Kobayashi gewinnt erste Station in Oberstdorf
DSV-Adler zum Tournee-Auftakt vorn dabei – Drama um Bayerwald-Adler Freund: Erst top, dann disqualifiziert

29.12.2021 | Stand 18.09.2023, 20:41 Uhr

Holte mit seinem zweiten Sprung einiges raus: Markus Eisenbichler wurde beim Tounee-Auftakt Siebter. −Foto: dpa

Karl Geiger Fünfter, Markus Eisenbichler Siebter - die DSV-Adler standen zum Auftakt der 70. Vierschanzentournee in Oberstdorf zwar nicht auf dem Podest, haben sich bei Dauerregen aber alle Chancen in der Gesamtwertung bewahrt. Mit einem überragenden zweiten Sprung sicherte sich der Japaner Ryoyu Kobayashi den Tagessieg.

"Im ersten Moment war ich ein bisschen enttäuscht. Es ist aber insgesamt in Ordnung", sagte Geiger nach einem harten Kampf vor wegen der Corona-Pandemie erneut leeren Ränge in der 27.000-Zuschauer-Arena: "Die Spannung war größer als gedacht. Die Sprünge waren gut, aber nicht so gut, wie ich es kann."

Nach dem ersten Durchgang hatte der Vorjahressieger vom Schattenberg noch auf Platz drei gelegen. "Das war das erste von vier Springen, da ist noch alles drin", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher.

Kobayashi, Tourneesieger von 2018/19, stürmte mit einem Traumflug auf 141,0 m im zweiten Durchgang von Rang fünf zu seinem 23. Weltcupsieg, er setzte sich mit 302,0 Punkten vor den Norwegern Halvor Egner Granerud (299,2) und Robert Johansson (298,6) durch.

Geiger sprang 131,5 und 131,0 m (295,9 Punkte). Bei umgerechnet knapp dreieinhalb Metern Rückstand auf Kobayashi liegt er vor dem Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen in Schlagdistanz. "Die Ausgangsposition ist immer noch gut", sagte Geiger.

Allerdings zeichnet sich bereits nach der ersten Tourneestation ab, dass Geiger der deutsche Alleinunterhalter im Kampf um eine absolute Spitzenplatzierung werden wird. Neben der Nummer eins schafften in Oberstdorf nur drei weitere DSV-Adler den Sprung in den zweiten Durchgang - sieben deutsche Springer waren am Dienstag zur Qualifikation angetreten.

Der sechsmalige Weltmeister Markus Eisenbichler sprang im Wettkampf mit einem starken zweiten Durchgang noch auf Platz sieben, liegt aber bereits mehr als 20 Punkte hinter Kobayashi zurück. "Der zweite Sprung stimmt mich positiv, es geht in die richtige Richtung", sagte Eisenbichler. Stephan Leyhe wurde Neunter, Pius Paschke kam auf Platz 26.

Ganz bitter startete die Tournee für den wiedererstarkten Bayerwald-Adler Severin Freund. Der gebürtige Waldkirchener war nach einem Sprung bei schwierigen Bedingungen auf 124,5 Meter auf Top-10-Kurs, erhielt aber wenige Minuten nach seiner Landung die Hiobsbotschaft: Sein Anzug war zu groß, es folgte die Disqualifikation.

"Am Anzug hat was nicht gepasst", sagte Freund in der ARD. "Ich habe eigentlich gedacht, dass es passt. Hat es nicht. Es ist ein Sport, bei dem es manchmal um kleine Sachen geht. Es wird kontrolliert, und das ist auch gut so. Das muss man dann akzeptieren und beim nächsten Mal besser machen."

Auch für einen anderen prominenten Springer platzten alle Hoffnungen auf eine vordere Tournee-Platzierung: Titelverteidiger Kamil Stoch aus Polen schied im ersten Durchgang deutlich aus, der 34-Jährige hat damit bereits keine Chance mehr auf seinen vierten Goldadler hat. Für eine Überraschung sorgte Fatih Arda Ipcioglu, der als erster türkischer Skispringer Weltcuppunkte sammelte und 29. wurde.

Neben Freund verpasste auch Constantin Schmid, der sein K.o.-Duell gegen den Japaner Yukiya Sato um 0,2 Punkte verlor, den zweiten Durchgang. Olympiasieger Andreas Wellinger war bereits in der Qualifikation ausgeschieden.

Im Vorjahr hatte Geiger in seiner Heimatgemeinde ein kleines Skisprung-Märchen erlebt. Kurz vor der Tournee hatte er sich damals mit Corona infiziert, noch einen Tag vor der Qualifikation war sein Start in Oberstdorf fraglich - und dann gewann er praktisch aus der Quarantäne heraus am Schattenberg. Dass es letztlich in der Tourneewertung Platz zwei und nicht der Gesamtsieg wurde, ist fast schon schlechte deutsche Tradition. Seit 1992 siegten DSV-Adler zehnmal in Oberstdorf - nur Hannawald holte den Gesamtsieg.

− sid/aug/dpa