Skispringen
"Es ist gerade nicht sehr spaßig": Dem Weltmeister Freund fehlt die Leichtigkeit

03.01.2017 | Stand 17.09.2023, 21:47 Uhr

Nicht zum Lachen zumute ist derzeit Weltmeister Severin Freund. − Foto: dpa

Die Machtverhältnisse im Springer-Team des DSV haben sich verschoben: Der 25-jährige Markus Eisenbichler ist als Halbzeit-Vierter derzeit die deutsche Tournee-Hoffnung, Weltmeister Severin Freund kämpft dagegen bisher vergeblich gegen sein Formtief an, Andreas Wellinger und Richard Freitag stagnieren im Mittelmaß. "Wir werden versuchen, die Mannschaft zu stabilisieren und die namhaften Athleten noch in Schuss zu kriegen", formulierte Schuster den Anspruch für die Springen in Innsbruck und Bischofshofen. "Wir werden das Podium attackieren." Im Fokus steht dabei Eisenbichler. Schuster beobachtet den Reifprozess des Bayern mit großem Wohlwollen. "Vor zwei Jahren hat er kein ordentliches Tourneespringen hingelegt, und heute ist er der Hoffnungsträger."

Diese Selbstverständlichkeit zeichnete in den vergangenen Jahren vor allem Freund aus. Doch die Leichtigkeit des Seins ist dem 28-Jährigen nach seiner Hüft-Operation abhanden gekommen. "Er hat nach wie vor einen sehr verkorksten Fehler in der Sprungauslösung. Er kommt nicht hoch genug vom Schanzentisch weg", analysierte Schuster. Platz 20 in Oberstdorf, Platz 21 in Garmisch-Partenkirchen, Platz 22 in der Tournee-Gesamtwertung – an solche Ergebnisse kann sich Freund nach sportlich fetten Jahren kaum noch erinnern. "Es ist gerade nicht sehr spaßig", räumte der Team-Olympiasieger und Skiflug-Weltmeister von 2014 ein.

"Es ist nicht leicht, er hat die vergangenen zwei Jahre gemeinsam mit Peter Prevc die Ergebnislisten dominiert", sagte Schuster über die sportliche Misere seines durchhängenden Musterschülers. Abgeschrieben hat Schuster den Gesamt-Weltcupsieger 2015 mit Blick auf die WM im Februar aber noch nicht. "Wir machen jetzt mal die Tournee fertig und schauen, wie er sich fängt. Danach haben wir immer noch die Option, ihn mal ein Wochenende rauszunehmen", sagte der Bundestrainer. "Es ist noch genügend Zeit, etwas zu verändern."

Zumal Freund sich nie hängen lässt und tapfer der ungewohnten Situation stellt. "Er ist vom Charakter her ein ganz außergewöhnlicher Sportler. Immer realitätsbezogen, immer rational. Er schmeißt nie die Nerven weg", lobte Schuster. "Ich hoffe, das kann er sich bewahren. Denn er ist definitiv weiter weg als ich gedacht habe und wird Geduld brauchen."

− dpa