Ein Abend, der nachwirkte
Schlitzohr Schnabel – Kopfballriese Hain: Zwei Top-Torjäger im Vergleich

02.09.2021 | Stand 19.09.2023, 2:16 Uhr

Dreifacher Torschütze: Schaldings Stürmer Fabian Schnabel. −Fotos: Müller

So schnell hatten beide diesen denkwürdigen Abend nicht abhaken können. Fabian Schnabel und Stephan Hain waren ja nicht nur Beteiligte dieses denkwürdigen Regionalliga-Abends am Reuthinger Weg gewesen, sondern Hauptdarsteller. Das 5:4 des SV Schalding gegen die Spvgg Unterhaching wirkte auch bei den beiden Top-Stürmern nach.

Fabian Schnabel
Als die Heimatsport-Redaktion Fabian Schnabel am Nachmittag nach seinem denkwürdigen Auftritt am Handy erreicht, hat er sich gerade zum Schlafen hingelegt. Weil die Party so lange dauerte? Nein, versichert der 27-jährige Stürmer, der mit seinem Dreierpack zum Matchwinner avancierte. Er wolle nur ein Nickerchen halten, schließlich stand am Abend schon das nächste Training an. Keine Feier nach der Sensation? "Doch natürlich. In der Kabine ist es richtig abgegangen. Aber am Freitag wartet mit der Partie in Rosenheim die nächste schwierige Aufgabe, das ist uns allen bewusst."

Schnabel, vor drei Jahren noch beim FSV Zwickau in der 3. Liga unter Vertrag, erwischte gegen Hain, Schwabl und Co. einen Sahnetag. Hachings Abwehrchef David Pisot, der vor der Saison vom Zweitligisten Karlsruher SC zu den Münchner Vorstädtern wechselte, hatte alle Mühe mit dem quirligen Angreifer. Kurz vor dem Halbzeitpfiff brachte Schnabel den SVS mit einem Schlenzer zum 1:1 zurück in die Partie (45.). Später traf er zum zwischenzeitlichen 3:2 (69.) und per verwandeltem Handelfmeter zum 4:3 (81.).

Dass Schnabel ein Schlitzohr sein kann, sahen die 1250 Zuschauer bei seinem zweiten Treffer. Weil ihn der SVS-Stürmer mit seinem Anlaufen unter Druck setzte, geriet Hachings Schlussmann Alexander Weidinger wenige Meter vor der Torlinie ins Straucheln. Nutznießer Schnabel musste die Kugel nur noch ins leere Tor schieben. "Als Stürmer warte ich auf solche Situationen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es funktioniert, ist sehr gering. Umso schöner ist es, dass es ausgerechnet in diesem Spiel geklappt hat."

Stephan Hain
Er habe dann doch etwas länger gebraucht, um einzuschlafen, sagt Stephan Hain (32) am Tag nach dem auch für ihn denkwürdigen Fußballabend. "Ich spekuliere eigentlich an jedes Spiel abends im Bett nochmal dran, aber dieses Mal war es schon besonders aufwühlend", sagt der Bayerwäldler im Trikot der Spvgg Unterhaching.

Im Spiel bewies der Stürmer wieder einmal seinen Torinstinkt, erzielte seine Saisontreffer sechs und sieben – jeweils per Kopf. Mit seinen 1,78 Metern gilt Hain nicht unbedingt als ausgewiesener Kopfball-Experte. Beim ersten Treffer zum 1:0 musste er aus kurzer Distanz nur noch einnicken, beim Ausgleich zum 3:3 senkte sich der Ball von seinem Kopf ganz unangenehm für Schaldings Keeper Simon Busch ins Tor: "Der hat sich gar nicht so gut angefühlt, ich habe wenig Druck hinter den Ball bekommen, aber ihn irgendwie platziert."

Dass er und seine Teamkollegen am Ende mit leeren Händen heimfuhren, macht Hain an den defensiven Einladungen seiner Mannschaft fest – und: "Schalding hat es richtig gut gemacht."

Überhaupt verließ der gebürtige Zwiesler auch mit einem lachenden Auge den Reuthinger Weg: "Du läufst aus der Kabine am Würstlstand und den Fans vorbei auf den Platz, das ist atmosphärisch schon toll." Und rund ums Spielfeld jubelten ihm alte Bekannte zu. Viele Weggefährten aus seiner Zeit in der Ruhmannsfeldener Jugend etwa waren angereist. Als alle Mitspieler längst schon in der Kabine waren, unterhielt sich Hain immer noch angeregt mit ihnen. "Es war schön, sie mal wieder zu sehen und zu erfahren, wie es bei ihnen so läuft."

Eine Sonderseite über das "Jahrhundert-Spiel des SV Schalding" finden Sie in der heutigen Ausgabe der PNP (Donnerstag, 2. September – Online-Kiosk) oder hier als registrierter Abonnent.