DSC-Sportchef kritisiert Top-Spieler: "Das Problem sind die Leistungsträger"

29.01.2019 | Stand 18.09.2023, 22:03 Uhr
Roland Rappel

Mal ausgelassen, mal allein gelassen: Die DSC-Torhüter Cody Brenner (links) und Jason Bacashihua müssen oftmals büßen, wenn die Defensive schläft. Dass es auch anders geht, zeigten die Siege über Weißwasser und Bietigheim, als Brenner mit Hilfe diszipliniert verteidigender Kollegen zwei Shutouts feierte. Gegen Heilbronn, als keiner wirklich verteidigte, musste Bacashihua mit sagenhaften 59 Paraden (bei 66 Schüssen) dafür Sorge tragen, dass aus dem 1:9 gegen die Falken kein historisches Debakel wurde. −Fotos: Roland Rappel

Otto Keresztes ist nicht zu beneiden. Fand der Trainer des Deggendorfer SC endlich einen Weg und ein System, wie man zuhause große Namen wie Bietigheim oder Weißwasser schlagen kann, so wurden diese beiden Siege durch die 1:9-Niederlage des DEL2-Aufsteigers bei den Heilbronner Falken quasi wieder zu Nichte gemacht. Statt mit breiter Brust aus zwei Zu-Null-Siegen aufzutreten, hat man sich binnen fünf Minuten alles zerstört und ist wieder in alte Muster zurückgefallen. "Keiner außer Jason Bacashihua war auf dem Niveau, das wir zuvor an den Tag gelegt haben. In unserem Drittel hat Unordnung geherrscht, wir waren nicht spritzig", sagte Trainer Keresztes.

Jason Bacashihua aka "Cash" musste ganze 66 Schüsse auf das Tor hinnehmen, 59 davon konnte er parieren. Dass die Partie gegen die Bietigheim Steelers viel Kraft gekostet hat, ist Keresztes bewusst, aber: "Das wir müde waren, ist eine faule Ausrede. Wenn du mit vier Gegentoren verlierst, ist das kein Beinbruch. Aber so?"

Für Cody Brenner, der zuvor gegen Bietigheim und Weißwasser zwei Mal ohne Gegentreffer blieb und dafür in die Mannschaft der Woche einer Eishockey-Fachzeitschrift gewählt wurde, war der Arbeitstag bereits nach fünf Minuten beendet. Auch dafür hatte Keresztes eine Erklärung: "Ich habe gesehen, dass wir immer langsamer wurden und die Zweikämpfe verloren haben. Ich wollte ihn als jungen Torhüter da nicht groß belasten." Mit "Cash" habe er vor der Partie gesprochen und ihn schon vorgewarnt, dass er ran müsse, falls es nicht so wie erhofft läuft. "Es geht nicht nur um ein Spiel, das man verliert. Es geht ums Überleben. Nach zwei solchen Spielen darf man nicht auf Wolke sieben schweben, sondern muss auf dem Boden der Tatsachen bleiben", sagt Keresztes, der ein mentales Problem in seiner Mannschaft erkannt hat.

Währenddessen ist man immer noch auf der Suche nach Verstärkungen, insbesondere auf dem Kontingentspieler-Markt. Bei Josh Brittain ist nach dessen Gehirnerschütterung nicht absehbar, ob der Kanadier bereits in zwei Wochen zurückkehren kann. "Wenn die Möglichkeit besteht, dann werden wir etwas machen", berichtet Sportdirektor Neville Rautert: "Es muss aber eine Verstärkung sein und keine Ergänzung."

Rautert will vor allem den Konkurrenzkampf im Kader erhöhen. "Das Problem bei uns sind die Leistungsträger. Wir kommen nur soweit, wie diese uns bringen. Das Mindeste, was man aber erwarten kann ist, dass die Jungs in jedem Spiel Kampf und Leidenschaft bringen. Wenn der unbedingte Wille nicht da ist, dann haben wir ein riesen Problem", weiß Rautert, der Spieler wie Jan-Ferdinand Stern, Nico Wolfgramm oder Marius Wiederer von jeglicher Kritik ausnimmt. "Sie spielen, was sie können. Von ihnen wird keiner erwarten, dass sie uns zum Klassenerhalt schießen."

Mehr dazu lesen Sie in der Dienstagsausgabe der Heimatzeitung, Sport.