Die Frage nach dem Warum: Was Chris Seidl zur Rückkehr nach Künzing bewegt hat

08.02.2019 | Stand 19.09.2023, 0:52 Uhr

Zurück in der Heimat: Mit Christian Seidl kehrt eine Tor-Garantie zurück zum FC Künzing. In 162 Einsätzen bei den Herren schoss der Stürmer 158 Tore. −Foto: Michael Sigl

Christian Seidl ist seit Sommer zurück beim Bezirksligisten FC Künzing. Von seiner Zeit beim SV Schalding hat der hochtalentierte Fußballer große Ansprüche mitgebracht: Der 158-Tore-Stürmer will mit seinem Heimatverein hoch in die Landesliga – "unbedingt". Eine auch ein halbes Jahr nach seinem Wechsel noch häufig gestellte Frage ist die: Warum geht einer mit 24 Jahren in die Bezirksliga, wo er doch regelmäßig in der Regionalliga spielen könnte? Die Heimatzeitung hat Seidl auf dem Hof seiner Eltern in Langburg zwei Kilometer hinter Künzing getroffen – und nach einer Antwort gesucht.

Dass der Fußball eine Liga höher so viel spaßiger wäre, kann jedenfalls nicht der Grund sein. In eineinhalb Jahren schoss Seidl 13 Tore in 44 Regionalliga-Einsätzen, sein Bedarf nach Höhenluft ist also gedeckt. Ihm, der nichts im Leben lieber tut als Fußball zu spielen, ging und geht es bei seiner Rückkehr zum FC Künzing nie um Fußball allein.Denn es sind nicht große Siege, die Seidl sich ausmalt. Es geht ihm um das Drumherum: Seidl spricht von Auswärtsfahrten mit einem Bus voller Fans jung wie alt, die sich von kleinauf kennen; von Wirtshausbesuchen, bei denen sich die Mannschaft nach Siegen "vor Goaßmaß’n gar nicht mehr retten kann" – genauso wie nach Niederlagen vor Kritikern.

Bevor der Eindruck entsteht, beim mittlerweile professionell aufgestellten Viertligisten SV Schalding wäre fürs Gemütliche und Gemeinschaftliche kein Platz mehr, hakt Seidl ein: "Ich habe mich immer sehr wohlgefühlt und habe heute noch täglich Kontakt zu Spielern. Der Verein ist mir immer entgegengekommen. Markus Clemens hat mir nach meinem Kreuzbandriss sogar um einen Arzttermin geschaut, obwohl der Wechsel nach Künzing schon fix war", sagt Seidl.

Heißt: Der SVS hat nichts falsch gemacht – und hätte auch nichts tun können, um Seidl im Passauer Vorort zu halten. Vielmehr ist es wohl so: Christian Seidl möchte seinem Heimatverein, sich und dem Ort eine Erinnerung fürs Leben schenken.

In dieser Saison wird das aber erstmal nichts mit dem Aufstieg. Die Künzinger hängen in der Tabelle der Bezirksliga Ost auf Platz 5 fest, der Zug nach vorn ist abgefahren. Morgen startet der FCK in die Vorbereitung – mit Christian Seidl. Nach seinem zweiten Kreuzbandriss ist das nicht selbstverständlich. Aber wie bei seiner ersten Verletzung dieser Art erholte sich der 24-Jährige mit Hilfe von Mannschafts-Physio Roland Winberger in Windeseile. Schon im Herbst und damit nur vier Monate nach seiner OP am 19. Juni trainierte Seidl wieder mit der Mannschaft.

Nur konditionell hinterließ die Pause Spuren. Deshalb legte Seidl schon zum Jahreswechsel mit Kraft- und Laufeinheiten los – und tauchte dann vor über zwei Wochen plötzlich bei den A-Junioren der Spvgg Grün-Weiß Deggendorf auf. "Trainer Christian Weigl hat mich gefragt, ob ich die Vorbereitung mitmachen will", sagt Seidl, der mit dem Einverständnis beider Vereine spontan zusagte und bis vor ein paar Tagen zwei- wenn möglich dreimal die Woche vorbeischaute. Seine persönliche Vorbereitung bis zum Liga-Start am 16. März dauert also über zehn Wochen. Starten wird der FC Künzing bei der Spvgg Ruhmannsfelden, für Seidl wird es das erste Pflichtspiel seit dem Wechsel.

− sli



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