FCB II top nach Corona-Pause
Super-Serie und neue Super-Talente: Warum die Bayern im Nachwuchs plötzlich so stark sind

16.06.2020 | Stand 19.09.2023, 1:37 Uhr

Von ihm dürfte man noch viel hören: Jamal Musiala spielt eigentlich noch in der U17, traf aber zuletzt doppelt in der Dritten Liga. Am Samstag gegen Gladbach stand er sogar im Profi-Kader. −Foto: Uwe Anspach/dpa

Das Aufstiegsrennen in der 3. Liga könnte dramatischer nicht sein. Acht, vielleicht sogar neun Teams haben noch die Chance auf die 2. Liga. Für das meiste Aufsehen sorgt im hochspannenden Spitzenkampf allerdings ein Team, das gar nicht nach oben darf. Für die zweite Mannschaft des FC Bayern ist die 3. Liga das Ende der fußballerischen Fahnenstange, was die "jungen Wilden" allerdings nicht daran hindert, von Sieg zu Sieg zu eilen.

13 Punkte haben die kleinen Bayern in den fünf Partien nach dem Ende der Corona-Pause geholt. Am Sonntagabend demonstrierten die Jungstars des Rekordmeisters erneut ihre Klasse, gewannen trotz 0:1-Rückstands das Spitzenspiel gegen Waldhof Mannheim mit 3:2. Malik Tillman (20./23.) mit seinen ersten Drittliga-Toren und Chris Richards (39.) per Kopf drehten die Partie und sorgten dafür, dass die Münchner weiter auf Platz 2 rangieren. "Ich bin wirklich stolz, dass die Jungs diese Prüfung bestanden haben", sagte hinterher ein glücklicher Trainer Sebastian Hoeneß (38).

Der Neffe von Ex-Präsident Uli Hoeneß hatte vor der Saison das Coaching der Talenttruppe übernommen, sein Vorgänger Holger Seitz, der den FCB nach vielen Jahren zurück in die 3. Liga geführt hatte, wechselte in die Leitung des klubeigenen Nachwuchsleistungszentrums. Mittlerweile hat Hoeneß alle Kritiker seiner Berufung zum Schweigen gebracht. Seine blutjunge Mannschaft mischt nach anfänglichen Problemen als Aufsteiger ganz oben mit. Und, was noch wichtiger ist: Die Bayern scheinen im Nachwuchs endlich wieder vielversprechende Talente zu formen, auf die man an der Säbener Straße seit langem sehnsüchtig wartet.

Joshua Zirkzee (19) steht schon jetzt regelmäßig bei den Profis im Kader, schoss am Samstag gegen Gladbach sein viertes Bundesliga-Tor im achten Einsatz. Auf der Bank saß neben Oliver Batista Meier (19) und Sarpreet Singh (21): Jamal Musiala. Der erst 17-Jährige gilt als eines der neuen Supertalente bei den Münchnern. Der Mittelfeldspieler, der 2019 von Chelsea zum FCB wechselte und eigentlich noch in der U17 von Miroslav Klose aufläuft, schnürte vergangene Woche im Drittligaspiel gegen Zwickau einen Doppelpack und avancierte zum jüngsten Bayern-Amateur-Torschützen nach David Alaba. "Jamal wirkt immer fokussiert, ruhig und etwas zurückhaltend. Wenn er dann aber auf den Platz kommt, gibt er direkt Vollgas. Das ist genau das, was wir von jungen Spielern sehen wollen", lobt Trainer Hoeneß. Und fügt an: "Das muss er beibehalten. Er ist sofort da, nicht nur mit Ball, sondern auch gegen den Ball ist er direkt griffig und aggressiv. Der Junge hilft uns, deshalb hat er sich seine Chancen verdient. Gegen Zwickau hat er sich selbst und uns als Mannschaft belohnt. Das freut mich ungemein."

Neben Jamal Musiala gibt Hoeneß vielen weiteren jungen Kräften eine Chance, beinahe jeden Spieltag feiert ein neues Talent sein Drittliga-Debüt. Der Trainer vertraut den Youngsters – und diese zeigen ihre Klasse. Am Sonntag in Mannheim stand der 18-jährige Malik Tillman zum zweiten Mal in der Startelf – und drehte die Partie prompt mit einem Doppelpack innerhalb von 180 Sekunden. "Es wird den Spieler leicht gemacht, sich im Team wohlzufühlen", sagt Coach Hoeneß und unterstreicht noch einen anderen Aspekt: "Wir haben in den letzten Jahren im Nachwuchs hervorragend gearbeitet. Dass die Spieler, die jetzt aufrücken, sich direkt zurechtfinden und der Mannschaft Impulse geben, ist die Konsequenz und der Lohn für die Arbeit, die wir im Jugendbereich leisten."

Dies spiegelt sich mittlerweile auch in den Leistungen auf dem Platz wider. Der FCB II ist – trotz vieler Profi-Abstellungen – mit Abstand das beste Rückrundenteam in Liga 3, zehn von zwölf Spiele nach der Winterpause gewann die Reserve des Rekordmeisters. In den beiden Partien ohne Sieg agierten die jungen Münchner jeweils mehr als eine Halbzeit in Unterzahl. Kein Wunder, dass Trainer Hoeneß schwärmt: "Es ist eine leicht zu führende Mannschaft. Die Jungs haben immer Bock auf Fußball und auch Bock auf Entwicklung."
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