Viertes Spiel, vierter Kapitän: Pereira und die spannende Suche nach einem neuen Löwen-Chef

12.02.2017 | Stand 18.09.2023, 23:50 Uhr

Matchwinner Kai Bülow trug bei seinem ersten Einsatz auch gleich die Kapitänsbinde. − Fotos: Matthias Balk/dpa

Ein Hauch von Relegation wehte nach dem Sieg der "Löwen" am Samstag durch die Allianz Arena. Zwar ging es nicht gegen den Abstieg – wie beim Endspiel gegen Holstein Kiel im Juni 2015 –, aber die Pointe bei den wichtigen Punkten für den TSV 1860 München in der 2. Fußball-Bundesliga erinnerte gewaltig an den Krimi von einst.

Wieder schlug der Spezialist für die späten Tore zu: Kai Bülow, der damals mit seinem Tor kurz vor dem Schlusspfiff zum Löwen-Retter aufstieg, ließ seine engagierte und nie aufsteckende Mannschaft auch diesmal jubeln. In der fünften Minute der Nachspielzeit schlug der Defensivmann zu.

Vom Zeitablauf sei es vielleicht ähnlich gewesen, sagte Bülow, "aber der Druck war diesmal geringer". So richtig jubeln konnte der 30-Jährige, der beim 2:1 (0:0) am Samstag gegen den Karlsruher SC die Kapitänsbinde trug, aber nicht. "Ich musste versuchen, die Krämpfe rauszukriegen und mich zu erholen." Für viele stand er überraschend das erste Mal unter Trainer Vitor Pereira in der Startelf. Und dann gleich als Kapitän.

Im vierten Spiel unter seiner Leitung bot Pereira den vierten Spielführer auf. Diesmal bekam Bülow das für Fußball-Profis so prestigeträchtige Abzeichen. "Kapitäne sind wir alle, mich eingeschlossen. Ich will elf Kapitäne auf dem Platz und drei Kapitäne zum Einwechseln. Für mich ist es deshalb unwichtig, wer letztlich die Binde trägt", sagte der portugiesische Coach. Pereira ließ offen, ob Bülow das Kapitänsamt weiter bekleidet. "Ich weiß noch nicht", sagte der Coach.

Defensivspezialist Bülow ist nach Daniel Adlung und Jan Mauersberger bereits der dritte Kapitän, der nach der Winterpause auf Stefan Aigner folgt. "Ich freue mich über die Ehre und das Vertrauen, das der Trainer in mich setzt", sagte Bülow. Ob er Kapitän bleiben dürfe, darüber zerbreche er sich nicht den Kopf. "Ich weiß ja nicht einmal, wann ich das nächste Mal spiele", sagte der 30-Jährige.

Am Montag in einer Woche erwartet der TSV 1860 den 1. FC Nürnberg zum Derby. Erst einmal haben die "Löwen" zwei Tage frei. Der im Winter verpflichtete Pereira will die Zeit nutzen, um seine Familie zu besuchen. Und vielleicht ja auch, um sich in der Kapitänsfrage mehr festzulegen.

Die Leistung der Münchner gegen Karlsruhe war insgesamt eine passende Antwort auf das blamable Pokal-Aus im Achtelfinale gegen Lotte. "Wir haben sehr gut gekämpft und deswegen auch verdient gewonnen", sagte Peirera. "Es war sehr schwierig, aber auch wenn der Treffer spät fiel, war er doch verdient." Das dürfte auch die Laune von Investor Hasan Ismaik an der Seite von Präsident Peter Cassalette auf der Tribüne deutlich gehoben haben.

Joker Ivica Olic hatte in einem spannenden Spiel nur wenige Sekunden nach seiner Einwechslung das 0:1 von Jordi Figueras ausgeglichen. Der 37 Jahre alte Olic erlebte trotz rund zwei Jahrzehnten als Fußballprofi eine Premiere. "Ich habe noch nie mit dem ersten Ballkontakt ein Tor erzielt", sagte der Kroate. "Unglaublich, wie das Spiel verlaufen ist. Das war ein sehr wichtiger Sieg für uns."

− dpa