Bayern-Boss warnt und kritisiert den Verband
"Harakiri-Aktion": Rummenigge erteilt DFB-Job klare Absage − und warnt vor Flick-Wechsel ins Ausland

08.05.2021 | Stand 12.05.2021, 17:56 Uhr

Karl-Heinz Rummenigge. −Foto: dpa

Karl-Heinz Rummenigge hat keine Ambitionen auf ein Spitzenamt beim krisengeplagten Deutschen Fußball-Bund (DFB).

"Ich suche nicht einen Job, der einer Harakiri-Aktion gleichkommt", sagte Rummenigge am Samstag bei Sky. Rekordnationalspieler Lothar Matthäus hatte zuvor Bayern Münchens Vorstandschef für eine Führungsposition ins Spiel gebracht. "Lothar weiß, dass ich so einen Job nicht möchte, weil es mich nicht interessiert", sagte Rummenigge nun.

Gleichzeitig kritisierte Rummenigge die aktuelle DFB-Führung um Präsident Fritz Keller scharf. "Der DFB muss einfach zur Ruhe kommen. Es ist eine permanente Unruhe seit Jahr und Tag. Die Leute müssen sich langsam fragen, ob es noch dem Fußball gerecht wird, was da passiert", sagte er: "Dieses Theater gibt es nicht erst seit zwei Wochen, sondern seit der Aufarbeitung des Sommermärchens. In der Zeit haben drei Präsidenten die Rote Karte bekommen."

Rummenigge forderte zudem den DFB-Vizepräsidenten Rainer Koch auf, Kellers Entschuldigung für dessen verbale Entgleisung anzunehmen. "Ich habe Fritz Keller als seriösen, integren und auch liebevollen Menschen kennengelernt. Er hat sich entschuldigt. Ich fände es eine schöne Geste, die Entschuldigung nicht nur entgegen-, sondern auch anzunehmen."

Keller hatte Koch mit dem Nazi-Richter Roland Freisler verglichen. Keller hat dafür mittlerweile mehrfach um Entschuldigung gebeten, einen Rücktritt aber ausgeschlossen.

"Das war eine ohne Frage schwere Entgleisung", sagte auch Rummenigge: "Aber der DFB muss sich irgendwann überlegen, ob man nicht zu Harmonie zurückkommt. Das wird auch eine Schicksalsfrage sein", meinte der Bayern-Boss. Diese könne auch negative Folgen für die EM haben. "Wenn ich eines gelernt habe: Man muss es am Kopf vorleben, damit die Mannschaft, die Deutschland vertritt, auch Erfolg hat."

Der Bayern-Boss riet dem DFB auch zu schnellem Handeln in der Causa Hansi Flick. "Hansi ist in Fußball-Europa ein sehr nachgefragter Trainer. Es wäre ein Drama, wenn er ins Ausland oder sonstwohin gehen und nicht beim DFB landen würde", sagte Rummenigge am Samstag bei Sky und fügte an: "Hansi würde perfekt zum DFB passen."

Auch Flick deutete nach dem 6:0 der Bayern gegen Borussia Mönchengladbach an, dass der DFB nicht der einzige Ansprechpartner bei der Frage nach seiner Zukunft sein muss. "Ich habe Lust, weiter Trainer zu sein und mit einer Mannschaft zusammenzuarbeiten, die in der Lage ist, Titel zu gewinnen. Das macht wahnsinnig viel Spaß. Es ist meine absolute Überlegung, dass ich einen Verein oder ein Land trainieren möchte, die in der Lage sind, auch Titel zu holen", sagt Flick am Samstag bei Sky.

Flick hob allerdings erneut seine Verbundenheit zu vielen handelnden Personen beim DFB hervor. "Es war damals eine tolle Zeit mit Oliver Bierhoff, Jogi Löw und Andreas Köpke. Es war herausragend, es gab eine enorme Wertschätzung und Loyalität untereinander", sagte der Noch-Trainer der Bayern.

Er selbst wolle nun erst einmal abwarten. "Ich habe keinen Druck und werde schauen, was die nächsten Tage und Wochen ergeben. Ich kann nach dem 22. Mai schön in Urlaub gehen mit meiner Familie. Alles andere kommt, wie es kommen soll", sagte Fick.

− sid/red