Ein Zufall änderte alles: Der Passauer Marius Willsch – bei 1860 plötzlich unverzichtbar

08.01.2020 | Stand 19.09.2023, 1:26 Uhr

Jubel-Doppel: Marius Willsch (links) und Sascha Mölders im Spiel des TSV 1860 gegen Viktoria Köln. Die Perspektiven haben sich im Lauf der Saison zusehends erweitert. −Foto: Imago Images

Die Winterpause ist im modernen Fußball längst zum Päuschen verkommen. Selbst in der 3. Liga wird bis Weihnachten gespielt und kurz nach Neujahr schon wieder trainiert. Beim TSV 1860 München lässt man es ein bisschen ruhiger angehen – da rief Michael Köllner erst am Dreikönigstag zur ersten Einheit des neuen Jahrzehnts. "Ein kleines Zuckerl vom Trainer", sagt Marius Willsch. Der gebürtige Passauer im Löwen-Dress hat sich in der Hinrunde zum unangefochtenen Stammspieler beim Drittliga-Zehnten entwickelt.

Man merkt Willsch den Stress nicht an, als er am Tag vor Weihnachten die Sportredaktion der Heimatzeitung besucht. Gerade war er beim Physiotherapeuten – er hat seit einiger Zeit Probleme mit der Schulter. Und dann steht da ja auch noch ein Fest bevor. Nein, nicht Weihnachten – die Hochzeit mit Freundin Nina in Neuburg am Inn. Am 28. Dezember war es soweit – der eigentliche Höhepunkt des sportlich vielleicht besten Jahres seiner Karriere.

Dabei sieht es vor rund 12 Monaten gar nicht danach aus. Willsch ist erst verletzt, dann außen vor. Doch in der Vorbereitung spielt er sich wieder in den Fokus von Daniel Bierofka, damals noch Trainer bei den Löwen. Doch so richtig geht der Knoten erst Ende August auf – durch Zufall.

"Herbert Paul ist vor dem Spiel gegen Chemnitz kurzfristig krank geworden, also musste ich als Rechtsverteidiger einspringen", erzählt Willsch. Der 28-Jährige, eigentlich auf der offensiven Außenbahn zu Hause, macht ein starkes Spiel, bereitet das Siegtor vor – und verpasst seither keine Sekunde mehr. "Ich fühle mich sehr wohl. Manchmal entstehen aus einem Zufall gute Dinge", sagt er und grinst.

Als Löwen-Urgestein Daniel Bierofka Anfang November überraschend zurücktritt, hat sich Willsch auf seiner neuen Position schon so eingelebt, dass auch Nachfolger Michael Köllner nicht auf ihn verzichten kann. Willsch zahlt das Vertrauen, wie die gesamte Mannschaft, mit Leistung zurück. Seit Köllner übernommen hat, sind die Löwen ungeschlagen und haben mit vier Punkten Rückstand sogar Tuchfühlung zum Aufstiegsrelegationsplatz. Der Biero-Schock: wie weggeblasen.

"Es war schon Wahnsinn, wie turbulent die Hinrunde war. Wie wir diese Rückschläge weggesteckt haben, zeigt den Charakter der Mannschaft", sagt Willsch.

Nicht nur neben dem Platz treten die Löwen unter Michael Köllner selbstbewusster auf. "Er gibt uns an die Hand, von der ersten Minute an draufzugehen, hohes Pressing zu spielen und nicht abzuwarten", erzählt Willsch. Und das funktioniert blendend.

Dass Daniel Bierofkas Abgang der Mannschaft aber wehgetan hat, lässt auch der ehemalige Schweinfurter durchscheinen: "Er hat sich mit Tränen in den Augen von uns verabschiedet. Was Biero für diesen Verein geleistet hat, ist unbeschreiblich. Es war eine außergewöhnliche Situation." Auf dem Platz dürfe der Bierofka-Abgang aber keine Rolle spielen: "Wir sind Sportler genug, dass wir vor allem für uns selbst eine gute Leistung bringen wollen. Am Ende geht es nicht um den Trainer oder den Präsidenten, sondern um den Erfolg der Mannschaft."

Der personifizierte Erfolg war in der Hinrunde Sascha Mölders (34). An 17 Toren (neun Treffer, acht Vorlagen) war der Stürmer-Oldie beteiligt. "Mit 34 noch so zu marschieren, da kann man nur den Hut ziehen", schwärmt sein Teamkollege. "Er ist auch in der Kabine der wichtigste Spieler."

Mehr über Marius Willsch und den den TSV 1860 München lesen Sie in der Mittwochsausgabe der Heimatzeitung, Sport.