Stück Normalität für krebskrankes Kind
Die Matte ist ab: Münchner Eishockey-Profi Abeltshauser lässt sich Mähne für guten Zweck abschneiden

31.05.2021 | Stand 18.09.2023, 22:23 Uhr
Martin Moravec

Kurzhaarschnitt statt langer Mähne: Konrad Abeltshauser hat sich seine Haare abschneiden lassen – aus ihnen wir nun eine Perücke für ein krebskrankes Kind gefertigt. −Fotos: EHC München

Jeder Zentimeter ist kostbar. Mehr als zweieinhalb Jahre hat Eishockey-Profi Konrad Abeltshauser vom EHC Red Bull München seine Haare wachsen lassen. Jetzt ist die Mähne ab. Warum?

Konrad Abeltshauser hat am 1. November 2018 eine Entscheidung getroffen. Der Verteidiger des deutschen Eishockey-Spitzenteams EHC Red Bull München ließ sich seitdem eine Mähne wachsen. Kann man machen, klar.

Der 28-Jährige aus Bad Tölz entschied sich zu dem Stilwechsel aber nicht aus modischen Gründen. Abeltshauser wollte seine Haare spenden, um daraus eine Echthaarperücke anfertigen zu lassen. So wolle er einem krebskranken Kind ein Stück Normalität zurückgeben.

"Ich finde es schön, dass sich einige Leute anschließen wollen. Man erreicht viele Leute mit so einer Aktion. Der eine oder andere wird denken, die Spende ist auch etwas für mich", sagte Abeltshauser der Deutschen Presse-Agentur.

942 Tage war er nicht mehr beim Friseur

942 Tage, also mehr als zweieinhalb Jahre, nach seinem letzten Haarschnitt trennte sich Abeltshauser nun von seiner Mähne. In Bad Heilbrunn im oberbayerischen Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen fielen die Haare im Salon seiner Cousine Rosi. "Sie ist mein Ansprechpartner für meine Haare, da fühle ich mich sicher", sagte Abeltshauser lachend.

Eine Haarspende muss der Deutschen Krebshilfe zufolge immer ein Zopf sein mit einer Länge von mindestens 25 Zentimeter, damit er weiterverarbeitet werden kann. Abeltshauser brachte rund 30 Zentimeter zusammen.

Wie ist der Bayer eigentlich auf die Idee gekommen? Abeltshauser, der nicht für die WM in Lettland nominiert wurde, ist schon länger für "Movember" aktiv. Eine Stiftung, die Projekte zur Männergesundheit finanziert. Immer im November sollen sich Männer einen Schnurrbart (im Englischen: Moustache) wachsen lassen und so auf Themen der Männergesundheit hinweisen.

Krebserkrankung eines Freundes war der "Augenöffner"

Was Abeltshauser noch mehr zum Überlegen brachte, war der Fall eines seiner besten Freunde, bei dem mit 19 Jahren Hodenkrebs diagnostiziert wurde. "Das war ein Augenöffner. Wenn man jung ist, geht man oft davon aus, dass Krebs eher etwas ist, was Leuten im höheren Alter passiert", erzählte Abeltshauser. "Durch Movember versucht man Leute darauf aufmerksam zu machen, dass es aber jeden erwischen und man sich auch mal selber unter der Dusche abtasten kann. Denn durch das frühe Erkennen steigert man seine Heilungschancen einfach enorm."

Abeltshauser hat in seiner Langhaar-Phase einiges gelernt - zum Beispiel über Haarpflege. "Bei so langen Haaren sollte man ab und zu die Spitzen schneiden lassen, mit Shampoo waschen hilft auch", sagte er lachend. Er habe sich irgendwann zur besseren Pflege Shampoo, Pflegespülung und Duschgel gesondert gekauft. "So viel Luxus habe ich mir für die Haare schon gegönnt", berichtete er und grinste.

Dass seine Haare unweigerlich in die Länge wuchsen, wurde Abeltshauser erst im Badezimmer bewusst. "Das erste Mal, dass die Haare lang wurden, habe ich so richtig gemerkt beim Zähneputzen, als ich beim Mundausspülen unterm Wasserhahn die Haare halten musste, damit sie nicht ins Waschbecken hängen", erzählte er.

Beim Sport hatte er keine echten Probleme, die Mähne passte gut unter den Schutzhelm. Die Wucherzeit ist aber nun vorbei. Ob er seine Mähne vermissen wird? "Sie können ja jederzeit nachwachsen, wenn sie einmal weg sind", sagte Abeltshauser schmunzelnd.

− dpa