Kommentar: Premiere in 26-jähriger DEL-Geschichte – doch die Playoff-Absage ist alternativlos

10.03.2020 | Stand 18.09.2023, 22:12 Uhr

−Foto: Stefan Ritzinger

Eine Katastrophe, aber wohl die einzig vernünftige Entscheidung sei die Entscheidung der Deutschen Eishockey Liga, die Saison ohne Playoffs zu beenden, schreibt Donaukurier-Redakteur Alexander Petri in seinem Kommentar zur Absage der Playoffs.

Seit gestern ist es traurige Gewissheit: Zum ersten Mal in der 26-jährigen Geschichte der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) endet eine Saison ohne Play-offs. Und damit ohne die aufregendsten Wochen des Eishockey-Jahres, die alle Fans mit Spannung erwartet haben. Ob das pauschale Verbot von Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern aufgrund des grassierenden Coronavirus sinnvoll ist oder nicht, sei dahingestellt – ignorieren kann es die DEL nicht. Daher ist die Absage aus Sicht der Liga und ihrer Klubs zwar eine Katastrophe – aber wohl die einzig vernünftige Entscheidung.

Geisterspiele wie beim Fußball wären aus zwei Gründen keine Alternative gewesen. Zum einen entwickelt sich ohne Zuschauer nicht die für die Play-offs so typische, knisternde Atmosphäre, die sich auch auf das Spiel und seine Akteure überträgt. Eine K.-o.-Runde ohne Emotionen will niemand sehen. Zum anderen, und das ist noch viel entscheidender, hat die Komplettabsage wirtschaftliche Ursachen. Eine Verschiebung der Saison wäre schon allein arbeitsrechtlich kaum zu bewältigen, da auslaufende Spielerverträge üblicherweise am 30. April enden – an diesem Tag war ein mögliches siebtes Finalspiel angesetzt. Auch neue Spieltermine dürften sich zumindest bei den Klubs mit Mehrzweckhallen (zum Beispiel die Adler Mannheim, die Düsseldorfer EG oder die Eisbären Berlin) nur schwer finden lassen.

Des Weiteren machen die Ticketerlöse bei den DEL-Klubs – anders als bei den Fußball-Erst- und Zweitligisten, die vorrangig von den TV-Geldern leben – einen Großteil der Einnahmen aus. Die Liga-Krösusse EHC München und Adler Mannheim könnten diese Einbußen vielleicht verkraften, doch bei finanziell nicht so üppig ausgestatteten Klubs wie den Straubing Tigers, den Pinguins Bremerhaven oder auch dem ERC Ingolstadt entstünden bei einem Einzug ins Halbfinale oder gar Finale womöglich existenzbedrohende Finanzlöcher. Denn die Ausgaben für Auswärtsfahrten, Hotelübernachtungen, Material, Spielergehälter und Play-off-Prämien sind ja trotzdem zu bezahlen. Die Entscheidung der Liga, keinen Meister zu küren, ist ebenfalls zu begrüßen – es wäre ohnehin nur ein Titel zweiter Klasse gewesen. So bitter das alles für die Beteiligten ist – es ist die richtige Entscheidung.