit einem Lächeln auf den Lippen getroffen.

Lassen Sie uns über Ihre Karriere sprechen. Auf dem Titelbild Ihrer Facebook-Seite steht übersetzt: "Dein ‘Ich kann‘ ist stärker als dein Talent". War das ihr Motto für die Karriere?
Baghdatis: Absolut. Ich komme aus einem kleinen Dorf. Daran zu glauben, dass ich es schaffen kann, war nicht immer einfach. Ich habe meine Heimat im Alter von 14 verlassen und bin nach Paris gegangen. Im Dorf haben die Leute meine Eltern beschimpft, wie man so etwas mit seinem Kind machen kann. Der Glaube an mich selbst hat mich erfolgreich gemacht.

Sie haben Ihre Karriere vor gut einem Jahr beendet. Was haben Sie seitdem über sich gelernt?
Baghdatis: Dass ich ziemlich faul bin (lacht). Ich habe nicht mehr jeden Tag, jede Minute an Training und Tennis gedacht. Ich liebe Tennis, aber ich habe auch eine Pause gebraucht nach 16 Jahren.

Gibt es einen Moment, auf den sie am liebsten zurück blicken?
Baghdatis: Schwierige Frage. Das ist, als würden Sie mich fragen: Welches Ihrer Kinder lieben Sie am meisten (lacht)? Es gab so viele besondere Momente, Aufs und Abs. Es war eine Achterbahnfahrt.

2006 waren Sie bei den Australian Open ganz nah dran, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. Im Finale verloren Sie in vier Sätzen gegen Roger Federer. Trauern Sie dem Moment noch nach?
Baghdatis: Ich denke oft darüber nach. Ich war einen Satz und ein Break vorn, habe das Match kontrolliert. Aber so ist das Leben. Nachtrauern tue ich aber nicht, vielmehr denke ich über meine vielen Verletzungen nach. Was hätte ich erreichen können, wenn ich die Großen über Jahre fordern hätte können?

Wir müssen über eine unschöne Szene Ihrer Karriere sprechen...
Baghdatis: ...als ich vier Schläger auf einmal zerschlagen habe?

Genau. 2012 hatten Sie bei den Australian Open gegen Stan Wawrinka einen fast legendären Ausraster. Wenn man Ihnen gegenüber sitzt, hat man nicht das Gefühl, dass Sie zu Wutausbrüchen neigen. Salopp gefragt: Was hat Sie damals geritten?
Baghdatis: Ich war zur falschen Zeit am falschen Ort – blöderweise auf dem Platz vor laufenden Kameras in der Night Session. Jeder hat solche Momente, in denen er verloren ist. Ich war frustriert wegen meiner eigenen Leistung. Wenn du so hart arbeitest, es so sehr willst und dann tritt es nicht ein, ist es zermürbend. Das musste in dem Moment alles raus. Natürlich bereue ich es, weil es nicht das Bild ist, das ich jungen Spielern vom Tennis vermitteln will. Zum Glück haben mir es die Leute auf lange Sicht verziehen.

Kann man in einer Einzelsportart wie Tennis überhaupt Freundschaften aufbauen?
Baghdatis: Auf jeden Fall. Mit Michail Juschny bin ich noch regelmäßig in Kontakt, mit Dudi Sela – auch mit Stefanos Tsitsipas. Wir schicken uns bei Instagram immer Bilder hin und her. Er sendet mir Fotos von den Umkleiden bei den US Open und ich antworte mit einem Bild, wie ich morgens im Bett liege (lacht).

Das ganze Interview mit Marcos Baghdatis lesen Sie am Freitag, 28. August, im Sportteil Ihrer Passauer Neuen Presse und kostenlos nach kurzer Anmeldung am Online-Kiosk.