Er hat jahrelang mit Julian Nagelsmann bei der TSG 1899 Hoffenheim zusammengearbeitet und kennt ihn wie kaum ein anderer: der Zwiesler Lutz Pfannenstiel (47). Inzwischen ist der ehemalige Hoffenheimer Chefscout und Sportvorstand bei Fortuna Düsseldorf in den USA tätig, baut in St. Louis (Missouri) einen MLS-Klub auf. Im Interview mit der Heimatzeitung spricht Pfannenstiel über den neuen Trainer des FC Bayern – und erklärt, wieso Nagelsmann genau der Richtige für den Rekordmeister ist.
Herr Pfannenstiel, Julian Nagelsmann und der FC Bayern, wird das funktionieren?
Lutz Pfannenstiel: Ich glaube, dass Julian der ideale Trainer für Bayern ist. Er ist jung, aber trotzdem schon erfahren. Er ist in Landsberg am Lech aufgewachsen. Natürlich ist die im Raum stehende Ablöse ein Wahnsinn, aber für mich ist Julian die logische langfristige Lösung für den FC Bayern.
Er kommt aber ohne Titel nach München – was im Bayern-Kosmos ja schon ein wichtiger Maßstab ist.
Pfannenstiel: Julian hat mit der TSG Hoffenheim und RB Leipzig internationale Erfahrung in der Champions League und Euro-League gesammelt. Und er ist ja auch kein Andrea Pirlo, der frisch seine Karriere beendet hat und sich gerade die erste Sporen im Trainergeschäft verdient. Julian hat über 10 Jahre Trainer-Erfahrung, das darf man nicht vergessen. Von einem Trainer-Talent kann man da längst nicht mehr sprechen.
Was zeichnet ihn in der täglichen Arbeit aus? Sie haben ihn ja in Hoffenheim jahrelang erlebt.
Pfannenstiel: Es hat immer Spaß gemacht, ihn beim Training zu beobachten. Da wird keine Übung wiederholt, alles wird ganz spezifisch auf den nächsten Gegner hin vorbereitet. Julian hat eine ganz besondere Begabung, das Spiel zu lesen. Er kann sofort einen Plan B aus dem Ärmel ziehen. Aber am allerwichtigsten ist, dass er jeden Spieler besser machen kann, unabhängig ob Talent oder Routinier.
Auch die Spielerführung ist bei einer Startruppe wie beim FC Bayern ja nicht zu unterschätzen. Welcher Typ ist Nagelsmann in dieser Hinsicht?
Pfannenstiel: Alleine durch sein Alter ist er natürlich schon nah dran an den Spielern, spricht deren Sprache. Seine Trainingsinhalte sind sehr intensiv und fordernd, nicht nur für den Körper, sondern auch fürs Hirn. Egal ob jung oder alt, ob Weltstar oder Talent seine Einheiten sind für alle täglich eine neue Herausforderung.
