Nach Schmäh-Plakaten
Jetzt spricht Hopp: "Erinnert mich an dunkle Zeiten" – FCB-Präsident Hainer: "Wir schämen uns"

01.03.2020 | Stand 19.09.2023, 1:30 Uhr

Betreten nach dem Eklat: Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge (l.) und Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp. −Foto: dpa

Dietmar Hopp will auch nach dem denkwürdigen Spiel von Sinsheim nicht vor den Hass-Plakaten und -Tiraden gegnerischer Fans kapitulieren. "Warum soll ich nicht mehr in mein Stadion gehen? Die Personen, die das anrichten, müssen dann halt weg bleiben. Ich warte jetzt gespannt ab, wie das jetzt alles ins Rollen kommt", sagte der Mäzen der TSG 1899 Hoffenheim am Sonntag in einem Sport1-Interview. Auch Bayern-Präsident Herbert Hainer hat sich entsetzt über die Vorfälle gezeigt. In einem Schreiben an Fans und Mitglieder forderte er: "So darf es nicht weitergehen!"

Warum der Milliardär immer wieder als Zielscheibe in der Fußball-Bundesliga auserkoren wird, ist ihm selbst ein Rätsel. "Wenn ich nur im Entferntesten wüsste, was diese Idioten von mir wollen, dann würde es mir alles leichter fallen, das zu verstehen", sagte der 79-Jährige. "Ich kann mir nicht erklären, warum die mich so anfeinden. Das erinnert an ganz dunkle Zeiten." Ultra-Gruppierungen sehen Hopp als den personalisierten Kommerz-Fußball.

Wegen Schmähungen durch Anhänger des FC Bayern war am Samstag die Partie der Münchner bei der TSG zweimal unterbrochen worden. Die Bayern-Führungsriege und zahlreiche Spitzenfunktionäre solidarisierten sich mit Hopp. "Mir geht es den Umständen entsprechend. Es ist leider eine neue Dimension erreicht", sagte er. "Ich habe diese Solidarität gesehen und gespürt und es ist natürlich eine große Hilfe, dass da jetzt durchgegriffen wird."

Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes ermittelt. Das DFB-Sportgericht hatte zuletzt Fans von Borussia Dortmund für die nächsten zwei Jahre von Spielen in Sinsheim ausgeschlossen, weil sie Hopp erneut auf einem Plakat im Fadenkreuz gezeigt hatten.

Die Anfeindungen haben einen tieferen Hintergrund

Hinter den Anfeindungen steckt aber mehr als nur die Abneigung gegen Hopp: Zuletzt hatte der DFB Fans von Borussia Dortmund den Besuch der nächsten zwei Auswärtsspiele in Hoffenheim verboten – wegen wiederholter Schmähungen gegen den Mäzen. Die Ultras sehen darin einen Wortbruch des DFB, der versichert hatte, künftig von Kollektivstrafen abzusehen. In einem Statement schreibt die "Südkurve München" dazu: "Auch wenn uns die Strafe nicht betrifft und das Thema Hopp für uns nicht so eine starke Relevanz hat, sehen wir hierin einen Angriff auf Fanrechte im Allgemeinen." Durch das Plakat habe man "die nötige Aufmerksamkeit" für das Thema generieren wollen.

Von Bayern-Präsident Herbert Hainer wurde die Gruppierung dafür massiv gerügt. In einem offenen Brief heißt es: "Wir schämen uns für das Verhalten einiger weniger sogenannter ‚Fans‘ in der Kurve des FC Bayern während des Spiels." Und weiter: "Es ist höchste Zeit, jetzt entschlossen zu handeln. Rassismus, Ausgrenzung, Beleidigungen und Diskriminierungen jeglicher Art und egal gegen wen, damit muss nun Schluss sein."

− aug/dpa



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