Er trainiert derzeit in der Heimat
Deggendorfer Eishockey-Profi Manuel Wiederer: Im Wartestand für den NHL-Traum

23.04.2020 | Stand 25.10.2023, 11:00 Uhr

Comeback in den USA? Manuel Wiederer steht beim NHL-Klub San Jose Sharks noch bis Juli unter Vertrag – wegen der Corona-Pandemie lebt er momentan wieder in Deggendorf. −Foto: Wiederer

Momentan liegt sein Leben auf Eis: Wegen der Corona-Pandemie kreisen dem Deggendorfer Eishockey-Profi Manuel "Manny" Wiederer (23 / San Jos Sharks) derzeit viele Fragezeichen durch den Kopf. Seine Zukunft in Amerika? Offen. Seine Karriere in der Nationalmannschaft? Offen. Sein Traum von der NHL? Offen. "Man lernt jetzt die kleinen Dinge zu schätzen", sagt Wiederer, der sich seine Zeit im heimischen Eichberg, einem Vorort von Deggendorf, gerne mit Hund "Bruno" vertreibt – und das als "IOA/American Specialty AHL Man of the Year".

Eine Schwere liegt in "Mannys" Stimme, dabei wurde der junge Mann erst just vor wenigen Tagen ausgezeichnet. Der Stürmer wurde von seinem Team San Jose Barracuda für sein großes soziales Engagement geehrt. Der 23-Jährige verbrachte etwa in der Weihnachtspause Zeit mit Kindern oder Familien in Krankenhäusern, um ihnen in einer schwierigen Zeit ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.

Oder er besuchte mit einem Teamkollegen Schulklassen, um mit ihnen spielerisch über das Thema Eishockey in Mathe auf die Sprünge zu helfen. "Das macht mir einfach Spaß", begründet Wiederer seinen Einsatz abseits der Eisfläche. Und er habe gemerkt, dass er als prominenter Sportler starken Einfluss auf jüngere Menschen nehmen könne. Und weil er sich in einer privilegierten Position sehe, weil er sein Hobby als Beruf ausüben könne, "will ich einfach etwas zurückgeben – das bringt mir ja gleich doppelt was".

Nach einem Kreuzbandriss im Februar vor einem Jahr kommt Wiederer im Herbst immer besser in Fahrt, ist Kapitän seines Teams, trifft regelmäßig für die Barracudas, einem Farmteam der San Jos Sharks. Anfang dieses Jahres besucht ihn Eishockey-Bundestrainer Toni Söderholm in Amerika, spricht mit ihm über ein Thema: die WM 2020 in der Schweiz. "Ich hätte gute Chancen gehabt, dort im Mai für Deutschland zu spielen" – doch Anfang März schockt Corona die Sportwelt, NHL und AHL stellen den Spielbetrieb ein; die Eishockey-Stars kalt gestellt.

Seither fühlt sich der Niederbayern irgendwie heimatlos. Seine Wohnung in den Staaten räumt er leer, die größeren Möbel und den Fernseher wandern in eine Storage Unit – eine Garage. Kleinzeug nimmt er mit. In den Flieger. Nach Niederbayern. Seit vier Wochen lebt er wieder in Eichberg, im Haus der Eltern. "Ich habe keine Ahnung, wie es weitergeht, aber ich gebe nicht auf" – doch das Warten zehrt. Sein Vertrag in San Jose bei den Sharks läuft zum 1. Juli aus. Wird er verlängert? Kann "Manny" wieder in Amerika Eishockey spielen? Vielleicht in der NHL?

Er weiß nur eins: "Bis zum 1. Juli können die Sharks ein Angebot machen" – solange sitzt er quasi auf der "Strafbank". "In diesem Metier kann alles sehr schnell gehen", sagt der 23-Jährige – aber dieses Warten, dieses ungewisse Warten, wie das Leben weitergeht. Sein Ziel liegt jedoch nicht im Ungewissen: Der Deggendorfer will in der NHL spielen. "Sollte das nicht klappen, wäre die DEL eine Option", sagt der 23-Jähre. Und die Straubing Tigers, also die DEL vor der Haustür? "Eine Option, nicht mehr aber auch nicht weniger", sagt Manuel Wiederer – aber momentan liegt sein Leben einfach auf Eis.
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