Nach offenem Brief an den DFB
Schweinfurts Angriff auf Türkgücü verpufft – beginnt jetzt eine Schlammschlacht um den DFB-Pokal?

15.07.2020 | Stand 19.09.2023, 1:40 Uhr

Unterzeichner des offenen Briefes an den DFB: Schweinfurts Geschäftsführer Markus Wolf. −F.: imago images

Ob der 1. FC Schweinfurt seinen bald Ex-Regionalliga-Konkurrenten Türkgücü München da einfach eins auswischen wollte? In einem offenen Brief an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) zweifeln die "Schnüdel" die Rechtmäßigkeit der Lizenzvergabe an Türkgücü an. Konkret geht es darin um die unorthodoxe Stadionlösung: Türkgücü besitzt keine feste Spielstätte – eine Tatsache, die mehrmals die Lizenz gefährdete. Der DFB fordert ein uneingeschränkt nutzbares Stadion. Dafür wurden nun die Burghauser Wacker-Arena und die Würzburger Flyeralarm Arena eingetragen. Ein rein formaler Akt. Läuft alles wie geplant, wird Türkgücü seine Spiele im Grünwalder und Olympiastadion in München austragen.

Dass der DFB den Würzburger Dallenberg als Spielort akzeptiert hat, stößt in Schweinfurt auf Unverständnis: "Wenn man jetzt bedenkt, dass in dem Statut des DFB zur 3. Liga zum einen geregelt ist, dass ‚das Stadion‘ sich am Sitz des Vereins befinden ‚muss‘ – wobei Ausnahmen möglich sind – und zum anderen, dass ‚das Stadion [...] für den Spielbetrieb der 3. Liga uneingeschränkt zur Verfügung stehen‘ muss, ist für uns die Mitteilung des DFB bzw. das mitgeteilte Ergebnis der Prüfung durch die Zentralverwaltung des DFB nicht nachvollziehbar", schreibt FCS-Geschäftsführer Markus Wolf und fragt anschließend: "Wie kann man ein Stadion, welches fast 300 Kilometer vom Vereinssitz entfernt ist und welches in erster Linie von einem Zweitligisten genutzt wird, als Heimspielstätte akzeptieren!?"

Mit dieser Frage hat auch die Redaktion den DFB noch einmal konfrontiert. Die Antwort folgt am späten Dienstagnachmittag: "Der DFB verfolgt grundsätzlich stets das Ansinnen, Vereinen im Falle der sportlichen Qualifikation die Teilnahme an der 3. Liga zu ermöglichen. Dies geschieht natürlich nicht um jeden Preis, sondern im Rahmen der Zulassungsvoraussetzungen, die zu erfüllen sind." Weil ebendiese erfüllt waren, habe man Türkgücü den Aufstieg mit der Ausnahmegenehmigung ermöglicht – ebenso wie dem SC Verl und dem 1. FC Saarbrücken, die ebenfalls in Stadien außerhalb des Vereinsstandortes ausweichen müssen. Eine Kilometerbeschränkung für den Weg zwischen Klubsitz und Spielstätte gebe es in diesem Fall nicht.

Türkgücü-Geschäftsführer: "Lässt uns kalt"

Bei Türkgücü München sehen sie die Vorwürfe aus Schweinfurt ohnehin "ganz gelassen", wie Geschäftsführer Max Kothny am Telefon sagt: "Das lässt uns kalt, vielmehr zeigt dieser Brief, dass sie in Schweinfurt offenbar schlechte Verlierer sind."

Gut möglich, dass der Angriff eine Retourkutsche sein soll. Eigentlich war im Ringen um eine sportlich faire Abwicklung der unterbrochenen Regionalliga-Saison ein Kompromiss gefunden: Spitzenreiter Türkgücü steigt auf, dafür bekommt Verfolger Schweinfurt den Startplatz im DFB-Pokal, der der besten Amateurmannschaft Bayerns zusteht. Problem: Türkgücü will davon plötzlich nichts mehr wissen. "Wir planen mit der DFB-Pokal-Teilnahme", sagt Geschäftsführer Kothny und beruft sich auf die Statuten. Das Blöde für Schweinfurt: Er hat sogar recht.

Startet die Regionalliga Bayern nicht vor Beginn der Meldefrist für den DFB-Pokal gilt Türkgücü München als beste Amateurmannschaft des Freistaates. Erst mit Re-Start (geplant für den 26. September) tilgt der BFV den Aufsteiger aus der Regionalliga-Tabelle. Da die Pokalsaison aber am 11. September schon startet, wird die Meldefrist zum Regionalliga-Start wohl bereits abgelaufen sein. Schweinfurt stünde mit leeren Händen da. Dennoch sagt Kothny: "Ich weiß nicht, welche Beweggründe hinter dem Brief stecken."

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