Stürmer des FC Passau coacht U14
Riccardo Brandstetter (21): Lieber Nachwuchs-Trainer als Landesliga-Kicker

08.09.2020 | Stand 19.09.2023, 1:45 Uhr

Eine feste Größe im Kreisklassenteam des 1.FC Passau: Riccardo Brandstetter (rechts), für den jedoch seine Tätigkeit als Nachwuchs-Coach Priorität hat. −Foto: Mike Sigl

"Ich bin ganz eng mit dem Team verbunden." Riccardo Brandstetter sprüht vor Begeisterung, wenn er von seiner U 14 Nachwuchs-Mannschaft beim 1.FC Passau erzählt. Der 21-Jährige ist bereits seit drei Jahren als Junioren-Trainer beim Traditionsverein verantwortlich – und er hat mit seinen Burschen und Mädchen noch viel vor.

Mit 18 Jahren hat sich der Noch-A-Jugendliche als Co-Trainer unter Roland Aschenberger sowie Gerhard Müller zur Verfügung gestellt und er fand immer mehr Gefallen an dieser Aufgabe. "Ich durfte dann eine U 12-Truppe zusammen stellen, und mit der arbeite ich nun schon im dritten Jahr. Das sind alles tolle Kinder mit viel sportlichem Potenzial. Auch deshalb macht diese Aufgabe Riesenspaß." Der Trainerjob hat für ihn "Hauptpriorität", deshalb hat er auch die eigene aktive Karriere hinten angestellt.

"Letztes Jahr war schon angedacht, fix in den Landesliga-Kader zu wechseln. Der Mehraufwand wäre aber mit der Tätigkeit als Coach schwer zu vereinbaren gewesen. Also habe ich es gelassen. Ich trainiere zwar ab und zu mit der Ersten, spiele aber weiter für die 2. Mannschaft unter Mitch Meier in der Kreisklasse. Hier läuft es wirklich prima", erzählt der Angreifer, der neben einigen Kurzeinsätzen in der Landesliga bislang in 42 Kreisklassen-Partien satte 29 Treffer erzielt hat.

Nach dem Abitur absolvierte Brandstetter beim FCP ein Freiwilliges Soziales Jahr. "Von Hausaufgabenbetreuung bis hin zum Platz markieren waren hier ganz viele Aufgaben zu bewältigen. Dazu kam natürlich das Training, es war eine runde Sache", blickt der 21-Jährige zurück. Aktuell absolviert er ein Lehramts-Studium für Mittelschule. In seiner Freizeit steht er meist auf dem Fußballplatz und kümmert sich mit Hingabe um seine "Schäfchen".

Besonders getroffen hat den jungen Mann zuletzt die Abschiebung eines von ihm gecoachten Talents. Davit Harutyunyan (13) musste im Juli nach fast vier Jahren mit seiner Familie in die armenische Heimat zurück. "Das war schon ein schwerer Schlag. Für mich war dieser Bub wie ein kleiner Bruder. Der Antrag der Familie auf subsidiären Schutz wurde nach langer Wartezeit leider abgelehnt. Jetzt spielt er in der höchsten armenischen Liga seiner Altersklasse. Wir stehen noch in regem Kontakt miteinander", erzählt der 21-Jährige.

Harutyunyan war meist mit dem Bus aus Hutthurm zum Training gefahren, der Coach hatte ihn am Bahnhof abgeholt und dann wieder zurück gebracht. "Er war immer ein sehr dankbarer Mensch, das hat mich fasziniert. Auch sportlich hinterlässt er eine Lücke in unserem Team. Wir werden aber alles versuchen, um die zu schließen. Er fehlt uns jedenfalls in mehrfacher Hinsicht", bedauert Riccardo Brandstetter. Im Moment bereitet er seine U 14-Riege zusammen mit "Co" Noah Aklassou (18) aus dem Landesliga-Kader auf den für 19. September geplanten Saisonauftakt in der Kreisliga vor.

"Es wird sicher eine echte Herausforderung, weil wir im C-Juniorenbereich meist gegen den älteren Jahrgang spielen. Aber unsere Kicker sind fußballerisch stark und werden auch hier eine gute Rolle spielen", glaubt der Jungtrainer, der im letzten Winter mit seinem Team und Co-Trainer Leon Schwarz (18) auf Stadt- und Kreisebene alle Titel abgeräumt hat und sogar den Sonnenland-Cup für sich entscheiden konnte.

Bis zum U 15-Alter will Brandstetter seine Mannschaft weiter betreuen und sich danach einer neuen Herausforderung stellen. Im Moment ist er dabei, die B-Lizenz zu erwerben. "Aus den Lehrgängen kann man wirklich wichtige und für die eigenen Einheiten umsetzbare Tipps mitnehmen", sagt der Trainer mit Leib und Seele. Jetzt hofft er inständig darauf, dass es endlich losgehen kann: "Ich habe in der Coronazeit den Kids dreimal pro Woche Skypetraining angeboten. Das war witzig und ist auch gut angekommen. Aber jetzt möchte ich das bitte nicht nochmal ein halbes Jahr machen müssen."

− He