Neuer Nachwuchsdirektor
Der DFB und sein Weg aus tiefer Krise: Hannes Wolf steigt mit seinen Ideen zum Hoffnungsträger auf

21.08.2023 | Stand 12.09.2023, 23:08 Uhr

Kopf eines Kompetenzteams: Hannes Wolf (42), der neue DFB-Direktor. −Foto: Imago Images

Als Hannes Wolf (42) mit seiner Vision für die Zukunft des deutschen Nachwuchsfußballs loslegte, staunten Bernd Neuendorf und Rudi Völler nicht schlecht. Seine eigene PowerPoint mit allerlei Zahlen hatte der neue DFB-Direktor dabei, er referierte voller Leidenschaft und mit großen Gesten fast eine Stunde, spielte sich munter die Bälle mit seinem Kompetenzteam im Auditorium zu – und begeisterte die Verbandsgranden sichtlich.

„Er hat einfach Bock darauf. Das verkörpert er mit jeder Faser“, schwärmte Neuendorf, der Wolf als wichtigen „zweiten Baustein“ nach Völler auf dem Weg des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) aus der tiefen sportlichen Krise bezeichnete. Er sei „ein Fachmann, er sprüht vor Energie. Ich glaube, dass er dem DFB guttut“. Für zwei weitere Top-Positionen sucht der Verband noch neues Personal.

Als Direktor für Nachwuchs, Training und Entwicklung, der auch für den weiblichen Bereich zuständig ist, soll Wolf ab sofort als Kopf eines „Kompetenzteams“ die schwächelnde Talentförderung im Land ankurbeln. Dem elfköpfigen Gremium gehören unter anderem die Ex-Profis Hanno Balitsch, Lars und Sven Bender sowie Sandro Wagner, aber auch Hermann Gerland, Peter Hermann oder Lena Lotzen an.

„In der Breite fehlt uns die Spitze“



„Wir haben tolle Spieler, aber in der Breite fehlt uns die Spitze“, sagte Wolf, der vor allem die Trainingsformen modernisieren und die Freude wieder in den Vordergrund stellen will. Ein besorgniserregendes Beispiel? England oder Frankreich hätten in ihren Profiligen „drei- bis viermal“ so viele U21-Spieler eingesetzt wie Deutschland, sagte der frühere Bundesliga-Coach. Es gebe Entwicklungen, „die zeigen, dass wir etwas tun müssen“.

Wolf, der zudem seinen Job als U20-Nationaltrainer behält, sei dafür „ein Glücksfall“, betonte Völler – gemeinsam hatten sie bereits in Leverkusen zusammengearbeitet. Ohnehin stehe das gesamte Team um den 42-Jährigen sinnbildlich für die Aufgabe, „dass wir wieder Spielertypen ausbilden, die eine gewisse Mentalität mitbringen“.

Aufgaben von Bierhoff werden auf vier Personen vergeben



Nicht erst seit dem WM-Debakel der Männer in Katar mehren sich die Stimmen, die einen anderen Blick auf die Ausbildung fordern. Seit Dezember und dem Ende der Zusammenarbeit mit Oliver Bierhoff baut der DFB zudem seine Struktur um. Vier Personen werde es in Zukunft geben, betonte Neuendorf, die das Gesicht des Verbandes auf der sportlichen Ebene abbilden sollen.

Völler bekleidet den Posten als Sportchef bis zur Heim-EM 2024. Zudem solle nach dem WM-Vorrundenaus von Alexandra Popp und Co. in Australien „jetzt“ die Suche nach einer Person für einen Direktoren-Posten im Frauenfußball vorangetrieben werden, sagte der DFB-Chef. Man habe die Personalie bewusst bis nach dem Turnier offengelassen, um „keine Unruhe“ ins Team zu bringen.

Ex-Weltfußballerin Nadine Keßler mögliche Geschäftsführerin



Ob Joti Chatzialexiou, bislang Direktor aller DFB-Nationalteams, ein Kandidat ist, ließ der Verbandschef offen. „Wir wollen klare Zuständigkeiten, klare Verantwortlichkeiten und klare Ansprechpartner“, sagte Neuendorf nach einem „sehr kritischen“ Blick auf die eigenen Strukturen.

Dafür stellte er klar, dass „zeitnah“ eine Person für die Geschäftsführung Sport präsentiert werden solle, die die Verantwortung für den gesamten Bereich tragen wird. Zuletzt war die ehemalige Weltfußballerin Nadine Keßler gehandelt worden, der DFB bestätigte Gespräche mit der UEFA-Funktionärin, aber auch mit weiteren Kandidaten.

− sid/red