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"Es wird für mich kein Zurück geben": Biathlon-Legende Dahlmeier im großen Interview

19.07.2020 | Stand 18.09.2023, 20:34 Uhr

Immer ein strahlendes Lächeln auf den Lippen: Nach ihrem Rücktritt vom Biathlon im Mai 2019 genießt Laura Dahlmeier (26) ihr neues Leben in vollen Zügen. Sie sagt: "Es ist sehr wichtig, sich Zeit zu nehmen und kurz inne zu halten. Das ist mir im Nachhinein bewusst geworden und gerade das ist in der schnelllebigen Sportwelt sehr schwierig." −Foto: Imago Images

Sie ist eine der erfolgreichsten Biathletinnen der Geschichte: Laura Dahlmeier (26). Im großen Interview mit der Heimatzeitung erzählt sie, wieso sie ihren frühen Rücktritt nie bereut hat, warum sie sich dennoch schwer stillhalten kann und was sie an ihrem neuen Leben besonders schätzt.

Frau Dahlmeier, Ende Juni sind Sie innerhalb von vier Tagen mit dem Fahrrad von Garmisch nach Hamburg gefahren. Wie kam’s zur Idee?
Laura Dahlmeier: Man weiß ja schon, dass ich gerne draußen bin und mich bewege. Eigentlich wollten wir Richtung Süden fahren. Da aber Italien dann aufgrund der Corona-Pandemie relativ früh nicht mehr in Frage kam, haben wir uns überlegt, was wir machen könnten. Dann haben wir spontan gesagt, fahren wir doch nach Hamburg!

Wie haben Sie diese Reise erlebt?
Dahlmeier: Das Tempo auf dem Fahrrad ist sehr angenehm. Ich finde, es ist genau die richtige Geschwindigkeit, um vorwärts zu kommen und trotzdem vieles bewusst wahrnehmen zu können. Es ist schon erstaunlich, wie weit man da in ein paar Tagen kommen kann und wieviele unterschiedliche Landschaften man durchfährt. Am Anfang wollte ich noch die durchradelten Landkreise zählen – das habe ich dann aber irgendwann aufgehört (lacht). Es hat mich sehr beeindruckt, wie vielfältig Deutschland eigentlich ist.

Sie studieren derzeit Sportwissenschaften an der TU München. Wie läuft das Studium?
Dahlmeier: Der Studiengang ist sehr theoretisch aufgebaut, sehr wissenschaftlich. Der Sport wird in der Praxis gar nicht ausgeübt, es geht um die Hintergründe. Da ich die praktische Seite schon aus eigener Erfahrung kenne, ist das sehr spannend für mich und macht mir viel Spaß. Hinzu kommt: Das Leben als Student ist ein bisschen so wie als Sportler. Man hat viel Eigenverantwortung. Wenn man sich die Zeit gut einteilt, hat man gewisse Vorzüge im Vergleich zu Menschen, die normal zur Arbeit gehen. Im ersten Semester sind die Prüfungen gut gelaufen, zum zweiten Semester kann ich noch nichts sagen. Bislang weiß keiner, ob die Prüfungen online oder in Präsenzform stattfinden.



Wie gehen die Kommilitonen damit um, dass neben ihnen eine der erfolgreichsten Biathletinnen überhaupt sitzt?
Dahlmeier: Mein Leben verläuft relativ normal. Ich wohne in der Studentenstadt, da wird abends auch mal eine Pizza bestellt oder man geht gemeinsam ins Yoga. Inzwischen habe ich mich auch schon etwas an das Leben als Student angepasst, schlafe morgens länger, gehe dafür später ins Bett (lacht). Klar wird man manchmal erkannt, aber das bin ich gewohnt. Grundsätzlich fühle ich mich sehr wohl, auch weil der Umgang an der Uni sehr locker ist. Man muss aber auch dazu sagen, dass ich momentan ohnehin nicht durchgehend in München bin, sondern auch oft daheim in Garmisch.

Was haben Sie seit Ihrem Rücktritt vor gut einem Jahr über sich selbst gelernt?
Dahlmeier: Eine schwierige Frage. Ich denke, ich habe gelernt, die Momente, die sich ergeben, auch zu nutzen und nicht auf später aufzuschieben. Diese kommen kein zweites Mal wieder. Es ist sehr wichtig, sich Zeit zu nehmen und kurz inne zu halten. Das ist mir im Nachhinein bewusst geworden und gerade das ist in der schnelllebigen Sportwelt sehr schwierig.

Das klingt so, als ob sie das Biathlon nicht sehr vermissen.
Dahlmeier: So kann man das nicht sagen – das ist mir vor kurzem wieder bewusst worden. Seit meinem Abschieds-Rennen auf Schalke habe ich nicht mehr geschossen und mein Gewehr versteigert. Nun mussten wir aber im Rahmen der Trainerausbildung das Schießen wieder üben – und das hat mir unheimlich viel Spaß gemacht.

Haben Sie noch getroffen?
Dahlmeier: Es war nicht so leicht, da es eine Übung in der Halle mit einem alten Gewehr war – aber ganz so schlecht war es trotzdem nicht (lacht). Der Moment, wenn man sieht, dass man die Scheibe getroffen hat – dieses Erfolgserlebnis habe ich sonst bei keiner anderen Sportart und das vermisse ich schon. Beim Laufen ist das wieder was anderes. Dennoch versuche ich, dem Ganzen nicht zu sehr nachzutrauern. Es ist, wie es ist, und es wird für mich kein Zurück geben.

Das komplette Interview mit Laura Dahlmeier über ihre Pläne für die Zukunft, ihre Unruhe im Biathlon-Ruhestand und Vorbild Magdalena Neuner lesen Sie in der Wochenendausgabe (18./19. Juli) Ihrer Heimatzeitung oder kostenlos nach kurzer Anmeldung bei PNP Plus.