Würzburg-Coach Bernd Hollerbach im Interview: "Mit Vollgas gegen Schalding"

06.04.2016 | Stand 18.09.2023, 23:33 Uhr

Applaus, Applaus: Unter Bernd Hollerbach sind die Würzburger Kickers in Liga 3 aufgestiegen – und sie wollen noch höher. − Foto: dpa

Ein Unterfranke zündet in Würzburg den Turbo: Seit der Saison 2014/15 trainiert der gebürtige Würzburger Bernd Hollerbach (46) seinen Heimatverein, und seit diesem Zeitpunkt ist der Erfolg an den Main zurückgekehrt. Mit seinem Team glückte dem einst kompromisslosen Verteidiger und Co-Trainer von "Schleifer" Felix Magath der Aufstieg von der Regionalliga Bayern in die 3. Liga – dort stehen die Kickers inzwischen auf einem Spitzenplatz. Am Mittwoch um 18 Uhr gastieren Hollerbachs Kickers zum Pokal-Kampf beim SV Schalding – und der Würzburger Trainer verspricht im Heimatsport-Interview Vollgas-Fußball.

Sechs Spieltage vor Schluss stehen Ihre Kickers auf Platz 5 in der 3. Liga, geht da noch was nach oben?

Hollerbach: Wir sind ganz gewiss nicht in der Situation, jetzt neue Ziele zu formulieren. Wir hatten uns als Aufsteiger den Klassenerhalt vorgenommen, den haben wir erreicht. Darauf können wir alle im Verein sehr, sehr stolz sein. Was hier in den letzten eineinhalb Jahren geleistet wurde, ist toll und es zeigt, dass wir so viel nicht falsch gemacht haben.

Wie überraschend ist dieser Saisonverlauf für Sie?

Hollerbach: Im Sommer vergangenen Jahres wussten wir nicht, wohin die Reise geht. Auch wenn wir am Ende 80 Punkte in der Regionalliga geholt haben und Meister geworden sind – da gab es immer noch die Aufstiegsspiele, die eine ganze Saison auf den Kopf stellen können. Von daher hatten wir keine Planungssicherheit, das hat gerade auch personelle Entscheidungen wirklich nicht leicht gemacht. Wir haben zum Glück junge Spieler gefunden, die es woanders nicht nach ganz oben geschafft haben oder aber erfahrene Akteure, die mit Verletzungen zu kämpfen hatten. Bei uns haben wir ihnen einen Weg aufgezeigt, wie sie sich mit kontinuierlicher Arbeit weiterentwickeln können. Das braucht seine Zeit, für viele war die 3. Liga Neuland. Aber mit jedem Spiel mehr haben wir dazugelernt, sind routinierter geworden und haben beständig an uns gearbeitet. Und ich bin davon überzeugt: Wer gut arbeitet, der wird am Ende auch belohnt.

Nach dem Konzept "3x3", also in drei Jahren in die 3. Liga, haben die Kickers im Januar dieses Jahres das Ziel "3x2" formuliert, also in drei Jahren in die 2. Liga – ist Erfolg im Fußball also doch planbar?

Hollerbach: Ganz gewiss nicht. Aber für uns alle im Verein ist klar, dass wir jeden Tag besser werden und mit den Aufgaben auch weiter wachsen wollen. Das ist es auch, was die Würzburger Kickers ausmacht, jeder packt mit an. Viele hatten es uns nicht zugetraut, den Schritt in die 3. Liga zu bewerkstelligen. Das galt für den sportlichen Bereich ebenso wie für das Umfeld. Aber wir haben uns immer der Herausforderung gestellt, es sogar schon in einem Jahr geschafft. Andere Klubs wie RB Leipzig hatten beispielsweise ganz andere Summen zur Verfügung und haben deutlich länger gebraucht und sind gar gänzlich gescheitert. Dass wir uns auch für die Zukunft wieder etwas Ambitioniertes vorgenommen haben, soll unseren Weg unterstreichen. Unser Credo ist es, sich mit den Besten messen zu wollen, Stück für Stück besser zu werden. Aber klar: Eine Gewissheit gibt es im Sport nie. Das macht ihn ja auch aus und so interessant. Wir wollen alles versuchen, dabei seriös, fleißig und bodenständig bleiben. Dann werden wir sehen, was dabei am Ende zum Vorschein kommt.

Im Spiel am Mittwoch stehen sich eine Profi-Mannschaft und eine Amateur-Mannschaft gegenüber, wo liegen die größten Unterschiede zwischen der 3. Liga und der Regionalliga Bayern?

Hollerbach: Die Unterschiede sollten sich auf dem Platz im Tempo und der Intensität zeigen.

Der Pokal hat zwar seine eigenen Gesetze, aber über die Favoritenrolle muss man wohl nicht diskutieren?

Hollerbach: Nein, das wollen wir erst auch gar nicht. Wir kommen als Drittligist zu einem Regionalligisten – wir wollen weiterkommen und auch den Pokal gewinnen. Sonst hätten wir erst gar nicht melden brauchen. Halbe Sachen mag ich nicht.

Der Bayerische Toto-Pokal ist für die Kickers auch deshalb interessant, weil man sich über diesen "Umweg" für die 1. DFB-Pokalhauptrunde qualifizieren kann – aus der 3. Liga qualifizieren sich ja nur die ersten Vier. Der SV Schalding muss sich also auf einen voll motivierten Gegner einstellen – oder gibt’s bei den Kickers Unterschiede zu einem Ligaspiel?

Hollerbach: Für uns gibt es zwei Wege, sich für den DFB-Pokalwettbewerb zu qualifizieren, beide sind steinig. Klar ist, dass wir nur mit Vollgas gegen Schalding bestehen können. Mal so eben mit nur 90 Prozent der Leistung einen Regionalligisten zu schlagen, wird nicht funktionieren.

Haben Sie in dieser Saison die Schaldinger schon einmal beobachtet?

Hollerbach: Wir wissen, was auf uns zukommt. Fakt ist: Auch ich bereite mich jetzt so vor, wie ich das von meiner Mannschaft erwarte.

Glauben Sie, dass die Schaldinger ähnlich motiviert zu Werke gehen – schließlich steht für sie am Samstag das schwere Regionalliga-Auswärtsspiel in Aschaffenburg an?

Hollerbach: Das spielt keine Rolle. Wenn am Mittwoch der Anpfiff ertönt, wird nur das Spiel gegen die Würzburger Kickers interessieren, nicht das, was am Wochenende wartet.

Bei Ihrer ersten Partie am Reuthinger Weg gewannen die Kickers nur knapp durch ein Tor in der Nachspielzeit mit 2:1, wird es am Mittwoch wieder so eng?

Hollerbach: Dass Schalding-Heining besser ist als es der momentane Tabellenplatz aussagt, haben alle auch am vergangenen Wochenende wieder gesehen. Mit dem Sieg gegen einen Top-Regionalligisten wie dem 1. FC Nürnberg II hat Schalding bewiesen, zu welcher Leistung es imstande ist. Wir stellen uns auch jetzt wieder auf ein schweres Spiel ein.

Was schätzen Sie besonders am SV Schalding?

Hollerbach: Es ist ein sehr familiär geführter Verein, der in den vergangenen Jahren einiges an der Infrastruktur verbessert hat. Der Platz dort ist im Verhältnis sehr klein, die Zuschauer begeisterungsfähig – das gefällt mir, auch wenn der Rasen bei meinem letzten Gastspiel nicht im besten Zustand war. Wir jammern da aber ganz gewiss nicht, sondern wir stellen uns darauf ein.

Gibt es vielleicht einen Spieler in den Reihen der Grün-Weißen, der Sie besonders interessiert?

Hollerbach: Mich interessiert jeder Spieler beim Gegner. Mich interessieren deren Stärken und Schwächen. Dass man sich das im Vorfeld ansieht, ist doch normal.

Da Sie ja nie tippen vor einem Spiel dennoch die Frage: Das Pokalspiel wird schon nach 90 Minuten zu Ende sein und die Sieger danach in den Bus nach Unterfranken einsteigen?

Hollerbach: Nichts anderes wird unser Ziel sein.

Das Gespräch führte Michael Witte.