Die Regensburger rollen weiter
Schalke-Besieger, Zweitliga-Primus, Stimmungskönige: Wie gut ist denn dieser Jahn?

22.08.2021 | Stand 19.09.2023, 2:15 Uhr

Stark im Kollektiv: Die Regensburger mit Torschütze David Otto (2. von links) und Konrad Faber (2. von rechts). −Foto: Matthias Balk/dpa

Viertes Spiel, vierter Sieg - der Jahn versetzt seine Fans in Euphorie und sorgt für staunende Blicke in die Oberpfalz. Ist der Festtag gegen gedemütigte Schalker womöglich doch mehr als eine Momentaufnahme?

Lautstark und ausgiebig feierten die euphorisierten Jahn-Fans ihre erstaunlichen Schalke-Bezwinger. "Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey", hallte es am Ende des Fußball-Festtages gegen den gedemütigten Bundesliga-Absteiger durch die Regensburger Arena. 4:1 (1:0) gegen Schalke, vierter Sieg im vierten Zweitliga-Spiel - der kleine Jahn dringt im deutschen Profifußball in neue Sphären vor. Alles nur eine Momentaufnahme?

"Es ist unglaublich", bemerkte Torschütze Jan-Niklas Beste und flunkerte wohl doch ein bisschen, als er treuherzig sagte: "Auf die Tabelle schauen wir gar nicht. Wir wissen, wie gut die Liga ist."

Der bärenstarke Stürmer David Otto sprach von "einem super Gefühl". Aber abheben? Nein, das wollen sie in der Oberpfalz nicht. Und neue Ziele rufen Trainer Mersad Selimbegovic und die Spieler im Rausch des aktuellen Traumlaufs schon mal gar nicht aus. "Es ist ein super Start, mehr als wir uns erträumt hätten. Es sind aber erst einmal zwölf Punkte für unser klares Ziel Klassenerhalt", sagte Otto.

Aufstiegskampf statt Abstiegskampf? Nein, so viel trauen sie sich beim Jahn (noch) nicht zu, auch wenn vor den erlaubten 5324 Fans im Jahnstadion am Samstag nur eine Elf wie ein Spitzenteam auftrat: Regensburg. Alle Augenzeugen staunten über den selbstbewussten und reifen Auftritt eines Kollektivs, das Schalke mit den Toren von Beste (9. Minute), Steve Breitkreuz (55.), Otto (73.) und Bayern-Leihgabe Sarpreet Singh (86.) zerlegte. "Oh wie ist das schön", skandierte das Publikum. Die rund 600 Schalke-Fans verließen wütend das Stadion.

"Das Ergebnis spricht für sich", meinte Schalke-Torjäger Simon Terodde, dessen spätes Tor zum 1:3 (81.) nichts mehr veränderte. "Wir dürfen uns nicht so präsentieren und in der Höhe verlieren", stöhnte Schalkes Trainer Dimitrios Grammozis. Er sagte zudem einen bemerkenswerten Satz: "Wir müssen schnell eine Mannschaft werden."

Genau das zeichnet den Jahn aus. Selimbegovic hat einen verschworenen Haufen beisammen, ein Ensemble, das harmoniert und funktioniert. "Ich bin stolz, wie die Jungs das im Moment umsetzen", sagte er.

Wie gut ist dieses Jahn-Team? Es ist mit zwölf Punkten und 12:1 Toren aktuell der Zweitliga-Primus. "Im Vergleich zur letzten Saison sind wir einfach konsequenter in dem, was wir machen - vorne und hinten", sagte Außenstürmer Beste. Das Team ist eingespielt, und die Neuen wie Bayern-Talent Singh oder Abwehrspieler Breitkreuz schlagen ein.

Selimbegovic wurde nach der Schalke-Gala sogar schon gefragt, ob er befürchte, dass die nach dem kommenden Spiel beim FC St. Pauli anstehende Länderspielpause den Jahn-Lauf womöglich gefährden könnte? "Erstmal müssen wir das Pauli-Spiel absolvieren, dass wir sagen können, wir sind immer noch im Flow", antwortete er ganz trocken.