Wiedersehen in Deggendorf: NHL-Kumpels Draisaitl und Kahun über ihre spezielle WM-Mission

25.04.2019 | Stand 18.09.2023, 22:05 Uhr

Aus der NHL direkt nach Deggendorf: Dominik Kahun (links) und Leon Draisaitl gestern vorm Eisstadion. −Fotos: Rappel / 2

Sie schauen sich an, lächeln, fast verlegen. Als hätte man zwei Lausbuben bei einem Streich erwischt. "Wir haben noch eine sehr enge Verbindung", sagt Leon Draisaitl (23) und lacht. Augenkontakt mit Dominik Kahun (23). Der nickt, grinst. Draisaitl erzählt: "Wenn Dominik mit Chicago bei uns in Edmonton spielt, ist er die Nacht vor dem Spiel bei mir und wir essen zusammen. Viel hat sich seit damals nicht geändert." Damals, das ist 2012. Mit den Jungadlern Mannheim, der U18 des Eishockey-Erstligisten, holen sie die deutsche Meisterschaft, werden dicke Kumpels. Dann trennen sich ihre Wege. Draisaitl entwickelt sich bei den Edmonton Oilers zum NHL-Superstar, ist in der abgelaufenen Saison an 105 Toren beteiligt. Kahun wird Teil des Silber-Teams bei Olympia in Pyeongchang und dreimal deutscher Meister mit dem EHC München. Im Sommer wechselt er zu den Chicago Blackhawks in die NHL und wird dort gleich Stammspieler. Erfolgsgeschichten, beide für sich. Das erste gemeinsame Kapitel seit der Mannheimer-Jugendzeit könnte nun in Deggendorf beginnen.

Mittwochnachmittag. Seit Anfang der Woche trainiert die deutsche Nationalmannschaft im Eisstadion, die heiße Phase der Vorbereitung auf die WM in der Slowakei (10. bis 26. Mai) hat begonnen. Zwei Tests stehen in diesen Tagen an, beide gegen Österreich. Am Donnerstag (19 Uhr) in Regensburg, am Samstag (20 Uhr) in Deggendorf. Toni Söderholm, seit Anfang des Jahres Bundestrainer, wirkt tiefentspannt. Vor ein paar Tagen ist neben Draisaitl und Kahun auch Verteidiger Korbinian Holzer (31) zur DEB-Auswahl gestoßen. Wie seine jüngeren Kollegen hat auch der Münchner mit seinem Team, den Anaheim Ducks, die NHL-Playoffs verpasst.

Glück für Bundestrainer Söderholm: "Dadurch, dass die drei da sind, sind wir spielerisch noch besser. Sie können den Unterschied machen." In einem Team aus DEL-Spielern sollen die NHL-Spieler Dreh- und Angelpunkt des deutschen Spiels sein. Ob Draisaitl und Kahun dabei in einer Offensiv-Reihe spielen? Söderholm setzt auf den Überraschungseffekt: "Wir planen, dass sie in verschiedenen Reihen spielen. Aber wir können sie auch jederzeit zusammen bringen, weil sie sich nicht einspielen müssen. Das ist eine Stärke."

Während auf den befreundeten Jungstars große Hoffnungen ruhen, ist Routinier Holzer nach einer langwierigen Handverletzung glücklich, überhaupt dabei zu sein: "Es ist immer eine Ehre hierher zu kommen." Der Oberbayer, dessen Vertrag in Anaheim gerade ausgelaufen ist, kehrt am Donnerstagabend an eine alte Wirkungsstätte zurück. Für die Eisbären Regensburg hat er 2007 als Teenager ein Jahr gespielt. "Ich freue mich darauf. In Regensburg habe ich viele Freundschaften geknüpft – und meinen Führerschein gemacht", erinnert er sich. Auch für Kahun sind die Länderspiele in Ostbayern mit Erinnerungen verbunden. Seine Eltern wohnen in Regensburg, er selbst spielte als Schüler mit dem EV Weiden einmal ein Turnier in Deggendorf.

Für Leon Draisaitl ist Ostbayern neu – und auch die Rolle als Star der Nationalmannschaft. Wie geht er mit dem neuen Anspruchsdenken um? "Ich denke, ich bekomme das ganz gut hin", sagt er. Druck will er sich mit Blick auf die WM (Auftaktspiel am 11. Mai gegen Großbritannien) nicht aufbürden: "Wir müssen uns schnell finden und so schnell wie möglich die Punkte einjagen. Dann sehen wir weiter." Ziel dürfte das Viertelfinale und damit die Olympia-Qualifikation sein – auch wenn Bundestrainer Söderholm darüber nicht sprechen will: "Das habe ich nicht im Kopf." Oder anders formuliert: "Wenn wir mehr gewinnen als verlieren, dann haben wir eine gute Chance."