Die leere "Süd": Ein komisches Gefühl – und ein kleiner Vorteil für Assistent Emmer aus Passau

20.02.2017 | Stand 18.09.2023, 23:51 Uhr

Michael Emmer vor dem Spiel in Dortmund. − Foto: privat

Die legendäre "Gelbe Wand" in Dortmund – wo sonst 25 000 Fans jubeln, fiebern, leiden, trauern, blieb im Bundesligaspiel am Samstag gegen Wolfsburg leer. Ein "komisches Gefühl", befand auch Michael Emmer (45). Der Schiedsrichter-Obmann des Fußballkreises Passau war als Assistent bei Referee Günter Perl (47) im Einsatz – und sprach hinterher mit der Heimatzeitung über ein besonderes Fußballspiel.

Herr Emmer, wie war die Stimmung in Dortmund?

Michael Emmer: Es war schon irgendwie merkwürdig. Wenn man ins Stadion einläuft und dann diese leere Wand sieht, hat man schon ein komisches Gefühl. Klar war auch die Stimmung nicht ganz so euphorisch wie sonst, Dortmund ist ja normalerweise so ziemlich das lauteste Stadion in Deutschland.

Hatte die ganze Situation irgendeinen Einfluss auf Ihre Aufgabe als Assistent?

Emmer: Naja, es gab enorm viele Sicherheitsmaßnahmen – das hat sich auch auf uns Schiedsrichter ausgewirkt. Wir hatten mehr Besprechungen als sonst, es wurden einzelne Szenarien durchgespielt. Zum Beispiel, was zu tun wäre, sollten sich doch Fans auf die Südtribüne begeben. Aber Gott sei Dank blieb alles ruhig. Mit der Partie an sich hatten wir keine Probleme, wir haben hinterher sehr gute Kritiken bekommen.

Von den Rängen bekamen Sie wahrscheinlich auch weniger Feedback als sonst, wenn Sie die Fahne gehoben haben.

Emmer: Ja, es war insgesamt viel ruhiger. Ich war ehrlich gesagt froh, dass ich hinter mir immer wieder ein paar Fans gehört habe, weil man das irgendwie gewohnt ist. Nur dieses Mal habe ich zum Teil ganz genau verstanden, was die Leute gerufen haben. Insgesamt muss ich sagen, dass das Publikum in Dortmund sehr, sehr fair ist gegenüber dem Schiedsrichter – auch wenn das Stadion voll ist. Es wird ganz selten Stimmung gemacht gegen die Unparteiischen. Was ist noch besonders an Dortmund?

Emmer: Für einen Assistenten ist ein Spiel mit Dortmunder Beteiligung so ziemlich die schwierigste Aufgabe. Reus, Aubameyang, Schürrle – das sind extreme Grenzgänger, die bewegen sich ständig in Abseitsnähe. Außerdem sind sie enorm schnell. Beim Pass in die Tiefe musste du da extrem aufpassen. Am Samstag hatte ich allerdings einen kleinen Vorteil ...

Was meinen Sie?

Emmer: Naja, ohne die Südtribüne war es viel ruhiger im Stadion. Als Assistent achtest du auch auf das Geräusch der Ballberührung, wenn der entscheidende Pass gespielt wird. Du musst ja immer beides im Blick haben, ballführende Spieler und mögliche abseits stehende Abnehmer. Da hilft manchmal das Geräusch, wenn du hörst, so, jetzt ist der Pass gespielt worden. Und diese Ballgeräusche waren am Samstag einfach besser zu hören.