Wie früher auf der Straße: Instinkt-Fußballer Chris Seidl – angekommen in der Regionalliga

27.10.2017 | Stand 19.09.2023, 0:12 Uhr

Fünf Mal durfte Chris Seidl in dieser Saison bereits jubeln. − Foto: Lakota

Sein erster Auftritt am Reuthinger Weg dauert nur eine halbe Stunde. 17 Jahre ist Christian Seidl alt, als ihn der damalige Schaldinger Trainer Mario Tanzer ins Probetraining bittet. Seidl spielt, trickst, schießt, unbekümmert und frech – bis ihn Tanzer nach rund 30 Minuten zurück in die Kabine schickt. Mit der Bitte, er möge sich doch eine Trikotnummer aussuchen und am besten auch gleich einen Vertrag unterzeichnen. "Ich habe selten einen so guten 17-Jährigen gesehen", wird Tanzer später einmal sagen. Bis Christian Seidl tatsächlich im grün-weißen Dress aufläuft, sollte es aber noch etwas dauern. Erst rund drei Jahre später wagt der Stürmer vom FC Künzing tatsächlich den Sprung in die Regionalliga. Im Winter 2016 wechselt Seidl zum SVS – und hat es nicht bereut.

"Mir macht es wirklich großen Spaß. Die Liga ist brutal interessant und ich verstehe mich super mit allen Mitspielern", zieht Seidl nach rund einem Jahr Schalding eine durchwegs positive Bilanz. Auch rein sportlich betrachtet ist der Angreifer angekommen in Liga 4.

Fünf Tore hat Seidl bereits erzielt, einen davon beim letzten Auswärtsspiel. Im Grünwalder Stadion besiegt der SVS den FC Bayern II mit 3:1, Seidl trifft zum 2:0. "Das war natürlich ein absolutes Highlight. Ich denke, dieses Spiel werde ich ein Leben lang nicht vergessen", erzählt der 22-Jährige, für den der Coup auch Signalwirkung hat. "Wir haben ja eine Woche zuvor schon Augsburg geschlagen. Wenn man sieht, dass man auch gegen diese Topteams mithalten kann, dann gibt einem das schon nochmal zusätzlichen Auftrieb." In der anstehenden englischen Wochen wollen die Schaldinger nun nachlegen, am besten natürlich schon am Samstag in Bayreuth (14 Uhr).

Christian Seidl hat sich durchgesetzt im bayerischen Amateur-Oberhaus. Auch – oder vor allem weil – er Fußball spielt wie früher auf dem Bolzplatz. Seidl ist ein Instinkt-Kicker, ein Straßen-Fußballer, klasse Technik, guter Abschluss, intuitive Laufwege. Trainer Stefan Köck meint: "Er bringt sehr viele Sachen mit, die du nicht lernen kannst." Unberechenbarkeit gepaart mit Leidenschaft, das sorgt für "viel Kreativität im Spiel", befindet Köck, der auch den Typ Chris Seidl lobt. "Einen wie ihn hat man als Trainer gerne im Team. Und auch in der Kabine."

Für den Klassenerhalt stellt sich Seidl gerne in den Dienst der Mannschaft. Dass der SVS auch in seiner fünften Regionalligasaison über dem Strich landen wird, davon ist der junge Stürmer zu "100 Prozent überzeugt". Warum? "Weil wir körperlich in einem Top-Zustand sind. Und weil die Mannschaft absolut die Qualität hat für diese Liga."

Und er? Träumt er noch von einer Karriere eine Etage höher? "Da mache ich mir überhaupt keine Gedanken", sagt Seidl. "Ich will einfach Woche für Woche meine Leistung bringen und am Ende mit Schalding Erfolg haben." Wenn er damals mit 17 den Sprung an den Reuthinger Weg gewagt hätte, so glauben nicht wenige, wäre Chris Seidl heute Profifußballer. Er selbst sieht das ganz gelassen. "Ich hatte beim FC Künzing eine super schöne Zeit. Darum bereue ich es auch keine Sekunde."

Schalding in Bayreuth

Spvgg Bayreuth hat die letzten sieben Spiele verloren

Schalding reist mit zwei Siegen in Folge an

Personell sind beim SVS fast alle Mann an Bord. Nur Adrian Gahabka wird fehlen, er zog sich im Training eine Bänderverletzung zu.

Das sagt Trainer: Stefan Köck: Die Niederlagen-Serie von Byreuth darf man nicht überbewerten, ich habe viele Spiele gesehen, das war immer sehr eng. Wir müssen ganz kompakt stehen, vorne und hinten. Und wir müssen wieder viele, viele Meter machen, das hat uns zuletzt ausgezeichnet.

Mehr zu Christian Seidl und dem SV Schalding lesen Sie in der Samstagsausgabe der Heimatzeitung, Sport.