Viel Wirbel von Spitzenspiel
Doping-Affäre, Bruch mit Ex-Vorstand, Millionenforderung – und ein illegales Autorennen? Hollywood beim HSV

08.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:35 Uhr

Beim HSV gibt es derzeit viele Themen, die für Gesprächsstoff sorgen. −Foto: dpa

Tim Walter dürfte nicht besonders amüsiert sein. Da bringt der Trainer den Hamburger SV sportlich in die Spur, lässt spektakulären Fußball spielen und ist mit zwei Siegen ins Jahr gestartet - doch in der Stadt sprechen alle nur über das Theater rund um den Klub.

Hat Thomas „Wüstefeld in seiner Zeit als HSV-Vorstand Geschäfte mit sich selbst gemacht?“, fragt das Hamburger Abendblatt. „Eine Crash-Tour zur Unzeit“, schreibt die Morgenpost. Außerdem geht es um eine „Millionenforderung“ gegen Angreifer Bakery Jatta und den Doping-Prozess von Verteidiger Mario Vuskovic. In diesem Fall findet am Donnerstag ab 11.00 Uhr in Frankfurt/Main der zweite Verhandlungstag statt.

Der HSV stürmt Richtung Bundesliga, aber bei all dem Wirbel drumherum bekommt es kaum einer mit. Als wäre der Autounfall mit anschließender Fahrerflucht, in den Jean-Luc Dompe und William Mikelbrencis verwickelt gewesen sein sollen, nicht schon genug, brach der HSV am Mittwoch endgültig mit Ex-Vorstand Wüstefeld.

„Die HSV Fußball AG distanziert sich in vollem Umfang von Herrn Wüstefeld“, teilte der Vorstand um Jonas Boldt gegenüber dem Abendblatt mit: „Wir haben nach seinem Wirken und Handeln des vergangenen Jahres kein Interesse, weiter mit Herrn Wüstefeld in Verbindung gebracht zu werden“. Hintergrund soll eine Rechnung im sechsstelligen Bereich von einer Firma des Medizinunternehmers Wüstefeld an den HSV sein, die der Tabellenzweite der 2. Liga nicht begleichen will.

Beim HSV hatten sie gehofft, dass die Hollywood-Themen der Vergangenheit angehören. Doch nun befindet sich der Klub erst einmal „in der internen Aufarbeitung“ mit Dompe und Mikelbrencis, die neben strafrechtlichen Konsequenzen auch Sanktionen des Vereins fürchten müssen. Wegen seiner mutmaßlichen Beteiligung an einem Autounfall soll der HSV nach Informationen des „Hamburger Abendblatts“ einen seiner Profis mittlerweile bestraft haben. Demnach soll der Spieler eine hohe Geldstrafe erhalten haben, wird aber nicht suspendiert. Er habe versichert, dass es sich nicht um ein illegales Autorennen gehandelt habe.

Wegen der nassen Straße habe er die Kontrolle über den Wagen verloren. Den Unfallort habe er verlassen, weil er unter Schock gestanden habe. Sein Teamkollege, der in einem anderen Auto als Beifahrer mitfuhr und in der Nähe war, wurde nicht belangt.

Juristisch wird auf den mutmaßlichen Unfallfahrer möglicherweise noch etwas zukommen. Die Polizei hatte am Dienstag auf Nachfrage mitgeteilt, dass Ermittlungen wegen des Verdachts eines verbotenen Autorennens und unerlaubten Entfernens vom Unfallort aufgenommen worden seien. Der HSV hatte ebenfalls am Dienstag bestätigt, dass ein Spieler am Montagabend in einen Autounfall verwickelt gewesen sei, aber keine Namen genannt.

Zeugen hatten nach Angaben der Polizei berichtet, dass sich der Fahrer eines BMWs und eines Mercedes - unter anderem auf der Hafenstraße im Stadtteil St. Pauli - ein mutmaßliches Autorennen geliefert haben sollen. Dabei soll er die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren haben und in eine Bushaltestelle gefahren sein. Danach sei er mit in den Mercedes gestiegen und habe sich mit diesem vom Unfallort entfernt.

Die Polizei überprüfte die Wohnungsanschrift des Fahrzeughalters des BMWs, der eine leichte Verletzung an der Hand aufwies. Die Ermittler gehen bislang davon aus, dass es sich bei ihm um den Unfallfahrer handele. In der Wohnung trafen die Einsatzkräfte laut Mitteilung auch die beiden mutmaßlichen Insassen des Mercedes an. Beide Fahrzeuge wurden für weitergehende Untersuchungen sichergestellt.

Der Fall durfte auch den HSV weiter beschäftigen. Und während Jatta mit einem angeblichen Ex-Berater vor Gericht um viel Geld streitet und die Forderungen zurückweist, kämpft Vuskovic um seine Karriere. Aber natürlich geht es auch da um das Image des Traditionsvereins.

Vuskovic will seine „Unschuld beweisen“, der HSV hofft mit vier Gutachten eine Wende in dem Fall um mutmaßliches EPO-Doping bei dem Kroaten einzuleiten. Ob Stephan Oberholz, Vorsitzender des DFB-Sportgerichts, bereits am Donnerstag ein Urteil fällen wird, ist offen.

„Ich hoffe auf etwas Gutes für uns und vor allem für den Jungen“, hatte Walter zuletzt über Vuskovic gesagt. Seitdem kamen noch ordentlich Nebengeräusche hinzu, die Vorbereitung auf das Spitzenspiel beim Tabellendritten 1. FC Heidenheim (Samstag, 20.30 Uhr/Sport1 und Sky) ist jedenfalls ziemlich gestört.

− dpa/sid/red