Titelträume, Training mit Neuer und die Zukunft: Christian Früchtls Gratwanderung beim FC Bayern

17.07.2018 | Stand 19.09.2023, 0:31 Uhr
Jonas Schützeneder

Entspannter Christian Früchtl beim Benefiz-Fußball in der Heimat: Bodenständigkeit gepaart mit Ehrgeiz ist die Erfolgsgrundlage des Bayern-Torhüters. − Foto: Susanne Ebner

"Zwei Mann in die Mauer!". Er wird lauter: "Zwei Mann!". Er brüllt: "Hey, zwei Mann hab ich gesagt!". Die Kollegen reagieren, Christian Früchtl gestikuliert, deutet per Zeigefinger die Richtung an, in die sich die Teamkollegen brav verschieben. Die Mauer steht, der Freistoß geht vorbei. Früchtl atmet durch und lässt sich einen Ball geben. Auch beim Stand vom 5:1 für den FC Bayern II im Regionalliga-Auftaktspiel beim VfB Eichstätt will er um jeden Preis Gegentore vermeiden. Das ist sein Job und es ist nicht immer leicht, als junger Torwart beim großen FC Bayern.

Eine Gratwanderung in den Spuren von Maier, Kahn und Neuer. Rensing, Kraft, Raeder und viele andere haben sich auch beim Rekordmeister zwischen den Pfosten versucht, einige sind an der Aufgabe förmlich zerbrochen. Christian Früchtl strahlt trotzdem Leichtigkeit aus. 18 Jahre alt, schlanke und drahtige 1,93 Meter groß, lange Arme, dabei aber ungemein schnell und explosiv im Absprung. "Er ist schon sehr weit, bringt alles mit und will viel lernen", lobt einer der es wissen muss: Manuel Neuer (32), Welttorhüter und Weltmeister – und quasi Früchtls "Vorgesetzter" im Bayern-Tor.

Früchtl lacht. Das Spiel ist vorbei, das 5:1 hat gehalten. Ein paar Fans wollen Autogramme und Fotos. "Mit Manuel zu trainieren ist einfach Wahnsinn. Er war immer mein Vorbild, jetzt sind wir Kollegen. Ich will weiter lernen und einfach spielen", sagt Früchtl im Gespräch mit der Heimatzeitung. Er ist erwachsen geworden, längst nicht mehr der "Torwart-Bubi", wie ihn einige Medien im Winter 2016 bezeichnet hatten. Damals durfte der erst 15-Jährige mit ins Trainingslager der Bayern-Profis. Der Klub schützte das Talent so gut es ging. "Natürlich war es ein Vorteil, in Ruhe trainieren zu können. Heute ist es anders, ich bin alt genug und gebe Interviews, weil es einfach dazugehört", erklärt der Niederbayer.

Früchtl muss jetzt selbst Entscheidungen treffen. Zum Beispiel über seine Zukunft. Einige Anfragen, verrät er, gab es in den letzten Wochen. Früchtl entschied sich für den FC Bayern. Warum? "Die aktuelle Konstellation ist super für mich. Ich trainiere mit Manuel Neuer und spiele in der Regionalliga um den Titel." Aber: "Natürlich muss ich nächstes Jahr wieder schauen, ob ich mich hier oder woanders besser entwickeln kann." Seinen Vertrag hat er im Februar bis 2020 verlängert.

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