Debatte um Kimmich
Immunologe: "Missverständnis" beim Thema Langzeitfolgen von Impfungen

24.10.2021 | Stand 21.09.2023, 1:05 Uhr

Joshua Kimmich hat mit seinen Aussagen zum Impfstatus eine deutschlandweite Debatte ausgelöst. −Foto: dpa

Der Immunologe Carsten Watzl hat in Bezug auf mögliche Langzeitfolgen von Impfungen von einem "Missverständnis, das sich bei vielen Menschen hartnäckig hält" gesprochen. Unterdessen meldet sich auch Karl Lauterbach in der Causa Kimmich zu Wort.



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"Was man bei Impfungen unter Langzeitfolgen versteht, sind Nebenwirkungen, die zwar innerhalb von wenigen Wochen nach der Impfung auftreten, die aber so selten sind, dass es manchmal Jahre braucht, bis man sie mit der Impfung in Zusammenhang gebracht hat", sagte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Bayern-Profi Joshua Kimmich hatte tags zuvor im TV-Sender Sky gesagt, bislang nicht gegen Covid-19 geimpft zu sein. Dennoch darf er - wie auch andere ungeimpfte Fußballer - weiterhin in Stadien mit 2G-Regel spielen.

Watzl: Nebenwirkungen immer innerhalb weniger Tage

Er habe "persönlich noch ein paar Bedenken, gerade, was fehlende Langzeitstudien angeht", sagte Kimmich. Watzl verwies nun darauf, dass Nebenwirkungen einer Impfung immer innerhalb von wenigen Wochen nach der Impfung auftreten. "Danach ist die Immunreaktion abgeschlossen und der Impfstoff ist aus dem Körper verschwunden. Was offensichtlich viele Menschen unter Langzeitfolgen verstehen, nämlich dass ich heute geimpft werde und nächstes Jahr eine Nebenwirkung auftritt, das gibt es nicht, hat es noch nie gegeben und wird auch bei der Covid-19 Impfung nicht auftreten", erläuterte der Experte.

"Covid-19 Impfstoffe bereits besser erforscht als andere Impfungen"

Der große Vorteil bei den Impfungen gegen das Coronavirus sei, "dass wir diesen Impfstoff in kurzer Zeit bei vielen Menschen angewendet haben". In Deutschland seien es mehr als 100 Millionen Dosen, weltweit mehr als 6 Milliarden. Daher kenne man bereits mögliche seltene Nebenwirkungen wie Sinusvenenthrombosen, dabei kommt es zu einem Verschluss bestimmter Venen im Gehirn. "Hätten wir jedes Jahr nur zehn Millionen Impfungen durchgeführt, könnte es sein, dass man diese Nebenwirkungen erst viel später erkannt hätte", sagte Watzl und betonte: "Wenn überhaupt sind die Covid-19 Impfstoffe in Bezug auf Langzeitfolgen (seltene Nebenwirkungen) also bereits besser erforscht als andere Impfungen."

Lauterbach: Kimmich-Impfung hätte "Signalwirkung"

Unterdessen kommt auch Kritik von SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. "Es ist nicht gut, dass er nicht geimpft ist. Wenn er sagt, er wartet ab, dann ist das schwierig", sagte Lauterbach am Sonntagmorgen bei Sport1. Er schätze den 26-Jährigen als "ganz tollen Spieler" sehr. Dieser sei "einer derjenigen, die sich gegen Corona engagieren, er spendet für ärmere Länder", sagte Lauterbach. Kimmich hatte im März 2020 gemeinsam mit seinem Bayern-Kollegen Leon Goretzka die Aktion "We Kick Corona" (#wekickcorona) ins Leben gerufen, mit der sie Spenden für soziale Einrichtungen sammeln.

"Am besten wäre es, wenn die Impfung noch käme und dass man jetzt keinen großen Druck aufbaut", sagte Lauterbach. "Es ist Joshua Kimmichs eigene Entscheidung. Wir dürfen keinen Druck aufbauen, aber es wäre sehr wertvoll - davon geht eine enorme Symbolwirkung aus."

− dpa