Pressekonferenz trotz Corona-Erkrankung
Erkrankter Nagelsmann: So coacht er die Bayern aus seiner Küche

23.10.2021 | Stand 20.09.2023, 6:05 Uhr

Julian gab am Freitag eine Pressekonferenz aus seiner Kücke. −Foto: Screenshot youtube/pnp

Julian Nagelsmann saß im blau-weiß gestreiften Hemd zuhause in seinem "Rechenzentrum" und war trotz Quarantäne bester Laune.



Er werde jetzt erst einmal für das Spiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen seinen Ex-Klub Hoffenheim "die Matchplansitzung aufnehmen, viel Fußball schauen und im Garten ein bisschen spazieren gehen, um zu gucken, was die Maulwürfe so machen", sagte Nagelsmann noch leicht nasal – und lachte.

Pressekonferenz trotz Infektion

Nach einem positiven Coronatest befindet sich der Trainer von Bayern München in häuslicher Isolation. Die obligatorische Spieltags-PK am Freitag ließ er sich trotzdem nicht nehmen. Ihm gehe es den Umständen entsprechend "ja schon wieder ganz gut. Ich bin immer noch ein bisschen schlapp, aber ich kann schon wieder lachen", sagte der 34-Jährige und ergänzte mit einem Schmunzeln: "Ich habe sogar Parfüm drauf."

Bis zu seiner Rückkehr wird Nagelsmann die Geschicke des deutschen Rekordmeisters quasi vom Herd aus lenken. Er habe sich in der Isolation ein "kleines Analysezentrum mit großem Bildschirm, Laptop und i-Pad gebaut", sagte er, "es sieht aus wie in einem Rechenzentrum - in der Küche wohlgemerkt, damit ich einen kurzen Weg zum Tee habe".

Von dort wird er am Samstag mit seinem Trainerteam um Ersatzchef Dino Toppmöller verbunden sein, um die nötigen Anweisungen zu geben. Beim 4:0 in Lissabon hatte Nagelsmann von seinem Hotelzimmer aus per Telefon und WhatsApp gecoacht - über Analyst Benjamin Glück auf der Tribüne. Der hatte die Ideen des Chefs dann an die Bank weitergegeben.

Auswechslung per Telefon

So ordnete Nagelsmann etwa die Auswechslung des defensiven Benjamin Pavard gegen Serge Gnabry (66.) an - das Spiel kippte zugunsten der Bayern. "Da hat sich dann schon gezeigt, dass er noch klar im Kopf war", scherzte Toppmöller über diese "mutige Entscheidung".

Wie oft Nagelsmann seine Bayern noch aus der Küche coachen muss, ist offen. Er hofft schon auf das Pokalspiel am Mittwoch in Gladbach, weiß aber auch, "dass dies von den Symptomen und Testungen abhängt. Es gibt keine Prognose." Bei einer 14-tägigen Quarantäne würde er aber sowohl in Gladbach als auch bei Union Berlin (30.10.) und in der Champions League gegen Benfica (2.11.) noch fehlen.

Dass wegen seines positiven Tests nicht geimpfte Profis - laut Bild sind es fünf beim FC Bayern - ebenfalls als Kontaktperson 1 in Isolation müssten, schloss Nagelsmann aus. "Ich hatte keinen engen Kontakt, der erste positive Test war am Mittwoch", sagte er - und da habe er sich selbst schon isoliert gehabt. Ausfälle gibt es trotzdem: Leon Goretzka (Erkältung) und Alphonso Davies (muskuläre Probleme) fehlen.

In seinen Vertreter Toppmöller, der 2017 bis 2019 mit F91 Düdelingen dreimal luxemburgischer Meister wurde, hat Nagelsmann großes Vertrauen. Der 40-Jährige sei ein "sehr ruhiger Mensch, mit einem unglaublich großen Herz und großem Fußball-Sachverstand". Er sei froh, "dass er das gut meistert. Er ist kein Wichtigtuer, der sich ins Licht stellen will. Aber er darf gerne im Scheinwerferlicht stehen und gut coachen, damit wir weiter gewinnen."

Nagelsmann wird jedoch aus seiner Küche versuchen, "die Dinge zu beeinflussen".

− sid