Mit Video: "Für meine Spieler war das ein Abenteuer" – Plattling und das Spiel für die Ewigkeit

24.06.2019 | Stand 19.09.2023, 1:07 Uhr

Mit Stolz spricht Plattlings Trainer Gallmaier von seiner Mannschaft. −Foto: Ritzinger

Am lautesten wird es in Spielminute 55, es steht 4:0 für den TSV 1860 München. Aushilfs-Innenverteidiger Lennart Siebdrat (20), der gerade seine zweite Partie überhaupt für die Profis absolviert, spielt einen Rückpass Richtung Keeper. Zu kurz, viel zu kurz. Johannes Eder im Trikot der Spvgg Plattling hechelt hinterher, hat viel Zeit, die Menge johlt, aber Eder entscheidet falsch, bleibt hängen an 1860-Keeper Marco Hiller. Die Hoffnungen der Spvgg auf den Ehrentreffer – dahin.

Video: 100 Jahre Spvgg Plattling



Aber hat’s gestört? Kein bisschen. Zusammen mit den Gästen vom TSV 1860 München, die nicht umsonst den Weg nach Plattling fanden sowie insgesamt 1950 Fans hat die Spielvereinigung Plattling am gestrigen Sonntag ihr 100-Jahre-Jubiläum gefeiert. Der Torhunger des Drittligisten war erst mit dem Treffer zum 10:0-Endstand gestillt. "Wir sind wirklich sehr, sehr zufrieden", sagt Werner Breu, der den Stadionsprecher mimte und trotz der letztlich zehn Gegentore viel Freude findet am Gegner: "Die Löwen ziehen einfach. Da kannst du Jahn Regensburg oder Greuther Fürth holen, da würden nie so viele kommen."

Der sportliche Wert einer solchen Veranstaltung ist freilich gering. "Für meine Spieler war das ein Abenteuer. Manche kommen gerade aus der Jugend, haben Gruppe gespielt – und dann verteidigen sie plötzlich gegen Profis", sagt Spvgg-Trainer Peter Gallmaier, der stolz ist auf seine Burschen. Gallmaier tauscht die Mannschaft in der Halbzeit fast komplett durch. Einige schöne Paraden zeigt Torhüter Tobias Urban (28), der sich Plattling erst kürzlich anschloss und länger spielen darf.

Elf Minuten lang bleibt Plattling ohne Gegentreffer, ehe der Ex-Burghauser Benjamin Kindsvater nach Pass durch die Schnittstelle zum 1:0 verwandelt. Vier Minuten später köpft der als Kapitän auflaufende Markus Ziereis eine scharfe Weeger-Flanke unbedrängt ins Tor, 2:0 (15.). Ziereis hatte die Binde übernommen, weil Felix Weber passen musste. Den Innenverteidiger plagen muskuläre Probleme; eine noch längere Ausfallzeit eines Abwehrmanns können sich die Münchner nicht leisten.

Nach kurzer Unterbrechung, verursacht durch einen Pyro-affinen Zuschauer, schlägt’s wieder ein im Kasten der Plattlinger, und wieder ist es Ziereis. Sein Freistoß aus knapp 18 Metern landet im Torwarteck (30.). Das 3:0 ist dann auch der Halbzeitstand, beide Mannschaften wechseln munter durch. In der zweiten Hälfte dauert es neun Minuten, ehe ein Tor fällt. Der aus Passau stammende Marius Willsch trifft per Kopfball zum 4:0 (54.), der junge Fabian Greilinger hatte geflankt. Treffer Nummer 5 erzielt Sascha Mölders, der frei vor Urban auftaucht und humorlos ins rechte untere Eck abschließt.

In der 60. Spielminute schlägt die Stunde von Testspieler Sascha Marinkovic, der Urban mit einem Kopfball überlupft. Sechs Minuten später trifft Greilinger im Nachschuss, dann ist wieder Marinkovic dran, per Hacke (69.). Noel Niemann bringt die analoge Toranzeige im Rennbahnstadion: Für zweistellige Ergebnisse ist sie nicht gemacht. Zum Schluss trifft die Spvgg doch noch, aber leider ins eigene Tor: Nach einer Ecke faustet der eingewechselte Keeper Tobias Leitl (37) einem Plattlinger den Ball an den Rücken – zum 0:10-Endstand eines Spiels, das allen große Freude machte.