Trostberg gewinnt 12:4 gegen Selb 1b
Faustkampf als Dosenöffner – Chiefs holen sich Selbstvertrauen für die Abstiegsrunde

24.01.2022 | Stand 19.09.2023, 2:48 Uhr

Trostberg Chiefs – VER Selb 1b 12:4. Nach dem Führungstreffer zum 3:2 flogen die Fäuste. Danach hatte Trostberg die Oberhand. Mittendrin in der Rauferei: Wayne Grapentine (unten) sowie Michael Sporysch, Flo Schwabl und Dominik Moser (vorne von rechts). −Fotos: Butzhammer

Dafür, dass es nur noch um die "Goldene Ananas" ging, war es ein regelrechtes Eishockeyfest, das die 300 Zuschauer am Sonntagabend im Rainer-Roßmanith-Stadion erlebten. Die Trostberg Chiefs krönten die herausragende Vorrunde in der Landesliga mit dem ersten zweistelligen Saisonsieg. Das 12:4 (0:1, 6:2, 6:1) gegen den VER Selb 1b war ein echter Mutmacher und Motivationsschub für die am kommenden Freitag (28. Januar) beginnende Abstiegsrunde.

In dieser muss der TSV nun um den Klassenerhalt kämpfen, nachdem man die Meisterrunde als Tabellensechster denkbar knapp verpasst hat. Die Chiefs liegen mit 30 Punkten nur drei Punkte hinter dem EV Moosburg (5. mit 33 Punkten) und dem EV Pegnitz (4. mit 33 Punkten) und zwei Zähler hinter dem ESV Waldkirchen. Die mit sieben Ausländern gespickten Niederbayern sind Dritter – aufgrund des besseren Punktequotienten, weil sie wegen coronabedingter Absagen nicht 18, sondern nur 17 Spiele bestritten haben. Den EV Pegnitz konnte Trostberg nicht mehr abfangen, weil am Freitag die erhoffte Schützenhilfe des ESC Haßfurt ausgeblieben war – die Ice Dogs gewannen das Franken-Derby 4:1.

"Das ist natürlich bitter", sagt Chiefs-Chef Johannes Käsmaier. Was auch für die Tatsache gelte, dass der Verband und die Klub-Mehrheit, wie berichtet, den Modus kurzfristig geändert und die Verzahnung der Landesliga-Gruppen sowie die Punktmitnahme gestrichen haben.

Aber spätestens nach dem begeisternden 12:4-Schützenfest dürfte der Frust bei den Chiefs einigermaßen verflogen sein. "Hadern bringt nichts", betont Käsmaier. "Wenn wir so weitermachen, dann kommen wir nicht in Abstiegsgefahr, auch wenn es jetzt leider wieder bei Null losgeht."

Dabei sah es am Sonntag zunächst gar nicht so gut aus. Trostberg startete schlafmützig, kam nicht auf Touren und lag gegen den erwartet unangenehmen Gegner nach dem ersten Drittel 0:1 hinten. "Unser Dosenöffner und ,Hallo-Wach‘-Moment war das Tor zum 3:2", bilanziert Käsmaier, womit er eher die Nachwirkungen des Führungstreffers in der 31. Minute meinte. Denn nach Grapentines Abstauber und dem Crosscheck, den ihm Selbs Richard Kala verpasste, flogen die Fäuste. Ein halbes Dutzend Spieler war an dem handfesten Schlagabtausch beteiligt. Und die Chiefs-Fans dann kurz unter Schock, als die Schiedsrichter Riemel und Feix Trostbergs Topscorer und seinen Widersacher zum Duschen schicken wollten. Beide wären dann für das erste Abstiegsrundenspiel gesperrt gewesen. Aber Kapitän Nico Roßmanith und sein Selber Kollege Fabian Bauer intervenierten nochmal bei den Unparteiischen, die Fingerspitzengefühl bewiesen und es jeweils bei einer Fünf-Minuten-Strafen ohne Spieldauer beließen.

Grapentine , der schon den Weg in Kabine angetreten hatte, kehrte auf die nun mit sieben Mann überfüllte Strafbank zurück – und sah, wie bei seiner Mannschaft plötzlich der Knoten platzte. In Überzahl gelang Fabian Kimpel das 4:2. Und von da an zeigte die Zachar-Truppe, was in ihr steckt. Die Selber Oberliga-Reserve mit ihren schnellen, wendigen Stürmern und ihrer wuchtigen, körperbetonten, manchmal auch ruppigen Defensive stand auf einmal auf verlorenem Posten. Der bis dahin überragende VER-Keeper Pascal Benesch hatte seinen Vorrat an Glanzparaden verbraucht, und so schossen die Gastgeber einen umjubelten Kantersieg heraus.

Abteilungsleiter Käsmaier freute sich, dass alle drei Reihen am Angriffswirbel beteiligt waren. So erzielten Sepp Mayer und David Mayrl ebenso ihre ersten Saisontreffer, wie Verteidiger Michael Sporysch. Ihr Sturmpartner Nicolas Magerl verbuchte zwei Assists. Letzteres gelang in den Schlussminuten auch Jubilar Stefan Feldner. Der 43-jährige Verteidiger und Zweite Abteilungsleiter war vor dem Eröffnungsbully für 500 Spiele im TSV-Dress geehrt und mit einer Fotocollage und einem Trikot mit der Rückennummer 500 beschenkt worden. Seine beiden Vorlagen – immerhin seine Scorerpunkte Nummer 181 und 182 – veredelten Trostbergs Top-Stürmer in sehenswerter Manier: Wayne Grapentines Sololauf vor dem 11:4 und Nico Roßmaniths Präzisionsschuss ins Kreuzeck zum 12:4 waren die Sahnehäubchen auf diesem Eishockey-Leckerbissen.

Mehr über die Chiefs lesen Sie in der PNP-Printausgabe vom Dienstag, 25. Januar 2022 – unter anderem im Trostberger Tagblatt und im Traunreuter Anzeiger.